CHRISTOPH HEINRICH KNIEP 1755 Hildesheim – Neapel 1825 Paestum, Poseidontempel, mit weidendem Vieh und sich vor dem Tempel unterhaltenden Hirten und Jäger. 25 Feder und Pinsel in Sepia, auf cremefarbenem Bütten, auf Bütten aufgezogen. 24:33,8 cm. – Mit Reißnagellöchlein in den Ecken. 50
Vergleichsliteratur: Auktion Schneider-Henn, München, 13.07.1997, Das Tocco-Album. 60 Zeichnungen von Christoph Heinrich Kniep (heute Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus- Museum). Zu Blatt 23, einer Federzeichnung mit einer Ansicht des „Tempio Dorico di Paestum“, datiert 1816, schreibt Georg Striehl: „Sein Typ weist ihn als den sogen. Poseidon-Tempel von Paestum aus. Er findet sich auf vielen Bildern Knieps als Verweis auf die Antike, sei es als Ruine oder in ‚restaurierter’ Form... Kniep besaß ein Korkmodell dieses Tempel und hatte ihn so immer als Vorlage zur bequemen Verfügung.“ Die figürliche Staffage, die Kniep seinen Landschaften beizufügen pflegt (meist kleine Steh- oder Sitzfiguren), beleben die vedutenhaften, gleichzeitig elegisch vorgetragenen Motive, die der Künstler gerne über einem Vordergrund aus Gestein, Gesträuch oder Blattwerk (bevorzugt große Blätter in botanischer Vielfalt, ein Beispiel zu den Blattformen im Tocco-Album) aufbaut, in der vorliegenden lavierten Tuschzeichnung ausführlich ausbreitet. Goethe hat dieser Motivkanon Knieps gut gefallen, und daß er ihn als künstlerischen Begleiter seiner italienischen Weiterreise nach Sizilien im Jahr 1786 erwählte, hat sich in der Folge als stimmig erwiesen. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein schreibt in seinen Erinnerungen: „... für Kniep wäre diese Reise ein Glück auf zeitlebens und Goethe erhielte durch die Zeichnungen ein ersichtliches Andenken daran. Dies wurde denn auch so beschlossen; und Kniep reiste mit.“ Und Goethes Dank ist in der „Italienische Reise“ oft ausgesprochen: „Kniepen, mir vom Glück zugeführet, kann ich nicht genug preisen...“. Künstlerisch geschult hat sich Kniep bei dem Bildhauer und Maler Johann Friedrich Blasius Ziesenis (1715-1785) und dem Porträtmaler Johann Georg Ziesenis (1716-1777) in Hannover . Er lebte anschließend als Porträtzeichner in Hamburg und verkehrte hier u.a. mit Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius, Johann Heinrich Voß und Jens Juel (1745-1802). Danach war er in Kassel, Lübeck und Berlin tätig, wo ihm 1781 die Protektion des Fürstbischofs von Ermland zuteil wurde. Der Bischof , dem Kniep zuerst nach Heilsberg folgte, versah ihn mit einem Reisestipendium nach Italien, ließ ihn aber dort auf sich allein gestellt. In Rom suchte Kniep sein Auskommen durch das Zeichnen von Veduten und das Kopieren klassischer Kunstwerke. Um 1782/83 siedelte er nach Neapel über, wo er seitdem lebte. Jakob Philipp Hackert (1737-1807) unterstützte ihn bei den Bemühungen, seine Vedutenkunst zu kultivieren. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) vermittelte ihn 1787 als Reisebegleiter und Zeichner an Goethe, der ihn nach Sizilien mitnahm und ihm später von Weimar aus wiederholt Aufträge verschaffte. Nicht zuletzt ist der Großteil von Knieps 1787-1799 entstandenen, bildhaft ausgeführten Landschaftszeichnungen diesen Aufträgen zu verdanken, die in ihrer Verbindung von Strenge, Sauberkeit und idealer Überhöhung eigenständig wirken. 1822 wurde Kniep als Professor ohne Honorar an die Akademie in Neapel berufen. Damit verbunden war eine gewisse beratende Funktion und er scheint auch am Unterrichtsbetrieb beteiligt gewesen zu sein. 25 51