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GERHARDT WILHELM VON REUTERN<br />
1794 Gut Rösthof bei Walk/Livland – Frankfurt am Main 1865<br />
Zwei Eselstudien übereinander, oben nach rechts stehend, unten nach links stehend.<br />
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Öl, auf grau grundiertem, braunem festem Velin, verso von alter Hand bezeichnet „Reutern“. 23,5:19,7 cm. –<br />
Mehrere kleine Randeinrisse sowie ein ca. 3 cm langer Einriß sorgfältig restauriert,<br />
rechte untere Ecke ergänzt, kleine Retuschen.<br />
Provenienz: Sammlung Walther Unus (eigentl. Walther Heinrich ),<br />
Berlin (1872-1939), Schriftsteller, Kunstsammler, Bank beamter.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Gerhardt Wilhelm von<br />
Reuter n 1794-1865. Drawings and Watercolours. London, Hazlitt ,<br />
Gooden & Fox, 1978; Gerhardt von Reutern. Hrsg. Vereinigung<br />
Malerstübchen Willingshausen e.V., Willingshäuser Hefte 4, Willingshausen,<br />
1994; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Kunstlandschaft Rhein-Main.<br />
Magie des Augen blicks – Skizzen und Studien in Öl, Museum<br />
Giersch, Frankfurt am Main 2009, Nr. 82, Abb. S. 186.<br />
Nach einem kurzen Studium der Natur- und Militärwissenschaften<br />
wurde von Reutern 1811 Kavalleriesoldat und beteiligte<br />
sich an den Feldzügen Rußlands. Durch eine Kriegsverwundung<br />
verlor er in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 den rechten<br />
Arm. In Weimar machte er 1814 die Bekanntschaft Goethes, mit<br />
dem er später häufig zusammentraf. Nach erneuter Kriegsteilnahme<br />
im Jahr 1815 Beurlaubung und ausgedehnte Reisen. 1818<br />
begann er in Heidelberg Geschichte und Kunstgeschichte zu<br />
studieren; zugleich ermunterte ihn Goethe zum Malen mit dem<br />
linken Arm. 1820 folgte die erste größere Italienreise. Nach seiner<br />
Verheiratung in Willingshausen – sein erster Aufenthalt in<br />
Willingshausen ist in das Jahr 1814 zu datieren – mit der Tochter<br />
des hessischen Rittmeisters von Schwertzell kehrte von Reutern<br />
über Weimar und Leipzig nach Livland zurück. Der nach der<br />
Kriegsverwundung und Amputation labile Gesundheitszustand<br />
veranlaßte ihn zwei Jahre später zum Verkauf seines Landgutes<br />
und wiederholten Kuren u.a. in Bad Ems 1825, 1826 und 1827<br />
und ärztlichen Behandlungen 1825, 1834 und 1839 sowie weiteren<br />
Kuren in Schlangenbad und in der Schweiz. 1824 studierte<br />
er in Bern bei dem Schweizer Aquarellmaler Gabriel Lory d. J.<br />
(1784-1846). Eine Reise nach Italien schloß sich von November<br />
1824 bis Mai 1825 an. Dann kehrte er nach Willingshausen zurück,<br />
wo er auf Ludwig Emil Grimm (1790-1863) traf; sie betrieben<br />
erste gemeinsame Fahrten zum Landschaftsstudium in<br />
Willingshausen und Umgebung. Beide Künstler gelten damit<br />
als Begründer der „Willingshäuser Malerkolonie“, der ältesten<br />
Maler kolonie im deutschen Raum.<br />
In dieser Zeit der Zusammenarbeit entstanden auch von Reutern s<br />
erste Radierungen unter der Anleitung Grimms im Jahr 1826;<br />
erste gezeichnete Tierbilder sind ebenfalls für dieses Jahr zu belegen<br />
(vgl. Gerhardt von Reutern. Hrsg. Vereinigung Malerstübchen<br />
Willingshausen e.V., Willingshäuser Hefte 4, Willingshausen,<br />
1994, Nr. 20); Radierungen mit Tierdarstellungen sind von<br />
1828 bekannt (vgl. op. cit., die Nrn. 31-35). 1828 ging er an die<br />
Kasseler Kunstakademie, wo er Schüler des berühmten Landschaftsmalers<br />
Johann Martin von Rhoden (1778-1868) war. In<br />
den folgenden Jahren pflegte von Reutern sehr engen Kontakt<br />
zu Grimm, mit dem er gemeinsam zeichnete und malte und von<br />
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