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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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1. Die <strong>Entwicklung</strong> <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong><br />

Träger von Erleben <strong>und</strong> Empfinden begreifen muss, bevor es mit der anderen Person<br />

mitfühlen kann. Der relationale Anteil am <strong>empathischen</strong> Erleben besteht darin, dass es eines<br />

Verb<strong>und</strong>enheitsgefühls beziehungsweise einer Beziehung zur anderen Person bedarf, damit<br />

deren Notlage überhaupt an Relevanz gewinnt. Erst dann löst <strong>die</strong> Situation das Mitgefühl des<br />

Kindes aus.<br />

Die beiden Konzepte Autonomie <strong>und</strong> Relationalität haben <strong>die</strong> kulturvergleichende<br />

Forschung in den letzten 40 Jahren dominiert <strong>und</strong> beide kommen in verschiedenen<br />

Theorieentwürfen mit leichten Bedeutungsverschiebungen <strong>und</strong> mit unterschiedlichen<br />

konzeptionellen Implikationen vor. Triandis (1994; 1995) geht von einem eindimensionalen<br />

Konzept aus, in dem Kulturen einen bestimmten Platz <strong>auf</strong> einem Kontinuum mit den beiden<br />

gegensätzlichen Polen Kollektivismus <strong>und</strong> Individualismus einnehmen. Markus <strong>und</strong> Kitayama<br />

(1991; 1994) sprechen von einem independenten Entwurf des Selbst, der dem<br />

interdependenten Entwurf als anderem Extrem gegenübersteht. Kagitçibasi (2007) spricht von<br />

Handlungswirksamkeit (agency) <strong>und</strong> Relationalität (interpersonal relatedness) als zwei<br />

unabhängigen Dimensionen. Ihr zufolge lassen sich sowohl soziokulturelle Kontexte als auch<br />

einzelne Personen in <strong>die</strong>sem zweidimensionalen Raum anordnen. Keller (2007) geht unter<br />

entwicklungspsychologischer Perspektive von zwei prototypischen <strong>Entwicklung</strong>spfaden aus.<br />

In ihrem Ansatz sind <strong>die</strong> Konzepte Autonomie <strong>und</strong> Relationalität nur bedingt<br />

voneinander unabhängig. Bei prototypischen <strong>Entwicklung</strong>sverläufen herrscht jeweils eines<br />

der Konzepte <strong>auf</strong> Kosten des anderen als Organisationsprinzip (developmental organizer) des<br />

psychischen Systems vor. Beim independenten <strong>Entwicklung</strong>spfad ist das <strong>die</strong> Autonomie,<br />

beim interdependenten <strong>Entwicklung</strong>spfad <strong>die</strong> Relationalität. Zwischen <strong>die</strong>sen prototypischen<br />

Verläufen sind jedoch alle möglichen Mischformen vorstellbar. Raeff (2006) schließlich geht<br />

in ihrem Ansatz so weit, eine zeit- <strong>und</strong> kontextübergreifende Fixierung des Individuums<br />

<strong>auf</strong>zugeben. Sie postuliert, dass Independenz <strong>und</strong> Interdependenz sich gegenseitig bedingen<br />

<strong>und</strong> konstituieren <strong>und</strong> legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit dar<strong>auf</strong> zu untersuchen, wie sich<br />

unterschiedliche Aspekte von Independenz <strong>und</strong> Interdependenz im Alltagserleben des<br />

heranwachsenden Kindes situations- <strong>und</strong> domänenspezifisch manifestieren.<br />

So verschieden <strong>die</strong>se Ansätze hinsichtlich ihrer Dimensionalität, ihrer Reichweite <strong>und</strong><br />

ihres Erklärungswertes sein mögen, der gemeinsame Kern lässt sich wie folgt beschreiben:<br />

Verhalten <strong>und</strong> Erleben, das durch Autonomie beziehungsweise Independenz gekennzeichnet<br />

ist, zeichnet sich durch das Primat des Individuellen aus. Allgemein ist damit <strong>die</strong><br />

Selbständigkeit des Individuums in Bezug <strong>auf</strong> zentrale psychische Prozesse wie Emotion,

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