Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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136 12. Diskussion Delhi erwartungsgemäß unterscheidet, auf individueller Ebene allerdings nicht mit der Anzahl der im Haushalt lebenden Verwandten oder dem Bildungsgrad der Eltern zusammenhängt. Den unerwarteten Befund, dass die Mütter in Delhi der Autonomieentwicklung ihrer Kinder einen geringeren Stellenwert zuschreiben, könnte ebenso auch durch den höheren Wert erklärt werden, der der Großfamilie in diesem Kontext zukommt. Um ein konfliktarmes Zusammenleben zu ermöglichen, sollten gegebenenfalls strukturell sinnvolle Autonomiebestrebungen manchmal zurückgestellt werden. Es scheint also nicht so zu sein, als ob sich die individuellen Unterschiede in den Werthaltungen auf soziostrukturelle Parameter reduzieren ließen. Insofern ist es am realistischsten, davon auszugehen, dass es entwicklungsrelevante Bedingungen und Kontexte gibt, die eher durch soziostrukturelle Parameter und solche, die eher durch die Wertorientierung der primären Bezugspersonen bestimmt werden. Weiterhin hängen diese beiden Faktoren vor allem in sich schnell wandelnden Umwelten nur bedingt miteinander zusammen.
12. Diskussion 12.3. Einflüsse früher Interaktionserfahrungen auf die Autonomieentwicklung Neben dem normativen Einfluss auf die Genese prosozialen Verhaltens wurde der Kontingenzerfahrung der dreimonatigen Säuglinge eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Autonomie als zentrale Voraussetzung gemäß sozialkognitiver Theorien zugeschrieben. Erwartungsgemäß unterschied sich weder die Gesamtkontingenzrate noch der Prozentsatz der Kinder, die sich mit 19 Monaten im Spiegel erkannten. Weiterhin gab es kulturspezifische Kontingenzmuster, die mit den Befunden zu distalem und proximalem Elternverhalten korrespondieren. Die primären Bezugspersonen der Berliner Stichprobe zeigten häufiger als die Personen der Stichprobe aus Delhi kontingente Reaktionen, die die Kinder sehen konnten, wohingegen Letztere in Reaktion auf nonverbale Kindsignale tendenziell häufiger kontingente Reaktionen zeigten, die die Kinder fühlen konnte. Entgegen der Erwartung bestand allerdings kein Zusammenhang zwischen der Kontingenzerfahrung der dreimonatigen Säuglinge und der späteren Autonomieentwicklung, die über das Selbsterkennen im Spiegel erfasst wurde. Um diesen unerwarteten Befund zu erklären, könnte man argumentieren, dass die Zeitabstände ungünstig gewählt wurden. Die Wahl dieser Zeitpunkte richtete sich nach den Zeitpunkten, zu denen nach dem Entwicklungspfadmodell von Keller (2007) die beiden ersten universellen Entwicklungsaufgaben anstehen, nämlich der Aufbau erster sozialer Beziehungen mit drei Monaten und die Ausbildung eines frühen Selbstkonzepts Mitte des zweiten Lebensjahres. Gegen dieses Argument spricht allerdings, dass dieser theoretisch postulierte Zusammenhang in soziokulturellen Kontexten, die die prototypisch entgegen gesetzten Entwicklungspfade verkörpern, empirisch nachgewiesen werden konnte. Je distaler (Keller et al., 2004) oder kontingenter (Keller et al., 2005) das Verhalten der primären Bezugspersonen in einem spezifischen Kontext war, desto höher war der Anteil der Kinder, die sich im Spiegel erkannten. Es könnte allerdings sein, dass sich die Interaktionsstile der Mütter in Berlin und Delhi einfach zu ähnlich waren, als dass sich der postulierte Zusammenhang klar zeigen ließ. Es ist generell schwieriger, innerhalb recht homogener Stichproben Zusammenhänge auf individueller Ebene nachzuweisen als Gruppen von Personen aus sehr unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten miteinander zu kontrastieren. Daneben könnte es weiterhin sein, dass die Annahme eines direkten und unabhängigen Einflusses der frühkindlichen Erfahrungen auf die spätere Entwicklung im zweiten Lebensjahr falsch ist. Eventuell wäre es angemessener, davon auszugehen, dass die frühkindlichen Erfahrungen vermittelt über eine Kette von zwischengeschalteten Prozessen und Entwicklungen auf die Entwicklung des kategorialen Selbst wirkt. Möglicherweise wird der Einfluss, der durch diese eher geringen 137
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8 2. Die Phänomenologie empathisch
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3. Der Beginn empathischen Erlebens
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14 4. Empirische Belege für empath
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38 6. Das Selbsterkennen im Spiegel
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42 7. Sozialkognitive Voraussetzung
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10.2. Stichprobenbeschreibung 68 10
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82 10. Methode 10.3.3.1. Rouge-Test
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