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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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12. Diskussion<br />

12.1. Alternative <strong>Entwicklung</strong>spfade zum frühen Hilfeverhalten<br />

Geht man davon aus, dass <strong>die</strong> Daten reliabel <strong>und</strong> valide erhoben wurden, stellt sich an<br />

<strong>die</strong>sem Punkt <strong>die</strong> Frage, wie <strong>die</strong>ser Bef<strong>und</strong> erklärt werden kann. Generell sind drei<br />

Möglichkeiten denkbar, <strong>die</strong> im Folgenden ausgeführt <strong>und</strong> <strong>auf</strong> ihren Erklärungswert hin<br />

untersucht werden sollen: Man könnte, erstens, den Gedanken der domänenübergreifenden<br />

Veränderung in der repräsentationalen Fähigkeit <strong>auf</strong>geben, den Gedanken, zweitens,<br />

modifizieren <strong>und</strong> um domänenspezifische <strong>Entwicklung</strong>en ergänzen oder drittens, alternative<br />

<strong>Entwicklung</strong>spfade zum frühen Hilfeverhalten postulieren.<br />

Die erste Möglichkeit besteht darin, dass man <strong>die</strong> Idee des domänenübergreifenden<br />

Wandels in der repräsentationalen Fähigkeit als gemeinsame Ursache beider <strong>Entwicklung</strong>en<br />

<strong>auf</strong>gibt. Bischof-Köhler (1989) spricht in <strong>die</strong>sem Zusammenhang von dem Einsetzen der<br />

Vorstellungstätigkeit, Perner (1991) von den sek<strong>und</strong>ären Repräsentationen <strong>und</strong> Barresi <strong>und</strong><br />

Moore (1996) von imagination. Alternativ könnte man argumentieren, dass es sich bei der<br />

<strong>Entwicklung</strong> des Selbsterkennens im Spiegel <strong>und</strong> des frühen Hilfeverhaltens um<br />

domänenspezifische Phänomene handelt, <strong>die</strong> sich zeitnah aber unabhängig voneinander<br />

entwickeln. In <strong>die</strong>ser Richtung könnte auch der Bef<strong>und</strong> von Nielsen <strong>und</strong> Dissenayake (2004)<br />

interpretiert werden, dass verschiedene <strong>Entwicklung</strong>en, <strong>die</strong> laut Perner alle <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

domänenübergreifende <strong>Entwicklung</strong> sek<strong>und</strong>ärer Repräsentationen zurückzuführen sind, dem<br />

eben beschriebenen Muster folgen. In einer Längsschnittuntersuchung fanden <strong>die</strong> Autoren,<br />

dass das Als-ob Spiel (pretend play), <strong>die</strong> synchrone Imitation (synchronic imitation) <strong>und</strong> das<br />

Selbsterkennen im Spiegel einen ähnlichen <strong>Entwicklung</strong>sverl<strong>auf</strong> zeigten, <strong>auf</strong> individueller<br />

Ebene jedoch nicht miteinander zusammenhingen. Folgt man <strong>die</strong>ser Argumentation, stellt sich<br />

allerdings das Problem, dass <strong>die</strong> eingangs beschriebenen Untersuchungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> These eines<br />

domänenübergreifenden Wandels deutlich stützen, nur schwer erklärt werden können.<br />

Sicherlich könnten einige <strong>die</strong>ser Untersuchungen methodisch kritisiert werden, allerdings<br />

scheint es zumindest unter bestimmten Umständen einen Zusammenhang zwischen dem<br />

Selbsterkennen im Spiegel als Maß für das kategoriale Selbst <strong>und</strong> anderen <strong>Entwicklung</strong>en,<br />

beispielsweise dem empathisch motivierten Hilfeverhalten (Bischof-Köhler, 1989, 1994) oder<br />

der synchronen Imitation (Asendorpf & Baudonnière, 1993; Asendorpf et al., 1996), zu<br />

geben. Da auch in <strong>die</strong>ser Arbeit in der Berliner Stichprobe ein Zusammenhang zwischen dem<br />

Selbsterkennen im Spiegel <strong>und</strong> der Stärke des Mitgefühls gef<strong>und</strong>en werden konnte, wäre es<br />

wenig überzeugend, <strong>die</strong> Domänenspezifität <strong>die</strong>ser <strong>Entwicklung</strong>en zu postulieren.<br />

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