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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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3. Der Beginn <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong><br />

Nach Hoffmans Stufentheorie werden <strong>die</strong> <strong>empathischen</strong> Kompetenzen mit<br />

zunehmendem Alter weiter ausdifferenziert <strong>und</strong> gipfeln schließlich darin, dass Jungendliche<br />

mit dem Schicksal einer unbekannten Person oder einer gesellschaftlichen Gruppierung<br />

mitempfinden können.<br />

Hoffmans Argumentation ist eher theoretisch <strong>und</strong> fußt hauptsächlich <strong>auf</strong><br />

anekdotischen Beispielen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Stufen zwar veranschaulichen, aber nicht<br />

empirisch absichern. Bei den Stufen der globalen Empathie <strong>und</strong> der egozentrischen Empathie<br />

bleibt unklar, warum <strong>die</strong> angeführten Verhaltensweisen mit einer zunehmenden Ich-Andere-<br />

Unterscheidung zusammenhängen <strong>und</strong> nicht alternativ <strong>auf</strong> <strong>Entwicklung</strong>en in der<br />

Emotionsregulation zurückgeführt werden können. Außerdem bleibt unklar, was <strong>die</strong> Ich-<br />

Andere-Unterscheidung <strong>auf</strong> <strong>die</strong>sen <strong>Entwicklung</strong>sstufen auszeichnet. Hoffman argumentiert<br />

zwar, das Kind würde sich <strong>auf</strong> der Stufe der globalen Empathie zumindest „schemenhaft“, <strong>auf</strong><br />

Stufe der egozentrischen Empathie „zunehmend“ <strong>und</strong> <strong>auf</strong> der Stufe der quasi-egozentrischen<br />

Empathie schließlich vollständig der anderen Person als physisch getrennt bewusst. Meiner<br />

Meinung nach rechtfertigt allerdings weder <strong>die</strong> Verhaltensänderung im <strong>empathischen</strong> Erleben<br />

noch der Hinweis <strong>auf</strong> eine beginnende Ich-Andere-Unterscheidung <strong>die</strong> Definition <strong>die</strong>ser<br />

beiden <strong>Entwicklung</strong>sstufen. Bei der Stufe der quasi-egozentrischen Empathie bleibt außerdem<br />

unklar, wie das Kind <strong>die</strong> mitempf<strong>und</strong>ene Emotion als <strong>die</strong> Emotion der anderen Person<br />

identifizieren kann, wo ihm doch <strong>die</strong> inneren Zustände der anderen Person unzugänglich sind<br />

<strong>und</strong> es sich nur der physischen Grenze zwischen sich <strong>und</strong> der anderen Person bewusst wird.<br />

Hoffman bleibt zu vage, was <strong>die</strong> sozialkognitiven Mechanismen betrifft, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Wahrnehmung der Emotion, nicht jedoch der Bedürfnisse der anderen Person ermöglicht.<br />

Trotz <strong>die</strong>ser Kritik ist es Hoffman hoch anzurechnen, dass er als erster <strong>die</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> des <strong>empathischen</strong> Empfindens mit der sozialkognitiven <strong>Entwicklung</strong> der Ich-<br />

Andere-Unterscheidung in Zusammenhang brachte, denn <strong>die</strong>ser Gedanke hatte einen<br />

maßgeblichen Einfluss <strong>auf</strong> <strong>die</strong> spätere Theorieentwicklung. Hoffman überzeugt an dem<br />

Punkt, an dem er herleitet, dass erst mit der Erkenntnis, dass <strong>die</strong> Emotion der anderen Person<br />

<strong>die</strong> Ursache für <strong>die</strong> mitempf<strong>und</strong>ene Emotion ist, Mitgefühl entstehen kann <strong>und</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Mitgefühl eine zentrale Rolle bei der Motivation prosozialen Verhaltens zukommt:<br />

„The cognitive sense of oneself and others as separate, independent entities is so intrinsic to<br />

empathically aroused affect as to alter the very quality of the observer’s affective experience.<br />

It follows that once children have a sense of themselves as separate from others, something<br />

happens to the quality of their empathic distress. […] Once children have separate images of<br />

themselves and others, their own empathic distress, which is a parallel response – that is, a

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