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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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10. Methode<br />

Bezugsperson umso stärker als selbstwirksames, autonomes Agens, je häufiger <strong>die</strong> primären<br />

Bezugspersonen kontingent <strong>auf</strong> dessen Signale reagieren (Bigelow, 1998; Tarabulsy et al.,<br />

1996). Da <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung in zwei unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten<br />

erhoben wird, finden zwei Aspekte besondere Berücksichtigung.<br />

Erstens steht <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung des Säuglings <strong>und</strong> nicht das kontingente<br />

Verhalten der Mutter im Mittelpunkt. Diese Unterscheidung ist relevant, da sich in 36% der<br />

Familien aus Delhi Interaktionskontexte mit mehreren Bezugspersonen entwickelten. Solange<br />

es sich um exklusive, dyadische Interaktionen handelt, sind beide Größen deckungsgleich. Da<br />

<strong>die</strong> alltägliche Erfahrung des Säuglings <strong>die</strong> zentral Größe in <strong>die</strong>ser Arbeit ist, ist es weniger<br />

<strong>die</strong> kontingente Reaktion der Mutter als <strong>die</strong> alltagsnahe, möglicherweise<br />

personenübergreifende Kontingenzerfahrung des Säuglings, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> weitere <strong>Entwicklung</strong><br />

des Kindes von Belang ist. Würde man sich <strong>auf</strong> das kontingente Verhalten der Mutter<br />

beschränken, würde man <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung des Säuglings möglicherweise<br />

unterschätzen, da <strong>die</strong> Mütter zumindest augenscheinlich weniger kontingent reagierten, sobald<br />

weitere Personen an der Interaktion beteiligt waren.<br />

Zweitens sollen möglichst alle potentiellen Modalitäten berücksichtigt werden, mit<br />

denen kommunikative Signale entweder gesendet oder empfangen werden können. Es gibt<br />

einige Untersuchungen, <strong>die</strong> zeigen konnten, dass in mehreren Kulturen Vokalisationen <strong>die</strong><br />

dominante Modalität sind, in denen sowohl Mutter als auch Kind Signale senden <strong>und</strong> <strong>auf</strong><br />

Signale des Anderen reagieren (Bornstein, Tamis-LeMonda, Tal, & Ludemann, 1992; Hsu &<br />

Fogel, 2003; Van Egeren, Barratt, & Roach, 2001). Allerdings fanden andere Untersuchungen<br />

kulturspezifische Modifikationen <strong>die</strong>ser Kontingenzmuster (vergleiche Kärtner, Keller, Lamm<br />

et al., eingereicht). Fogel, Toda <strong>und</strong> Kawai (1988) konnten zeigen, dass euroamerikanische<br />

Mütter aus Lafayette, Indiana, häufiger mittels expressiver Mimik <strong>und</strong> Vokalisation <strong>auf</strong><br />

Blicke, Lächeln oder Vokalisationen ihrer Kinder reagierten, wohingegen Mütter aus Nagayo,<br />

Japan, häufiger <strong>auf</strong> Signale ihrer Kinder reagierten, indem sie sich vorlehnten oder ihre<br />

Kinder berührten. In einer anderen Untersuchung, <strong>die</strong> Familien aus New York, Paris <strong>und</strong><br />

Tokio verglich, fanden <strong>die</strong> Autoren, dass Mütter aus New York häufiger extradyadisch <strong>auf</strong><br />

das Blickverhalten ihrer fünfmonatigen Kinder reagierten, wohingegen Mütter aus Tokio<br />

häufiger dyadisch <strong>auf</strong> ihre Kinder reagierten (Bornstein et al., 1992). Richman, Miller <strong>und</strong><br />

LeVine (1992) verglichen euroamerikanische Mütter der Mittelklasse von Boston mit Müttern<br />

der Gusii, einer ethnischen Gruppe im Westen Kenias, <strong>die</strong> überwiegend<br />

subsistenzwirtschaflich organisiert ist. Die Bef<strong>und</strong>e deuten dar<strong>auf</strong> hin, dass <strong>die</strong> Mütter aus<br />

Boston vor allem akustische <strong>und</strong> visuelle Modalitäten nutzten, um <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Signale ihrer

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