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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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8. Soziokulturelle Einflüsse <strong>auf</strong> das frühe Hilfeverhalten<br />

8.2. Einflüsse <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> der relationalen Anteile des Selbst<br />

Bisher wurde in Anlehnung an frühere kulturvergleichende Arbeiten argumentiert,<br />

dass sich verschiedene soziokulturelle Kontexte sowohl hinsichtlich der normativen<br />

Orientierung bezüglich prosozialen Handelns als auch hinsichtlich der prosozialen Motivation<br />

<strong>und</strong> des prosozialen Verhaltens selbst unterscheiden lassen. Es ist das Ziel <strong>die</strong>ses Abschnitts,<br />

<strong>die</strong>se Annahmen empirisch zu untermauern. In Abschnitt 8.2.1 werden Bef<strong>und</strong>e zu<br />

Kulturunterschieden in der normativen Orientierung berichtet. In Abschnitt 8.2.2 werden<br />

empirische Bef<strong>und</strong>e vorgestellt, <strong>die</strong> belegen, dass sich schon ab einem Alter von wenigen<br />

Jahren nicht nur <strong>die</strong> normative Orientierung, sondern auch das konkrete prosoziale Verhalten<br />

von Kindern in verschiedenen soziokulturellen Kontexten unterscheidet. Im Anschluss daran<br />

wird der Frage nach den Mechanismen nachgegangen, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> normativen Einflüsse der<br />

Umwelt <strong>auf</strong> <strong>die</strong> prosoziale Motivation des Kindes wirken. An <strong>die</strong>ser Stelle soll<br />

vorweggenommen werden, dass gr<strong>und</strong>legend davon ausgegangen wird, dass <strong>die</strong> normative<br />

Orientierung der Umwelt über <strong>die</strong> Teilhabe an verschiedenen kulturellen Praktiken vermittelt<br />

wird, wobei <strong>die</strong>ses Alltagshandeln <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Motivlage des Kindes rückwirkt.<br />

8.2.1. Prosoziale Normen<br />

Mehrere anthropologisch ausgerichtete Feldstu<strong>die</strong>n in nicht-westlichen Kulturen legen<br />

den Schluss nahe, dass sich Gesellschaften beziehungsweise Gemeinschaften stark in dem<br />

Ausmaß unterscheiden können, in dem prosoziales <strong>und</strong> kooperatives Verhalten normativ ist.<br />

So wurden in einer Reihe von Feldstu<strong>die</strong>n manche Kulturen als sehr prosozial beschrieben<br />

(zum Beispiel <strong>die</strong> Aitutaki (Graves & Graves, 1983), <strong>die</strong> Papago (Rohner, 1975) oder <strong>die</strong><br />

Bewohner Javas (Mulder, 1996)), andere wiederum als grausam <strong>und</strong> feindselig<br />

(beispielsweise <strong>die</strong> Ik in Uganda (Turnbull, 1972) oder <strong>die</strong> Alorese (Rohner, 1975)). Kulturen<br />

können sich auch bezüglich des praktischen Nutzens unterscheiden, der prosozialem<br />

Verhalten zugeschrieben wird. So argumentiert Nsamenang (1992), dass in manchen Kulturen<br />

Westafrikas von frühester Kindheit an prosoziales Verhalten ermutigt wird, um <strong>die</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> von Normen des Teilens <strong>und</strong> Tauschens zu fördern, <strong>die</strong> dem<br />

Gruppenzusammenhalt <strong>die</strong>nen sollen. Allerdings bleibt bei den meisten <strong>die</strong>ser Arbeiten<br />

unklar, welches <strong>die</strong> Referenzgruppe ist <strong>und</strong> welche Eigenschaften <strong>die</strong>se Referenzgruppe hat,<br />

<strong>die</strong> den Schluss der Autoren rechtfertigen, <strong>die</strong> Zielkultur sei sehr prosozial, da eine solche<br />

Aussage immer ein „prosozialer als“ impliziert.<br />

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