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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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12. Diskussion<br />

empathisch motiviertes Hilfeverhalten sei. Unter Abschnitt 12.1 wurde schon ausführlich<br />

dargestellt, dass es neben <strong>die</strong>ser Interpretation auch <strong>die</strong> Möglichkeit gibt, das Verhalten als<br />

situationsgeb<strong>und</strong>enes Hilfeverhalten zu deuten, das <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> des Situationsverständnisses <strong>und</strong><br />

nicht <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> des <strong>empathischen</strong> Mitvollzugs zustande kommt. Man könnte allerdings über<br />

<strong>die</strong>se Alternative hinausgehen <strong>und</strong> ganz allgemein in Frage stellen, ob es sich bei dem<br />

gezeigten Verhalten überhaupt um Hilfeverhalten handelt. Inwiefern stellt beispielsweise das<br />

wiederholte Zeigeverhalten ein eindeutiges <strong>und</strong> valides Kriterium für Hilfeverhalten dar?<br />

Durch <strong>die</strong> Wiederholung erhält <strong>die</strong> Zeigegeste einen <strong>auf</strong>fordernden Charakter, allerdings<br />

bleibt nicht zweifelsfrei zu klären, ob dem notwendigerweise so ist. Eventuell will das Kind<br />

<strong>die</strong> Mutter nur <strong>auf</strong> das Geschehen hinweisen, ohne dass es irgendeine Art von Hilfeleistung<br />

<strong>auf</strong> Seiten der Mutter erwartet. Diese Kritik wird durch den Bef<strong>und</strong> gestützt, dass sich<br />

Zusammenhänge mit den relationalen Sozialisationszielen in einem viel stärkeren Maße mit<br />

den konstruktiven Verhaltensweisen in Form von Zustandsänderungen als in Form von<br />

wiederholter Aufmerksamkeitslenkung fanden. Allerdings kann selbst bei den<br />

Zustandsänderungen kritisch hinterfragt werden, inwiefern sich beispielsweise hinter der<br />

objektbezogenen Verhaltensweise kaputten Teddy der VL geben tatsächlich eine Hilfeabsicht<br />

verbirgt oder inwiefern es nicht eher den Versuch darstellt, das Spiel, das durch <strong>die</strong><br />

Trauerreaktion der Versuchsleiterin unterbrochen wurde, in Sinne eines reengagement<br />

attempts (Warneken, Chen, & Tomasello, 2006) wieder <strong>auf</strong>zunehmen. Eine andere<br />

Erklärungsmöglichkeit, <strong>die</strong> der Klasse der objektbezogenen Verhaltensweisen zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen könnte, ist, dass es sich bei dem gezeigten Verhalten eher um instrumentelles Helfen<br />

oder komplexes Problemlösen handelt. Es steht eher <strong>die</strong> Aufgabe, den Teddy zu reparieren,<br />

im Vordergr<strong>und</strong> als <strong>die</strong> Absicht, der Versuchsleiterin zu helfen. Gegen alle <strong>die</strong>se Einwände<br />

spricht jedoch der Bef<strong>und</strong>, dass der überwiegende Teil der Kinder starke Konfliktanzeichen<br />

zeigte. Sie erstarrten in ihren Bewegungen <strong>und</strong> beobachteten <strong>die</strong> Versuchsleiterin mit weit<br />

geöffneten Augen <strong>und</strong> oft auch besorgtem Gesichtsausdruck, bevor sie irgendeine Art von<br />

Hilfeverhalten zeigten. Von dem Eindruck, den man beim Betrachten der Aufzeichnungen<br />

bekommt, erscheinen <strong>die</strong> genannten Alternativinterpretationen äußert unwahrscheinlich. In<br />

keinem der Fälle schien es so, als wäre es <strong>die</strong> Absicht des Kindes gewesen, <strong>die</strong> Mutter <strong>auf</strong> das<br />

Geschehen hinzuweisen, ohne gleichzeitig von ihr zu erwarten, dass sie etwas unternähme.<br />

Genauso wenig schien es so, dass das Kind einfach nur weiterspielen wollte, wenn es mit der<br />

Versuchsleiterin interagierte oder dass das Kind den kaputten Teddy als reizvolle<br />

Problemlöse<strong>auf</strong>gabe betrachtete. In Einzelfällen kam es zwar vor, dass eine Verhaltensweise,<br />

<strong>die</strong> das Kind zeigte, den Kriterien eines Einzelmaßes konstruktiven Verhaltens entsprach <strong>und</strong>

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