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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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6. Das Selbsterkennen im Spiegel als Maß für das frühe Selbstkonzept<br />

6. Das Selbsterkennen im Spiegel als Maß für das frühe Selbstkonzept<br />

Seit der <strong>Entwicklung</strong> des Rouge-Tests in den 70er Jahren, wurde der Test als Indikator<br />

unterschiedlicher Fähigkeiten interpretiert. Eine sehr weit reichende Interpretation stammt<br />

von Gallup (1983; 1998), der den Rouge-Test als einer der ersten in seiner Forschungsarbeit<br />

mit Primaten einsetzte. Für ihn ist das Selbsterkennen im Spiegel ein Beleg für <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />

über eigene <strong>und</strong> fremde mentale Zustände zu reflektieren:<br />

„an organism that can become the object of its own attention, in the sense of being aware of<br />

being aware, finds itself in the novel position of being able to make inferences about<br />

comparable states of awareness in others. Indeed, given the organism’s ability to reflect on its<br />

own experience it could begin to use that information as a means of modeling different<br />

experiences, desires and knowledge states in others“ (Gallup, 1998, S.241).<br />

Gallup geht demzufolge davon aus, dass das Selbsterkennen im Spiegel ein Hinweis<br />

dar<strong>auf</strong> sei, dass sich der Organismus seines Bewusstseins bewusst wird. Dieses Bewusstsein<br />

geht über das reflexive Selbstbewusstsein im eingangs definierten Sinne hinaus, da der<br />

Organismus sich nicht nur als Träger individuellen <strong>Erlebens</strong> erfährt, sondern<br />

Bewusstseinszustände zum Gegenstand der Reflexion gemacht werden. Das würde jedoch<br />

voraussetzen, dass sich der Organismus des repräsentationalen Charakters seiner mentalen<br />

Zustände bewusst würde. Diese Fähigkeit setzt jedoch eine Theorie des Geistes (Theory of<br />

Mind) voraus, wie sie sich erst im L<strong>auf</strong>e des vierten Lebensjahres entwickelt (vergleiche<br />

Perner, 1991).<br />

Eine extreme Gegenposition zu <strong>die</strong>sem Standpunkt bezieht Mitchell (1993), der das<br />

Selbsterkennen im Spiegel <strong>auf</strong> nicht mehr als einen Abgleich visueller <strong>und</strong> kinästhetischer<br />

Informationen reduziert. Seine Theorie des kinesthetic-visual matching lässt keinen Platz für<br />

ein kategoriales Selbst oder ein reflexives Selbstbewusstsein. Damit mag eine Erklärung des<br />

Selbsterkennens im Spiegel zwar möglich sein, allerdings nur dann, wenn man den Rouge-<br />

Test isoliert von den übrigen sozialkognitiven <strong>Entwicklung</strong>en betrachtet, <strong>die</strong> zeitgleich mit<br />

dem Selbsterkennen im Spiegel einsetzen. Sicherlich ist der Abgleich visueller <strong>und</strong><br />

kinästhetischer Informationen Teil des Selbsterkennens im Spiegel, allerdings greift <strong>die</strong><br />

Reduktion <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Prozesse zu kurz, da Zusammenhänge zu anderen <strong>Entwicklung</strong>en, wie<br />

beispielsweise dem <strong>empathischen</strong> Erleben, nicht erklärt werden können.

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