15.12.2012 Aufrufe

Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8<br />

2. Die Phänomenologie <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong><br />

2. Die Phänomenologie <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong><br />

Unter Empathie wird im alltagssprachlichen Gebrauch das Mitfühlen mit einer<br />

anderen Person beziehungsweise das Hineinversetzen in <strong>die</strong> Lage einer anderen Person<br />

verstanden. Empathie in <strong>die</strong>sem Sinne bedeutet nicht, dass man dasselbe Gefühl empfinden<br />

muss wie <strong>die</strong> andere Person, genauso wenig wie ein bloßes Hineinversetzen in <strong>die</strong> Lage der<br />

anderen Person ausreicht, um von Empathie zu sprechen. Vielmehr ist es in beiden Fällen<br />

erforderlich, dass <strong>die</strong> Anteil nehmende Person zusätzlich Mitleid mit oder Sorge um <strong>die</strong><br />

andere Person empfindet. Dabei ist es nicht notwendigerweise so, dass <strong>die</strong> andere Person<br />

anwesend sein muss, sondern <strong>die</strong> bloße Vorstellung einer bestimmten Situation oder<br />

Lebenslage kann ausreichen, um das Mitgefühl einer Person zu wecken. Ist <strong>die</strong> andere Person<br />

nicht anwesend, enthält <strong>die</strong>ser Prozess notwendigerweise mehr kognitive Anteile: Die Anteil<br />

nehmende Person muss sich <strong>die</strong> Situation, in der sich <strong>die</strong> andere Person befindet, vorstellen.<br />

Zusätzlich muss sie erschließen, welche Bedeutung <strong>die</strong>se Situation für <strong>die</strong> andere Person hat,<br />

wobei <strong>die</strong>se Bedeutung von derjenigen abweichen kann, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Anteil nehmende Person<br />

selbst <strong>die</strong>ser Situation beimisst. Darüber hinaus muss der Anteil nehmenden Person klar sein,<br />

welche Emotionen <strong>die</strong>se Situation bei der anderen Person hervorruft <strong>und</strong> welche<br />

Handlungsmöglichkeiten <strong>die</strong>se Person hat. Diese Fähigkeiten sind beim normalen<br />

Erwachsenen mehr oder weniger stark ausgeprägt. Unter einer entwicklungspsychologischen<br />

Perspektive wird allerdings schnell klar, dass Kleinkinder über eine Vielzahl <strong>die</strong>ser<br />

komplexen kognitiven Fähigkeiten noch nicht verfügen <strong>und</strong> <strong>die</strong>se erst im Verl<strong>auf</strong> ihrer<br />

Ontogenese erwerben.<br />

Allerdings zeichnen sich schon <strong>die</strong> frühesten Formen <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong>,<br />

ungeachtet des Komplexitätsgrades der beteiligten kognitiven Prozesse, durch eine<br />

Eigenschaft aus, <strong>die</strong> den Kern der Definition <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong> in <strong>die</strong>ser Arbeit bildet:<br />

Jede Form <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong> beinhaltet <strong>die</strong><br />

„Erfahrung, unmittelbar der Gefühlslage eines Anderen teilhaftig zu werden <strong>und</strong> sie dadurch<br />

zu verstehen. Trotz der Teilhabe bleibt das Gefühl aber anschaulich dem Anderen zugehörig.<br />

Darin unterscheidet sich Empathie von Gefühlsansteckung (z.B. bei Panik, Begeisterung oder<br />

ansteckendem Lachen), bei der <strong>die</strong> Stimmung des Anderen vom Beobachter selbst Besitz<br />

ergreift <strong>und</strong> dabei ganz zu dessen eigenstem Gefühl wird“ (Bischof-Köhler, 1989, S.26).<br />

Empathie ist demzufolge ein Erkenntnis vermittelnder Prozess, der es dem Beobachter<br />

erlaubt, <strong>die</strong> Gefühlslage der anderen Person zu verstehen. Weiterhin ist ein wichtiger<br />

Bestandteil <strong>die</strong>ser Definition, dass <strong>die</strong> Gefühlslage als <strong>die</strong> Gefühlslage der anderen Person

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!