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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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1. Die <strong>Entwicklung</strong> <strong>empathischen</strong> <strong>Erlebens</strong><br />

<strong>die</strong>ser sozialen Interaktionen <strong>die</strong> spätere Autonomieentwicklung vorbereiten. Eine besondere<br />

Rolle spielt hierbei <strong>die</strong> frühkindliche Kontingenzerfahrung, in der der Säugling zeitnah<br />

Reaktionen <strong>auf</strong> seine kommunikativen Signale oder Handlungen erfährt. Bei einer<br />

entsprechend hohen Kontingenzrate erfährt sich der Säugling als selbstwirksames <strong>und</strong><br />

kausales Agens, das Einfluss <strong>auf</strong> <strong>und</strong> Kontrolle über Objekte <strong>und</strong> Personen in seiner Umwelt<br />

ausüben kann. Diese Effektivitäts- <strong>und</strong> Selbstwirksamkeitserfahrungen im Umgang mit<br />

anderen Personen <strong>und</strong> Objekten wiederum begünstigen <strong>die</strong> spätere Autonomieentwicklung<br />

(Keller, Kärtner, Borke, Yovsi, & Kleis, 2005; Keller et al., 2004). Wie in Abschnitt 8.1<br />

ausführlich dargestellt wird, basiert <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung des Säuglings vor allem <strong>auf</strong> der<br />

Tendenz der primären Bezugspersonen, schnell <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Signale des Säuglings zu reagieren.<br />

Diese Tendenz, kontingent <strong>auf</strong> Kindsignale zu reagieren, ist zentraler Bestandteil des<br />

intuitiven Elternverhaltens (Papoušek & Papoušek, 1987, 2002). Allerdings kann <strong>die</strong>se<br />

Verhaltenstendenz in Abhängigkeit von dem jeweiligen soziokulturellen Kontext<br />

unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In <strong>die</strong>ser Arbeit wird demzufolge davon ausgegangen,<br />

dass <strong>die</strong> normative Orientierung der Mütter vermittelt über <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung des<br />

Säuglings <strong>die</strong> spätere Autonomieentwicklung der Kinder beeinflusst.<br />

Um das Zusammenwirken <strong>die</strong>ser beiden <strong>Entwicklung</strong>en zu beschreiben <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

soziokulturellen Einflüsse <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se <strong>Entwicklung</strong>en zu überprüfen, wurden sowohl <strong>die</strong><br />

frühkindlichen Interaktionserfahrungen als auch das empathisch motivierte Hilfeverhalten <strong>und</strong><br />

dessen Voraussetzungen in zwei unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten<br />

längsschnittlich untersucht. Dabei fielen <strong>die</strong> beiden Erhebungszeitpunkte <strong>auf</strong> das Lebensalter,<br />

zu dem <strong>die</strong> beiden ersten universellen <strong>Entwicklung</strong>s<strong>auf</strong>gaben anstehen, also der Aufbau erster<br />

Beziehungen mit drei Monaten, sowie <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> eines frühen Selbstkonzepts in der<br />

Mitte des zweiten Lebensjahres. Bei der Wahl der Kulturen musste abgewogen werden, wie<br />

stark <strong>die</strong> soziokulturellen Kontexte sich unterscheiden können, ohne dass <strong>die</strong> Validität der<br />

Erhebung oder <strong>die</strong> Vergleichbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigt wird. Da für <strong>die</strong><br />

Durchführung mancher Untersuchungsteile verschiedene Spielsachen benötigt wurden <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> normative Orientierung über Fragebögen erhoben werden sollte, schränkte das den<br />

Rahmen möglicher Kontexte stark ein. Da Faktoren wie der Bildungsgrad der Mutter <strong>und</strong> der<br />

sozioökonomische Status der Familie sowohl mit der Vertrautheit der Kinder mit der<br />

geplanten Untersuchungssituation als auch mit der Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft der Mütter<br />

verschiedene Fragebögen auszufüllen zusammenhängen, fiel <strong>die</strong> Entscheidung <strong>auf</strong> zwei<br />

städtische Stichproben aus Berlin <strong>und</strong> Delhi, deren Familien jeweils der mittleren bis<br />

gehobenen Mittelschicht angehörten.

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