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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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8. Soziokulturelle Einflüsse <strong>auf</strong> das frühe Hilfeverhalten<br />

Autonomieentwicklung vorbereiten. Empirische Belege für <strong>die</strong>se Prozesse finden sich <strong>auf</strong><br />

Stichprobenebene in einer Arbeit von Keller <strong>und</strong> Mitarbeitern (2004), in der gezeigt werden<br />

konnte, dass distales Elternverhalten mit der <strong>Entwicklung</strong> des Selbsterkennens im Spiegel im<br />

Zusammenhang stand. Je häufiger Mütter aus verschiedenen soziokulturellen Kontexten<br />

Situationen herstellten, <strong>die</strong> günstig für wechselseitigen Blickkontakt waren, desto mehr<br />

Kinder erkannten sich im Spiegel. Dieselbe Reihenfolge fanden <strong>die</strong> Autoren für das Ausmaß,<br />

in dem Objekte mit in <strong>die</strong> Interaktion einbezogen wurden. In einer weiteren Untersuchung<br />

konnten Keller <strong>und</strong> Mitarbeiter (2005) zeigen, dass in einer independenten Stichprobe aus<br />

Berlin <strong>und</strong> einer interdependenten Nso-Stichprobe das Ausmaß kontingenter Reaktionen <strong>auf</strong><br />

nonverbale Signale des dreimonatigen Kindes das Selbsterkennen im Spiegel mit 19 Monaten<br />

vorhersagte.<br />

Demnach ist <strong>die</strong> kontextsensitive Kontingenzerfahrung des Säuglings eine Erfahrung,<br />

<strong>die</strong> er während der Lösung der ersten integrativen <strong>Entwicklung</strong>s<strong>auf</strong>gabe sammelt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Implikationen für <strong>die</strong> Lösung der folgenden integrativen <strong>Entwicklung</strong>s<strong>auf</strong>gaben hat. Eine<br />

hohe Kontingenzerfahrung sollte dazu führen, dass sich bei der <strong>Entwicklung</strong> des frühen<br />

Selbstkonzepts <strong>die</strong> autonomen Anteile des Selbst stärker entwickeln. Die zentrale Hypothese,<br />

<strong>die</strong> sich aus <strong>die</strong>sen Bef<strong>und</strong>en für <strong>die</strong> vorliegende Arbeit ergibt, ist, dass Kinder sich <strong>und</strong><br />

andere Personen umso früher als unabhängige Handlungsträger verstehen, je höher <strong>die</strong><br />

Kontingenzerfahrungen waren, <strong>die</strong> sie während der Lösung der ersten <strong>Entwicklung</strong>s<strong>auf</strong>gabe<br />

sammeln konnten. Empirisch bedeutet das, dass <strong>die</strong> Kontingenzerfahrung im dritten<br />

Lebensmonat mit dem Selbsterkennen im Spiegel mit 19 Monaten zusammenhängen sollte.<br />

Nun wurde eingangs schon erwähnt, dass <strong>die</strong> Entscheidung bei der Wahl der<br />

soziokulturellen Kontexte für <strong>die</strong>se Arbeit zugunsten der empirischen Vergleichbarkeit <strong>und</strong><br />

dadurch zwangsläufig <strong>auf</strong> Kosten anderer Aspekte ausfiel. Die Vergleichbarkeit der<br />

Stichproben hinsichtlich des formalen Bildungsgrades <strong>und</strong> hinsichtlich des<br />

sozioökonomischen Status hat den Vorteil, dass <strong>die</strong> Validität der Erhebungen <strong>und</strong> damit <strong>die</strong><br />

Vergleichbarkeit der Ergebnisse nicht beeinträchtigt sind. Allerdings hat das gleichermaßen<br />

zur Folge, dass zwischen den Stichproben aus Berlin <strong>und</strong> Delhi keine großen Unterschiede<br />

hinsichtlich der <strong>Entwicklung</strong> der autonomen Anteile des Selbst zu erwarten sind, da gerade<br />

dem Grad der formalen Bildung eine zentrale Rolle als soziostrukturelle Determinante der<br />

Autonomieentwicklung zukommt (Keller, 2007; Richman et al., 1992). Es wird jedoch<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich davon ausgegangen, dass der Wirkzusammenhang zwischen der<br />

Kontingenzerfahrung <strong>und</strong> der späteren Autonomieentwicklung nicht nur Unterschiede in der<br />

Autonomieentwicklung zwischen verschiedenen soziokulturellen Kontexten erklären können<br />

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