Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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142 12. Diskussion empathisch motiviertes Hilfeverhalten sei. Unter Abschnitt 12.1 wurde schon ausführlich dargestellt, dass es neben dieser Interpretation auch die Möglichkeit gibt, das Verhalten als situationsgebundenes Hilfeverhalten zu deuten, das aufgrund des Situationsverständnisses und nicht aufgrund des empathischen Mitvollzugs zustande kommt. Man könnte allerdings über diese Alternative hinausgehen und ganz allgemein in Frage stellen, ob es sich bei dem gezeigten Verhalten überhaupt um Hilfeverhalten handelt. Inwiefern stellt beispielsweise das wiederholte Zeigeverhalten ein eindeutiges und valides Kriterium für Hilfeverhalten dar? Durch die Wiederholung erhält die Zeigegeste einen auffordernden Charakter, allerdings bleibt nicht zweifelsfrei zu klären, ob dem notwendigerweise so ist. Eventuell will das Kind die Mutter nur auf das Geschehen hinweisen, ohne dass es irgendeine Art von Hilfeleistung auf Seiten der Mutter erwartet. Diese Kritik wird durch den Befund gestützt, dass sich Zusammenhänge mit den relationalen Sozialisationszielen in einem viel stärkeren Maße mit den konstruktiven Verhaltensweisen in Form von Zustandsänderungen als in Form von wiederholter Aufmerksamkeitslenkung fanden. Allerdings kann selbst bei den Zustandsänderungen kritisch hinterfragt werden, inwiefern sich beispielsweise hinter der objektbezogenen Verhaltensweise kaputten Teddy der VL geben tatsächlich eine Hilfeabsicht verbirgt oder inwiefern es nicht eher den Versuch darstellt, das Spiel, das durch die Trauerreaktion der Versuchsleiterin unterbrochen wurde, in Sinne eines reengagement attempts (Warneken, Chen, & Tomasello, 2006) wieder aufzunehmen. Eine andere Erklärungsmöglichkeit, die der Klasse der objektbezogenen Verhaltensweisen zugrunde liegen könnte, ist, dass es sich bei dem gezeigten Verhalten eher um instrumentelles Helfen oder komplexes Problemlösen handelt. Es steht eher die Aufgabe, den Teddy zu reparieren, im Vordergrund als die Absicht, der Versuchsleiterin zu helfen. Gegen alle diese Einwände spricht jedoch der Befund, dass der überwiegende Teil der Kinder starke Konfliktanzeichen zeigte. Sie erstarrten in ihren Bewegungen und beobachteten die Versuchsleiterin mit weit geöffneten Augen und oft auch besorgtem Gesichtsausdruck, bevor sie irgendeine Art von Hilfeverhalten zeigten. Von dem Eindruck, den man beim Betrachten der Aufzeichnungen bekommt, erscheinen die genannten Alternativinterpretationen äußert unwahrscheinlich. In keinem der Fälle schien es so, als wäre es die Absicht des Kindes gewesen, die Mutter auf das Geschehen hinzuweisen, ohne gleichzeitig von ihr zu erwarten, dass sie etwas unternähme. Genauso wenig schien es so, dass das Kind einfach nur weiterspielen wollte, wenn es mit der Versuchsleiterin interagierte oder dass das Kind den kaputten Teddy als reizvolle Problemlöseaufgabe betrachtete. In Einzelfällen kam es zwar vor, dass eine Verhaltensweise, die das Kind zeigte, den Kriterien eines Einzelmaßes konstruktiven Verhaltens entsprach und
12. Diskussion als solche kodiert wurde, ohne dass der Beobachter überzeugt war, dass die entsprechende Absicht dahinter stand. Insofern wäre es in Einzelfällen wünschenswert gewesen, wenn die gezeigten Verhaltensweisen eindeutig auf eine bestimmte Intention hätten zurückgeführt werden können. Diese Unsicherheit, die sich in einigen wenigen Fällen ergab, wurde durch die intuitive Kategorisierung aufgefangen, da hier neben dem Verhalten das Ausdrucksverhalten des Kindes mit berücksichtigt wurde, was in der überwiegenden Zahl der Fälle eine eindeutige Interpretation möglich machte. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Daten zum zweiten Erhebungszeitpunkt idealerweise etwas früher hätten erhoben werden können, dass die vorgetragenen Einwände bezüglich des Rouge-Tests und des Teddy-Tests allerdings nicht überzeugen und davon ausgegangen werden kann, dass die Daten reliabel und valide erfasst wurden. 143
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