Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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26 5. Theorien zur Entwicklung empathisch motivierten Hilfeverhaltens Ein Kritikpunkt, der sich gleichermaßen gegen den Ansatz von Bischof-Köhler und den von Perner richtet, ist, dass die Entwicklungen, die sie beschreiben, sich schlagartig mit dem Einsetzen der Vorstellungstätigkeit vollziehen sollen. Aus entwicklungspsychologischer Perspektive erscheint ein derart abrupter Wechsel eher unwahrscheinlich. Der Ansatz von Barresi und Moore (1996), der im folgenden Abschnitt erläutert wird, beschreibt sehr überzeugend, wie sich diese Entwicklung im Laufe der Ontogenese schrittweise vollziehen könnte.
5. Theorien zur Entwicklung empathisch motivierten Hilfeverhaltens 5.3. Die Entwicklung des Verständnisses psychologischer Relationen Die Erklärungsansätze, die bisher vorgestellt wurden, konzentrierten sich darauf, diejenigen Mechanismen zu identifizieren, die die sozialkognitiven Leistungen im zweiten Lebensjahr ermöglichen. Ab der Mitte des zweiten Lebensjahres verstehen Kinder die Subjektivität von Intentionen, Wünschen und Emotionen und bisher deutet einiges darauf hin, dass die repräsentationalen Fähigkeiten des Kindes die gemeinsame Grundlage dieser Entwicklungen bilden. Nach Barresi und Moore (1996) ist es jedoch ein erfahrungsgebundener Prozess, der es dem Kind ermöglicht, aufgrund der neu einsetzenden repräsentationalen Fähigkeiten ein zunehmend besseres Verständnis von sich selbst und Anderen als autonomen Handlungsträgern zu entwickeln. Die zuvor genannten psychischen Zustände (Intentionen, Emotionen und Wünsche) verstehen Barresi und Moore als psychologische Relationen (intentional relations) und es ist das zunehmend bessere Verständnis psychologischer Relationen, das den oben genannten sozialkognitiven Entwicklungen zugrunde liegt. Die Autoren definieren psychologische Relationen als „all such activities involving an agent, a directed activity, and an object“ (Barresi & Moore, 1996, S.107). Demzufolge gibt es jeweils einen Träger objektbezogenen Verhaltens (agent), der seine psychologische Aktivität direkt erfährt. Zu Beginn der Ontogenese ist die Fähigkeit, eigenes und fremdes Handeln im Sinne einer psychologischen Relation zu verstehen jedoch noch nicht ausgebildet, da das Verständnis jeweils eines der drei konstitutiven Elemente noch nicht vorhanden ist. Bezogen auf die eigene Person (first person information) liegen Informationen über das Objekt, auf das sich die Handlung bezieht, und über die direkt empfundene Gerichtetheit (intentional directedness) des eigenen Verhaltens beziehungsweise Erlebens vor. Was fehlt, ist die Repräsentation der eigenen Person als handelndes Agens. Man könnte also sagen, dass das Kind erfährt, wie sich psychologische Relationen anfühlen (es erfährt direkt, wie es sich anfühlt, etwas zu wollen oder etwas zu empfinden), es erfährt jedoch nicht, wie psychologische Relationen aussehen. Bezogen auf die andere Person (third person information) liegen Informationen über das sichtbare Verhalten und die raumzeitlichen Bezüge der Bewegungen zu einem Objekt vor. Was fehlt, sind Informationen über die direkte Gerichtetheit des beobachteten Verhaltens. Hier könnte man also sagen, dass Kind erfährt, wie die psychologische Relation aussieht, allerdings erfährt es nichts darüber, wie sich die psychologische Relation anfühlt. Der entscheidende Punkt ist, dass sich die Informationen über eigenes und fremdes Handeln qualitativ unterscheiden und für beide Formen des 27
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