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Einflussgrößen auf die Entwicklung empathischen Erlebens und ...

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11. Ergebnisse<br />

empathisch beziehungsweise durch Mitgefühl motiviert war. Bei den Ratlosen ist das weniger<br />

eindeutig. Sie wirken betroffen <strong>und</strong> das Verhalten, das sie zeigten, lässt nicht eindeutig den<br />

Schluss zu, dass sie aus Mitgefühl heraus handeln. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> wurden <strong>die</strong> Ratlosen als<br />

eher beziehungsweise als ansatzweise mitfühlend eingestuft. Bei den Verwirrten herrscht der<br />

Eindruck vor, dass sie das Geschehen nicht wirklich begreifen. Sie begreifen <strong>die</strong> Trauer der<br />

VL nicht als deren subjektiven Zustand <strong>und</strong> werden, ebenso wie <strong>die</strong> Unbeteiligten als nicht<br />

mitfühlend eingestuft. Eine Sonderrolle kommt den Emotionalen zu, <strong>die</strong> beim Anblick der VL<br />

in Tränen ausbrechen. Hier ist nicht zu entscheiden, inwiefern der Reaktion<br />

Gefühlsansteckung oder eine Art übersteigertes Mitgefühl zugr<strong>und</strong>e liegt. Im Falle der<br />

Gefühlsansteckung als ontogenetischem Vorläufer der Empathie wäre <strong>die</strong> starke emotionale<br />

Reaktion der Kinder <strong>auf</strong> ein bloßes Überspringen der Emotion zurückzuführen. Das Kind<br />

würde das mitempf<strong>und</strong>ene Gefühl nicht als das Gefühl der anderen Person begreifen <strong>und</strong><br />

somit wäre <strong>die</strong> Reaktion per Definition als nicht empathisch zu beurteilen. Andererseits<br />

könnte es jedoch auch sein, dass das Kind <strong>die</strong> Trauer der VL empathisch mitvollzieht, es<br />

jedoch <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> einer mangelhaften Fähigkeit zur Emotionsregulation zu der starken<br />

emotionalen Reaktion kommt. In <strong>die</strong>sem Fall wäre <strong>die</strong> starke Reaktion der Emotionalen<br />

empathisch motiviert. Da <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> des Ausdrucksverhaltens nicht zwischen <strong>die</strong>sen beiden<br />

möglichen Ursachen differenziert werden kann, wurde bei den Emotionalen keine Zuordnung<br />

vorgenommen. Gemäß <strong>die</strong>ser Klassifizierung reagierten 27,6% der Berliner <strong>und</strong> 35,1% der<br />

Kinder aus Delhi eindeutig mitfühlend, 48,3% beziehungsweise 21,6% eher mitfühlend <strong>und</strong><br />

24,1% beziehungsweise 43,2% nicht mitfühlend. Die beiden Stichproben unterschieden sich<br />

nicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ser ordinalen Skala für Mitgefühl, zMann-Whitney U = -,60, n.s..<br />

Neben dem kulturellen Kontext wurde der Einfluss weiterer Kontextfaktoren <strong>auf</strong> das<br />

Hilfeverhalten im Teddy-Test überprüft. Dabei zeigte sich ein negativer Zusammenhang<br />

zwischen dem Alter <strong>und</strong> dem aggregierten Verhaltensmaß Zustandsänderung <strong>auf</strong> Ebene der<br />

Gesamtstichproben, rpb = -,21, p < ,10, der sich zumindest deskriptiv in beiden Stichproben<br />

nachweisen ließ, Delhi: rpb = -,34, p < ,05, Berlin: rpb = -,20, n.s.. Mit zunehmendem Alter<br />

kam es seltener vor, dass das Kind aktiv in das Geschehen eingriff.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich <strong>die</strong> Hypothese, dass mehr Kinder in<br />

Delhi als in Berlin empathisch motiviertes Hilfeverhalten zeigen, <strong>auf</strong> Ebene der<br />

Verhaltensmaße, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> eine Zustandsänderung abzielen, bestätigen ließ. Bei den intuitiven<br />

Kategorien gab es zwar Unterschiede im Muster der absoluten Häufigkeiten, allerdings waren<br />

<strong>die</strong>se weniger <strong>auf</strong> Unterschiede im empathisch motivierten Hilfeverhalten zurückzuführen.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der bisherigen Ausführungen können im Folgenden <strong>die</strong> zentralen<br />

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