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Briefe an Vanessa

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Interpretationen und Beurteilungen häufig ohne Beteiligung<br />

des Bewußtseins ablaufen.<br />

Emotion und Interpretation bestimmen mit – und meist ohne<br />

daß Du etwas davon merkst –, was für eine Welt Dein Körper-<br />

Geist Dir präsentiert. Das ist einigermaßen leicht einzusehen,<br />

wenn wir darauf hingewiesen werden. Aber in unserem<br />

alltäglichen Tun vergessen wir das so gut wie immer und<br />

gehen einfach davon aus, daß alles, was wir wahrnehmen,<br />

wirklich da ist. Wir glauben in einer unmittelbar realen Welt<br />

zu leben und h<strong>an</strong>deln auch so. In den letzten <strong>Briefe</strong>n habe ich<br />

Dir gezeigt, daß dem einfach nicht so ist.<br />

Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> gar nicht oft genug betonen. Denn sollte es Dir<br />

in irgendeiner konkreten Situation doch einmal gelingen, Dich<br />

<strong>an</strong> diese einfache Tatsache zu erinnern, d<strong>an</strong>n wirst Du wissen,<br />

daß Du da bist und dies Deine Welt ist. Die Welt, die Du<br />

wahrnimmst, ist nicht einfach da, sondern ist eine Beziehung<br />

zwischen Dir und dem, was da ist. Hast Du Verachtung im<br />

Herzen, wird auch Deine Welt voller Verachtung sein; hast Du<br />

Liebe im Herzen, ist auch Deine Welt liebevoll. Deutest und<br />

empfindest Du die Welt als tot, stirbt sie. Fühlst Du sie als<br />

etwas Lebendiges, lebt sie.<br />

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, ob das, was »da draußen« zu<br />

sein scheint, womöglich so sehr das Werk Deines Körper-<br />

Geistes ist, daß Deine gesamte Erfahrung nicht mehr als Dein<br />

Ph<strong>an</strong>tasiegebilde ist. Wie k<strong>an</strong>n überhaupt der Eindruck<br />

entstehen, daß ich und meine Freunde in der gleichen Welt<br />

leben? Viele Menschen denken so, wenn sie merken, daß das<br />

Gehirn nicht einfach die Welt ablichtet, oder wenn sie auf<br />

kognitionspsychologische Experimente wie die in den letzten<br />

Kapiteln dargestellten stoßen oder wenn sie von den Einsichten<br />

buddhistischer Meditierender erfahren. Es kommt zu der<br />

verständlichen Schlußfolgerung, daß »alles im Geist« ist –

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