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Briefe an Vanessa

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gehetzt. Die Jahreszeiten haben ihre Qualitäten. M<strong>an</strong>chmal<br />

können wir kleinste Veränderungen in der Qualität eines<br />

flüchtigen Augenblicks ausmachen. Es k<strong>an</strong>n sogar sein, daß<br />

wir ein Gefühl von Diskontinuität der Zeit bekommen.<br />

M<strong>an</strong> könnte fast sagen, das Fühlen habe etwas von Pfaden<br />

oder Flugbahnen oder lichtleitenden Glasfasern – von Bahnen,<br />

auf denen das Gewahrsein innerhalb und außerhalb unseres<br />

Körper-Geistes im Raum unserer Welt zirkuliert. Es ist eine<br />

Art Netz, das uns mit allem <strong>an</strong>deren in der Welt verbindet.<br />

Um zum Fühlen zurückzufinden, brauchen wir zweierlei.<br />

Zunächst eine Übungsform wie die Achtsamkeits-<br />

Gewahrseins-Praxis, um die Barriere, die das Fühlen<br />

ausschließt, zu überwinden, die Barriere zwischen Geist und<br />

Körper, zwischen »innen« und »außen«, zwischen »mir« und<br />

»dir«.<br />

Außerdem müssen wir aber unsere Wahrnehmung<br />

umerziehen, indem wir ihr neue Interpretationen bereitstellen<br />

und neue Geschichten erzählen, Geschichten, die auch das<br />

Fühlen berücksichtigen. Die Tote-Welt-Geschichten haben das<br />

Fühlen jahrhundertel<strong>an</strong>g betäubt, aber wir dürfen hoffen, daß<br />

sie es nicht g<strong>an</strong>z abgetötet haben.<br />

In den nächsten <strong>Briefe</strong>n werde ich Dir ein paar neue<br />

Geschichten erzählen, die Deinem Fühlen Nahrung geben<br />

können. M<strong>an</strong>che Wissenschaftler erzählen heute nämlich g<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>dere Geschichten als die, mit denen Du aufgewachsen bist,<br />

die aber unsere Gesellschaft nach wie vor beherrschen und<br />

<strong>an</strong>treiben.<br />

Eine der wichtigsten dieser neuen Geschichten, die über die<br />

Wahrnehmung, habe ich Dir bereits erzählt. Wir wachsen mit<br />

der Vorstellung auf, daß wir die Welt ungefähr so wahrnehmen<br />

wie eine Videokamera. Das ist heute eigentlich keine<br />

Geschichte der Wissenschaft mehr, sondern ein Glaube, in den<br />

wir hineinwachsen, eine Art Grund-Konditionierung. Die

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