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Briefe an Vanessa

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20. Brief<br />

Sprünge aufwärts, Sprünge abwärts<br />

Liebe V<strong>an</strong>essa,<br />

in den beiden gestrigen <strong>Briefe</strong>n habe ich Dir nahezubringen<br />

versucht, daß jedes »Ding« im Universum ein Holon ist, ein<br />

G<strong>an</strong>zes-Teil. Das Entscheidende dar<strong>an</strong> war, daß jedes Holon<br />

eine Außen<strong>an</strong>sicht und eine Innen<strong>an</strong>sicht hat. D<strong>an</strong>n habe ich zu<br />

zeigen versucht, wie Du Dir mit Deinem Fühlen die<br />

Innen<strong>an</strong>sicht eines Holons erschließen k<strong>an</strong>nst: Wie fühlt es<br />

sich <strong>an</strong>, ein Baum zu sein?<br />

In diesem und dem nächsten Brief möchte ich fragen, was die<br />

Lebendigkeit eines Holons ausmacht und wie es kommt, daß<br />

m<strong>an</strong>che Holons offenbar Ged<strong>an</strong>ken und Emotionen haben. Wir<br />

werden sehen, daß die Antworten auf diese Fragen etwas mit<br />

der inneren Org<strong>an</strong>isation der Holons zu tun haben. Wir<br />

könnten auch von »Ordnung« sprechen, aber dabei mußt Du<br />

Dir den un<strong>an</strong>genehmen Beigeschmack dieses Wortes<br />

wegdenken. Denk eher <strong>an</strong> das wunderbar geordnete<br />

Kristallmuster einer Schneeflocke. Und ein Baum ist in dem<br />

Sinne »geordneter« als ein Haufen Hackschnitzel, daß er mehr<br />

Struktur besitzt. Struktur, Muster, Ordnung, diese drei Begriffe<br />

stehen dem des regellosen Chaos gegenüber.<br />

Du erinnerst Dich <strong>an</strong> Descartes’ Aussage, daß Tiere und<br />

sogar menschliche Körper nichts als Maschinen sind; und wir<br />

haben auch bereits erörtert, daß Wissenschaftler sich bis vor<br />

einiger Zeit <strong>an</strong> diese Überzeugung geklammert haben wie der<br />

Affe <strong>an</strong> die B<strong>an</strong><strong>an</strong>e. Sie dachten (oder hofften) sogar, alles in<br />

der Welt sei maschinenartig. Im achtzehnten Brief habe ich<br />

über geschlossene Systeme geschrieben, und eine Maschine ist<br />

die bestmögliche Annäherung <strong>an</strong> das, was m<strong>an</strong> ein

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