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Briefe an Vanessa

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daß Geist einer g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Sphäre <strong>an</strong>gehört als die<br />

materielle Welt. Wie das Bewußtsein hier auftaucht, um das<br />

Welle-Teilchen-Problem zu lösen, bleibt völlig schleierhaft.<br />

Geist und Materie bleiben vollkommen getrennt, und so erklärt<br />

diese Erklärung eigentlich gar nicht, warum und wie sie denn<br />

nun inein<strong>an</strong>dergreifen. Jeder Physiker, der den Geist aus der<br />

Natur heraushalten möchte, wird diese Deutung natürlich<br />

rundweg ablehnen. Aber sie bleibt auch für den<br />

unbefriedigend, der nach einer Einsicht, einer Geschichte<br />

sucht, die die Kluft zwischen Körper und Geist schließt.<br />

Das wichtigste Konkurrenzmodell zu Wigners Geschichte ist<br />

die sogen<strong>an</strong>nte Vielwelten-Deutung, wie sie von Hugh Bryce<br />

und Everett de Witt vorgeschlagen wurde. Auch diese<br />

Geschichte hat sich eine große Gruppe von Physikern zu eigen<br />

gemacht, weil sie auf den ersten Blick ohne Geist<br />

auszukommen scheint. Sie besagt, daß alle nur denkbaren und<br />

möglichen Welten jetzt existieren, parallel. Das heißt, daß auch<br />

Du eben jetzt eigentlich in unzähligen Welten existierst, und<br />

dasselbe gilt für mich und jeden und alles. In jeder dieser<br />

Welten ist unser Leben minimal oder erheblich oder<br />

vollkommen <strong>an</strong>ders, aber alles, was überhaupt passieren k<strong>an</strong>n,<br />

passiert eben jetzt. Das ist natürlich Stoff für Science-fiction-<br />

Geschichten, aber eines ist hier übersehen worden, die Frage<br />

nämlich, weshalb Du oder irgendwer nur diese eine Welt<br />

erfährt, die er erfährt. Die Antwort k<strong>an</strong>n wohl nur lauten: weil<br />

Dein Bewußtsein sie erfährt. Bewußtsein ist das, was eine der<br />

unzählig vielen möglichen Welten wirklich werden läßt.<br />

Wenn es zu solchen Unstimmigkeiten kommt, d<strong>an</strong>n sind das<br />

Unstimmigkeiten unseres Denkens. Im Denken, in unserem<br />

mentalen Bild der Welt, liegen die Widersprüche, nicht in der<br />

Welt selbst. Und lösbar ist das Problem nur, wenn m<strong>an</strong> einen<br />

höheren St<strong>an</strong>dpunkt einnimmt, von dem aus beide Seiten des<br />

Widerspruchs zu einem einheitlichen Bild verbunden werden

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