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Briefe an Vanessa

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Den ungeteilten Strom der G<strong>an</strong>zheit darfst Du Dir nicht als<br />

eine Art jenseitige Dimension vorstellen, als etwas Abstraktes<br />

oder Mystisches, das wir eigentlich nicht erkennen können. So<br />

ist es keineswegs. G<strong>an</strong>zheit ist Deine reale, unmittelbare<br />

Erfahrung, eben jetzt. Sie ist diese Erfahrung als G<strong>an</strong>zes, bevor<br />

Dein Denken und Wahrnehmen es in kleine Stücke zerlegt. Du<br />

k<strong>an</strong>nst G<strong>an</strong>zheit nicht bewußt wahrnehmen, denn so würdest<br />

Du sie ja in »Dich« und »das Wahrgenommene« aufteilen und<br />

sie wäre nicht mehr g<strong>an</strong>z. Aber Du k<strong>an</strong>nst der G<strong>an</strong>zheit<br />

unmittelbar, intuitiv innesein, wenn Du sie nicht aufteilst.<br />

Böhm sagt, daß m<strong>an</strong> der G<strong>an</strong>zheit innesein k<strong>an</strong>n, wenn das<br />

Denken aufhört. Das muß nicht heißen, daß Dein Denken<br />

gänzlich zum Erliegen kommt, sondern daß Du nicht darin<br />

bef<strong>an</strong>gen und gef<strong>an</strong>gen bist. Dein Denken k<strong>an</strong>n Dich d<strong>an</strong>n<br />

nicht mehr zwingen zu glauben, die von ihm geschaffene<br />

zersplitterte Wirklichkeit sei tatsächlich die Wirklichkeit, die<br />

G<strong>an</strong>zheit.<br />

Böhm war viele Jahre mit dem spirituellen Lehrer<br />

Krishnamurti befreundet und arbeitete mit ihm zusammen. In<br />

seinen späteren Jahren bemühte er sich um eine Anwendung<br />

seiner in der Physik und durch die Gespräche mit Krishnamurti<br />

gewonnenen Einsichten, mit der er seinen Studenten zur<br />

Entdeckung einer tieferen Dimension ihres Lebens verhelfen<br />

konnte.<br />

Sein letztes Buch enthält Dialoge mit Studenten, die zwei<br />

Jahre vor seinem Tod stattf<strong>an</strong>den. Er zeigte darin, wie sehr das<br />

Denken <strong>an</strong> unserer Wahrnehmung beteiligt ist. Für ihn ist alles,<br />

was unsere gewöhnliche Erfahrung ausmacht, Denken – das<br />

bei ihm Wahrnehmung, Interpretation, Emotion und sogar den<br />

Körper mit einschließt. Doch die eigentliche Schwäche des<br />

Denkens besteht nach Böhm darin, daß es nicht weiß, wie sehr<br />

es <strong>an</strong> der Wahrnehmung beteiligt ist. Es versucht uns<br />

einzureden, unsere Wahrnehmungen seien außerhalb und wir

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