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Briefe an Vanessa

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Als ich das zum ersten Mal sah, fiel mir die sonderbare<br />

Wirkung auf: Die Computerbilder schienen mir eindrücklicher<br />

als die eines herkömmlichen Films oder Fotos zu sein. Die<br />

Computerbilder von Häusern und Autos wirken irgendwie<br />

wirklicher als wirkliche Bilder. Ein reales Haus und seine<br />

Umgebung können nie so makellos und vollkommen dastehen<br />

wie eine Computerdarstellung. Die Bilder dringen besser ein,<br />

weil sie unserer Idealvorstellung von einem Haus oder Auto<br />

genauer entsprechen – und solche Vorstellungen sind für uns<br />

selbst <strong>an</strong>scheinend realer als ein bestimmtes wirkliches Haus<br />

oder Auto. Das G<strong>an</strong>ze hat etwas von der Welt, die die<br />

Wissenschaft entwirft.<br />

Die Wissenschaft erzählt die Geschichte einer Idealwelt,<br />

einer imaginären Welt, einer allgemeinen Welt. Sie formuliert<br />

allgemeine Gesetze darüber, wie die Dinge sich im<br />

allgemeinen verhalten. Und das wirkt realer als die Welt, die<br />

wir tatsächlich erleben. Aber es ist eine gespenstische Welt,<br />

eine computersimulierte Welt. Es gibt in ihr kein Jetzt.<br />

Wissenschaftler können niemals genau sagen, wie die Dinge<br />

sich eben jetzt verhalten werden. Wenn Wolken aufziehen,<br />

können sie allenfalls sagen, daß es mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit regnen wird, aber w<strong>an</strong>n genau es regnen<br />

wird, falls überhaupt, das wissen sie nicht, und sie können es<br />

nicht wissen. Du weißt, daß das Wasser in der Dusche eines<br />

schönen Tages plötzlich kalt werden k<strong>an</strong>n, aber welcher Tag<br />

genau das sein wird, weißt Du nicht. Du weißt, daß Du Dich<br />

irgendw<strong>an</strong>n mal in einen <strong>an</strong>deren Menschen verlieben wirst,<br />

aber Wissenschaftler können Dir nicht sagen und werden Dir<br />

niemals sagen können, w<strong>an</strong>n genau das sein wird.<br />

Im April 1987 kam es in Halifax in Nova Scotia zu einem<br />

ungewöhnlichen Naturereignis, als Chögyam Trungpa<br />

Rinpoche, der große Lehrer des tibetischen Buddhismus, dort<br />

starb. Für ein paar Tage vor und nach seinem Tod trieben

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