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Briefe an Vanessa

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nehmen wir nicht wahr, und diese selektive Wahrnehmung ist<br />

notwendig, damit wir überhaupt leben können. Wenn unsere<br />

Sinne die Flut der von »außen« kommenden Signale nicht<br />

irgendwie regulieren und eindämmen würden, wären wir durch<br />

schiere Reizüberflutung lahmgelegt. Andererseits dürfte eine<br />

allmähliche Em<strong>an</strong>zipation von unseren Konditionierungen<br />

wohl dar<strong>an</strong> zu erkennen sein, daß unsere<br />

Verarbeitungskapazität für die gewaltige Fülle der uns<br />

zugänglichen Information größer wird und wir <strong>an</strong>gemessener<br />

reagieren können.<br />

Sehen wir uns jetzt aber <strong>an</strong>, was das Gehirn denn tatsächlich<br />

macht. In den letzten zehn Jahren ist zur Frage, welche Rolle<br />

unser Gehirn bei der Erzeugung unserer Welt spielt, einiges <strong>an</strong><br />

faszinierender Forschungsarbeit geleistet worden. Um uns<br />

selbst so weit wie möglich kennenzulernen, sollten wir auch<br />

darüber ein wenig informiert sein. Die Hirnforscher haben<br />

inzwischen sehr detailliert ermitteln können, welche<br />

Gehirnregionen beteiligt sind, wenn wir denken oder<br />

bestimmte Emotionen haben oder bestimmten Verrichtungen<br />

nachgehen.<br />

Um zu zeigen, wie das Gehirn <strong>an</strong> der wahrnehmenden<br />

Erschaffung der Welt beteiligt ist, möchte ich g<strong>an</strong>z kurz<br />

beschreiben, welchen Weg ein visuelles Bild durch das Gehirn<br />

nimmt. Hier möchte ich vor allem darauf hinaus, daß das<br />

endgültige Bild, das das Gehirn uns präsentiert, sehr stark<br />

mitgestaltet ist von unseren Emotionen und vorgefaßten<br />

Anschauungen: was Du sehen möchtest, was Du nicht sehen<br />

möchtest, was Du erwartest und so weiter. Das Vermengen der<br />

von außen kommenden Botschaft mit Deinen Ideen beginnt in<br />

dem Augenblick, wo Licht in Dein Auge fällt.<br />

Nehmen wir <strong>an</strong>, Du blickst Deiner Freundin Margaret ins<br />

Gesicht. Was passiert, wenn das Licht von Margarets Gesicht

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