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Briefe an Vanessa

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derselben Kultur mit ihren feststehenden Annahmen über<br />

Existierendes und nicht Existierendes aufgewachsen. D<strong>an</strong>n die<br />

Sprache: Wir erkennen ein Muster und geben ihm beide<br />

denselben Namen, zum Beispiel »Apfelsine«. Wie unsere<br />

Sprache mitbestimmt, was »da draußen« in unserer Welt zu<br />

sein scheint, habe ich bereits dargestellt. Mit diesen drei<br />

Dingen – wir haben beide einen menschlichen Körper, wir sind<br />

in derselben Kultur groß geworden, und wir sprechen dieselbe<br />

Sprache – haben wir genügend Gemeinsamkeiten zwischen<br />

unseren beiden Welten, um für alle praktischen Zwecke<br />

<strong>an</strong>nehmen zu können, daß wir in ein und derselben Welt leben.<br />

Die sogen<strong>an</strong>nte reale Welt ist eine aus einer Vielzahl<br />

möglicher Welten zusammengebaute gemeinsame Erfahrung.<br />

Wir erleben heute keine <strong>an</strong>deren Welten mehr, weil das in<br />

unserer Gesellschaft seit Jahrhunderten verpönt ist. Die<br />

Methodik der Wissenschaft ruht auf dem Prinzip, daß nur real<br />

sein k<strong>an</strong>n, was von allen gleich erfahren wird (und die<br />

psychiatrische Zunft schließt sich dem <strong>an</strong>).<br />

Alles Einzigartige wird mehr und mehr ins Abseits gedrängt,<br />

bis wir geradezu Angst bekommen vor Menschen, die <strong>an</strong>ders<br />

oder gar exzentrisch wirken, da sie die Realität unserer<br />

gemeinsamen Welt in Frage zu stellen scheinen.<br />

Fassen wir zusammen: Es gibt keine von Dir getrennte<br />

vorgegebene Welt, die passiv wie von einer Kamera<br />

wahrgenommen wird, aber die von Dir wahrgenommene Welt<br />

ist auch nicht gänzlich Deine eigene Kreation. Vielmehr<br />

formen und gestalten Du und Deine Welt ein<strong>an</strong>der von<br />

Augenblick zu Augenblick gegenseitig, während Dein Denken<br />

und H<strong>an</strong>deln den Pfad Deines Lebens durch die G<strong>an</strong>zheit<br />

bahnen, von der Du ein Teil bist. Was Du wahrnimmst, ist<br />

durch Deine Konditionierung eingeschränkt, aber innerhalb<br />

dieser Grenzen liegt es bei Dir, welche Welt Du wahrnimmst<br />

und in was für einer Welt Du lebst.

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