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Briefe an Vanessa

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oder Häßliches sehen. Seele meint eine nicht zu benennende<br />

Tiefe des Fühlens: mit Herz und Geist allen Dingen zuget<strong>an</strong><br />

sein und auf sie eingehen. Und darin liegt zugleich eine<br />

Sehnsucht, uns mit den Dingen zu vereinigen, die Sehnsucht<br />

nach dem teilnehmenden Bewußtsein, das es im Mittelalter<br />

gab. So nämlich erkennen wir das Wesen der Dinge, wenn die<br />

Seele in uns im Einkl<strong>an</strong>g ist mit der Seele der Dinge.<br />

Lebendige, mitfühlende, energiegeladene Bewußtheit – das<br />

ist der gemeinsame Nenner aller Überlieferungen, die alle auf<br />

ihre je eigene Weise von unsichtbaren, aber erfahrbaren Wesen<br />

sprechen. Die Geschichten erzählen auch, wie die Menschen<br />

mit den lebendigen Mustern dieser Bewußtheit kommunizieren<br />

oder t<strong>an</strong>zen. Ich bin in diesem Brief besonders auf die<br />

mittelalterliche Tradition eingeg<strong>an</strong>gen, weil sie uns besonders<br />

nahe steht und auch in unserer Zeit gleich unter der Oberfläche<br />

der Modernität zu finden ist. Vergessen wir nicht, daß alle<br />

diese Wesen, auch die Feen oder Engel des Mittelalters, g<strong>an</strong>z<br />

und gar nicht die netten und harmlosen Gestalten sind, zu<br />

denen sie in neuerer Zeit umgedeutet wurden. Sie besaßen (ich<br />

sollte wohl sagen besitzen) gewaltige Macht. Wir müssen also<br />

nicht unbedingt fremde Länder und Völker besuchen, um die<br />

Kraft und Heiligkeit der natürlichen Welt wiederzufinden. Wir<br />

müssen nur hier, wo wir sind, unsere Augen, unseren Geist und<br />

unser Herz öffnen.

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