H 2 O Das kostbare Nass 124 | <strong>KACHEN</strong> | 2 / <strong>2018</strong>
WELLNESS n TEXT & FOTO MASSIMO GHERARDI Wasser ist für viele Menschen alltäglich. Selbstverständlich und banal gehen wir damit um, wann immer wir es brauchen. Allzu viele Gedanken über den Konsum dieser wertvollen Ressource machen wir uns nur selten. Doch Wasser ist für uns von kaum vorstellbarer Notwendigkeit. Die fast magische chemische Verbindung der Elemente Sauerstoff und Wasserstoff hat solche physikalischen Eigenschaften, dass sie vor Millionen Jahren die Entstehung des Lebens ermöglichte. Da sich das Wasser auf der Erdoberfläche in flüssigem Zustand befand, konnten aus ersten organischen Molekülen einfache und doch funktionierende Lebensformen entstehen, die eine Evolution ermöglichten bis hin zu höher entwickelten Formen, die auch außerhalb des Wassers leben konnten. An Land gehen bedeutete erst einmal, sich in einen feindlichen, da trockenen Lebensraum zu begeben. Wasser musste immer in Reichweite sein. Später entwickelten die Tiere Mechanismen, die sie vor Austrocknung bewahrten, und konnten endlich das Land erobern. Dennoch blieb Wasser lebensnotwendig: Der Organismus von Mensch und Tier braucht Flüssigkeit. Der menschliche Körper besteht zu 75 % aus Wasser. Dieses ist wichtig, um die Organfunktionen aufrechtzuerhalten. Wasser lässt das Blut fließen, das die Zellen mit Sauerstoff versorgt. Es ist ein Lösungsmittel einerseits für Nährstoffe, die im Darm aufgenommen und über das Blut überall hin transportiert werden, andererseits ein Transportmittel für Toxine und Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel, die von den Nieren abtransportiert, in der Blase gesammelt und mit dem Urin ausgeschieden werden. Wenn das Wasser als Schweiß über die Poren der Haut austritt, hilft es, die Körpertemperatur zu regeln. Über die Lungen wird Wasser als Dunst ausgeschieden. Dieser tägliche Verlust an Wasser muss durch Trinkwasser kompensiert werden. Wir empfinden diesen Bedarf als Durst. Ungefähr anderthalb Liter pro Tag sollten wir schon zu uns nehmen, abhängig aber von der Körperaktivität und der Außentemperatur. Die Farbe des Urins ist ein guter Indikator dafür, ob man genug getrunken hat: Bei ausreichender Flüssigkeitsversorgung ist der Urin nur leicht gelb gefärbt. Trinkt man zu wenig, kann es zu verminderter Konzentrationsleistung kommen, zu Urininfekten, Verstopfung, Kopfschmerzen sowie trockener Haut und Schleimhaut, was wiederum eine Eingangstür für Bakterien und Viren sein kann. In den Geschäften werden viele verschiedene Wassermarken angeboten, die sich vor allem in der Herkunft und dem Mineraliengehalt unterscheiden. Bekannte und weniger bekannte Quellen rühmen sich ihrer Wohltaten für den Körper. Kalziumhaltiges Wasser beispielsweise unterstützt die Knochen, magnesiumhaltiges die Darmfunktion, natriumarmes Wasser kann bei salzarmen Diäten gegen hohen Blutdruck getrunken werden. Die spezifischen Zusammensetzungen der Mineralien machen den Geschmack der Mineralwässer aus, sodass verschiedene Marken auch geschmackliche Unterschiede aufweisen und entsprechend in den Restaurants zu finden sind. Bei der Wahl des Trinkwassers sollte man nicht nur auf Zusammensetzung und Geschmack achten. Im Handel verkauftes Wasser muss in Flaschen abgefüllt werden. Pfandglasflaschen sind relativ ökologisch, da sie bis 50-mal wiederverwendet werden können und daher sehr rohstoffschonend sind, im Gegensatz zu PET-Einwegflaschen. Den Transport darf man jedoch nicht vergessen, denn der verschlingt so einiges an Treibstoff. Daher sollte man lokale oder regionale Marken bevorzugen, denn dann fällt der Treibstoffverbrauch weniger ins Gewicht. Sucht man eine ökologischere und vor allem billigere Lösung für das tägliche Trinkwasser, kommt man an dem guten alten Wasserkrug nicht vorbei. Das Leitungswasser in Luxemburg und seinen Nachbarländern entspricht den höchsten Qualitätskriterien, die durch strenge und regelmäßige Kontrollen der zuständigen Wasserwirtschaftsämter überprüft werden. Wasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. Leitungswasser wird ununterbrochen frisch nach Hause geliefert, ist ungefähr 130-mal billiger als Mineralwasser aus der Flasche und dabei noch CO2-neutral. Der eventuelle Chlorgeruch und -geschmack ist unbedenklich für die Gesundheit. Das Chlor entweicht beim Kochen und auch, wenn man das Wasser abstehen lässt. Alles Leben kommt aus dem Wasser. Und Leben ohne Wasser ist unmöglich. Ob man sich nun für Mineral- oder Leitungswasser entscheidet, ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass man seinem Körper immer genügend Flüssigkeit zuführt, und dafür ist Wasser, aus dem Hahn oder der Flasche, am geeignetsten. © Marc Klein <strong>2018</strong> / 2 | <strong>KACHEN</strong> | 125