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NEU À LA CARTE n<br />
National-Frups-Dag!<br />
Es ist wirklich kein Geheimnis, weder im In- noch im Ausland:<br />
Im Großherzogtum speist man viel und gerne, am liebsten<br />
französische Qualität in ländlich-deutscher Menge. Es ist<br />
allerdings schon etwas seltsam, dass es in einem Land, in dem<br />
bei allen Ereignissen mit dem Zusatz „Fir Iessen an Drénken<br />
ass gesuergt“ geworben wird, zum Fest des Großherzogs keine<br />
besonderen Spezialitäten gibt, sondern an allen Ecken und Enden<br />
der Hauptstadt lediglich Grillwürste und -koteletts angeboten<br />
werden. Vielleicht wäre es ja mal eine Anregung für unsere Köche,<br />
einen Plat Ducal zu erfinden, der in Zukunft am 23. Juni unsere<br />
Lëtzebuerger Spezialitéiten bereichern und ihnen einen zeitgemäßen<br />
Touch verpassen würde?<br />
Wer bestehende nationale Spezialitäten im Restaurant genießen will,<br />
hat nach einigen in dieser Hinsicht mageren Jahrzehnten inzwischen<br />
wieder die Qual der Wahl. Da die gastronomischen Trends Tradition<br />
wieder großschreiben, gehört es zum guten Ton, sich ein Judd mat<br />
Gardebounen oder eine Schwéngshéiss in der guten alten Mousel’s<br />
Cantine in Clausen zu bestellen, oder eine herzhafte Wäinzoossiss matt<br />
Moschterzooss im Hotel Siewebueren, gegenüber Villeroy & Boch<br />
im Rollingergrund. Wer im Herzen der Stadt typisch luxemburgisch<br />
essen möchte, geht ins Um Dierfgen oder Am Tiirmchen. Dort findet<br />
man dann auch Klassiker wie Fierkelsjelli und Feierstengszalot auf der<br />
Karte.<br />
Bis in die Küchen auch rezenter Lokale haben es die Kniddelen<br />
geschafft, jene einfachen Mehlknödel, die man wahlweise mit<br />
unterschiedlichen Saucen, gegrilltem Speck und/oder Sahne reicht.<br />
Quer durchs Land haben eine ganze Anzahl junger Köche dieses<br />
Wohlfühlessen mit ins Angebot aufgenommen, darunter auch der<br />
wiedereröffnete Pavillon im Park Merl.<br />
Vincent Ciszewicz legt sogar noch eins drauf in seiner Brasserie<br />
des Arquebusiers im Clubhaus der Schéiss in Belair: Bei ihm gibt<br />
es jeden ersten Donnerstagabend im Monat Ham am Stréi mit<br />
gebootschte Gromperen an Dëllessen. Das zu einem musikalischen<br />
Rahmenprogramm mit Luxemburger Evergreens.<br />
Auch das historische Bei der Giedel im Wald zwischen Differdingen<br />
und Rodange bietet unter neuer Leitung wieder seine berühmten<br />
Kachkéisseschmieren an.<br />
Neben anderen Köstlichkeiten wie Bauerenträipen, Päerdsbifteck<br />
und Kuddelfleck, die alle vereinzelt wieder auf den Speisekarten<br />
des Landes auftauchen, sei es auf sehr traditionelle oder eher<br />
erfinderische Art (wie im Café Belair, das einen seiner Burger mit<br />
knusprigen Gromperekichelcher statt Brötchen serviert), gibt es<br />
jedoch eine Spezialität, die bislang in der Gastronomie verschollen<br />
bleibt: das Gehäck, Innereien (Lunge und Herz, um genau zu sein) in<br />
einer braunen Sauce mit Pflaumen – eine Spezialität der besonderen<br />
Art, die total in Vergessenheit geraten ist. Vielleicht wird ja im Zuge<br />
der neu zelebrierten Traditionen auch dieses Gericht bald wieder<br />
aufleben, in leicht aktualisierter Form und zum Nationalfeiertag?<br />
In diesem Sinne: „E Gudden“!<br />
<strong>2018</strong> / 2 | <strong>KACHEN</strong> | 5