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KACHEN #15 (Sommer 2018) Deutsch Ausgabe

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NEU À LA CARTE n<br />

National-Frups-Dag!<br />

Es ist wirklich kein Geheimnis, weder im In- noch im Ausland:<br />

Im Großherzogtum speist man viel und gerne, am liebsten<br />

französische Qualität in ländlich-deutscher Menge. Es ist<br />

allerdings schon etwas seltsam, dass es in einem Land, in dem<br />

bei allen Ereignissen mit dem Zusatz „Fir Iessen an Drénken<br />

ass gesuergt“ geworben wird, zum Fest des Großherzogs keine<br />

besonderen Spezialitäten gibt, sondern an allen Ecken und Enden<br />

der Hauptstadt lediglich Grillwürste und -koteletts angeboten<br />

werden. Vielleicht wäre es ja mal eine Anregung für unsere Köche,<br />

einen Plat Ducal zu erfinden, der in Zukunft am 23. Juni unsere<br />

Lëtzebuerger Spezialitéiten bereichern und ihnen einen zeitgemäßen<br />

Touch verpassen würde?<br />

Wer bestehende nationale Spezialitäten im Restaurant genießen will,<br />

hat nach einigen in dieser Hinsicht mageren Jahrzehnten inzwischen<br />

wieder die Qual der Wahl. Da die gastronomischen Trends Tradition<br />

wieder großschreiben, gehört es zum guten Ton, sich ein Judd mat<br />

Gardebounen oder eine Schwéngshéiss in der guten alten Mousel’s<br />

Cantine in Clausen zu bestellen, oder eine herzhafte Wäinzoossiss matt<br />

Moschterzooss im Hotel Siewebueren, gegenüber Villeroy & Boch<br />

im Rollingergrund. Wer im Herzen der Stadt typisch luxemburgisch<br />

essen möchte, geht ins Um Dierfgen oder Am Tiirmchen. Dort findet<br />

man dann auch Klassiker wie Fierkelsjelli und Feierstengszalot auf der<br />

Karte.<br />

Bis in die Küchen auch rezenter Lokale haben es die Kniddelen<br />

geschafft, jene einfachen Mehlknödel, die man wahlweise mit<br />

unterschiedlichen Saucen, gegrilltem Speck und/oder Sahne reicht.<br />

Quer durchs Land haben eine ganze Anzahl junger Köche dieses<br />

Wohlfühlessen mit ins Angebot aufgenommen, darunter auch der<br />

wiedereröffnete Pavillon im Park Merl.<br />

Vincent Ciszewicz legt sogar noch eins drauf in seiner Brasserie<br />

des Arquebusiers im Clubhaus der Schéiss in Belair: Bei ihm gibt<br />

es jeden ersten Donnerstagabend im Monat Ham am Stréi mit<br />

gebootschte Gromperen an Dëllessen. Das zu einem musikalischen<br />

Rahmenprogramm mit Luxemburger Evergreens.<br />

Auch das historische Bei der Giedel im Wald zwischen Differdingen<br />

und Rodange bietet unter neuer Leitung wieder seine berühmten<br />

Kachkéisseschmieren an.<br />

Neben anderen Köstlichkeiten wie Bauerenträipen, Päerdsbifteck<br />

und Kuddelfleck, die alle vereinzelt wieder auf den Speisekarten<br />

des Landes auftauchen, sei es auf sehr traditionelle oder eher<br />

erfinderische Art (wie im Café Belair, das einen seiner Burger mit<br />

knusprigen Gromperekichelcher statt Brötchen serviert), gibt es<br />

jedoch eine Spezialität, die bislang in der Gastronomie verschollen<br />

bleibt: das Gehäck, Innereien (Lunge und Herz, um genau zu sein) in<br />

einer braunen Sauce mit Pflaumen – eine Spezialität der besonderen<br />

Art, die total in Vergessenheit geraten ist. Vielleicht wird ja im Zuge<br />

der neu zelebrierten Traditionen auch dieses Gericht bald wieder<br />

aufleben, in leicht aktualisierter Form und zum Nationalfeiertag?<br />

In diesem Sinne: „E Gudden“!<br />

<strong>2018</strong> / 2 | <strong>KACHEN</strong> | 5

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