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INTERVIEW n<br />
Rund 100 Gäste hatten Anfang April das Vergnügen, auf der MARIE ASTRID in den Genuss der sternegekrönten Küche von Harald<br />
Wohlfahrt zu kommen, dem deutschen Großmeister der Haute Cuisine. <strong>KACHEN</strong> hatte Gelegenheit, exklusiv mit dem Koch über<br />
seine Zukunftspläne und seine besondere Beziehung zu Luxemburg zu sprechen.<br />
TEXT BARBARA FISCHER-FÜRWENTSCHES FOTOS ENTENTE TOURISTIQUE DE LA MOSELLE<br />
<strong>KACHEN</strong>: Herr Wohlfahrt, Ihr bisheriges Berufsleben und damit<br />
auch den größten Teil Ihrer Zeit haben Sie quasi in der Küche der<br />
Schwarzwaldstube verbracht. Seit Ende 2017 sind Sie ein „freier<br />
Mensch“. Wie fühlt es sich an, dem Sternedruck nicht mehr tagtäglich<br />
standhalten zu müssen?<br />
HW: Ich habe heute ein anderes Lebensgefühl und andere Prioritäten.<br />
Ich habe mehr zu mir selbst gefunden und bin nicht mehr Gefangener<br />
meines Erfolgs. Es ist ein gutes Gefühl, selbstbestimmt und frei von<br />
Zwängen zu leben.<br />
<strong>KACHEN</strong>: Sie sind bekannt für Ihr hohes Maß an Disziplin, hohe<br />
Belastbarkeit und Arbeitsethik. Können Sie das Mehr an Freizeit<br />
überhaupt genießen?<br />
HW: Ja, in jedem Fall. Ich habe viele Anfragen aus dem<br />
„<br />
In- und<br />
Ausland, mache aber nur noch, wozu ich Lust habe – dabei muss<br />
ich nur noch lernen, Nein zu sagen (lacht)! Das bin ich<br />
auch meiner Frau schuldig.<br />
<strong>KACHEN</strong>: In einem früheren Interview sagten Sie, Koch<br />
zu sein sei eine Berufung und man solle dieser Passion<br />
so lange nachgehen, wie man gesundheitlich auf der<br />
Höhe sei. Was sind Ihre Zukunftspläne? Wird Harald<br />
Wohlfahrt sich neu erfinden? Haben Sie das Ziel und den<br />
Ehrgeiz, an anderer Stelle nochmals nach den Sternen<br />
zu greifen?<br />
HW: Ich bin seit über 40 Jahren in diesem sehr harten Beruf und<br />
trotzdem noch topfit, was ich auch der großartigen Unterstützung<br />
meiner Frau zu verdanken habe. Meine drei Kinder habe ich kaum<br />
groß werden sehen, umso wichtiger ist es mir jetzt, Zeit für meine<br />
Familie zu haben. Besondere Freude machen mir meine beiden<br />
Enkelkinder.<br />
Meine berufliche Zukunft steht auf drei Säulen: Ich berate das<br />
Festspielhaus Baden-Baden in kulinarischen Belangen, ein Haus, das<br />
mit seinem hohen Renommee und Standing gut zu mir passt. Dann<br />
habe ich mit meinem Freund Raphael Ianniello eine Gesellschaft für<br />
Eventcatering gegründet, die Harald Wohlfahrt Fine Dining UG.<br />
Raphael ist ein talentierter Koch und guter Organisator und er ist<br />
mit einer Moselwinzerin verheiratet. Gemeinsam werden wir Events<br />
Für diesen<br />
Beruf muss<br />
man sich mit<br />
vollem Herzen<br />
entscheiden.<br />
wie das heute Abend organisieren. Und dann bin ich immer noch<br />
Gastgeber im Palazzo Stuttgart. Zurück in die Sternemühle werde<br />
ich sicher nicht mehr gehen.<br />
<strong>KACHEN</strong>: Was verbindet Sie mit der Mosel und mit Luxemburg?<br />
Heute kochen Sie auf der Marie Astrid, im Mai beim Event Mythos<br />
Mosel? Zufall oder eine besondere Liebe?<br />
HW: Ich komme schon seit Jahren regelmäßig nach Luxemburg<br />
zu einer Benefizveranstaltung im Cercle Munster für herzkranke<br />
Kinder in Laos. Zudem waren viele meiner langjährigen Kunden<br />
in der Schwarzwaldstube Luxemburger – ich habe daher eine hohe<br />
Affinität zu diesem Land und die Sprache ist mir vertraut. An die<br />
Mosel zieht es mich natürlich auch über meinen Partner Raphael,<br />
der in Trittenheim lebt.<br />
<strong>KACHEN</strong>: Anders als Ihre Kochkollegen sieht man Sie nicht in TV-<br />
Shows oder als Testimonial für Produkte. Sie gaben fehlende Zeit<br />
und die erforderliche Präsenz im Betrieb als Grund an<br />
– wird man Ihr Gesicht zukünftig öfters in den Medien<br />
sehen?<br />
HW: Sie werden mein Konterfei sicherlich nicht auf<br />
Pralinenschachteln oder Ähnlichem finden. Ich werde<br />
jedoch als Genussbotschafter der Firma Scheck – einem<br />
Betreiber von 13 Edeka-Märkten – zur Seite stehen.<br />
Wir planen eine eigene Produktlinie mit hochwertigen<br />
Produkten, wobei meine Aufgabe die Produktentwicklung sein wird.<br />
„<br />
<strong>KACHEN</strong>: Was würden Sie – zurückblickend auf Ihr Berufsleben –<br />
heute anders machen? Welchen Rat würden Sie einem jungen Koch mit<br />
auf den Weg geben – wie Sie im Angestelltenverhältnis arbeiten oder<br />
den Sprung in die Selbstständigkeit mit allen Risiken wagen?<br />
HW: Rückblickend würde ich sicherlich meinen Blick auf die Familie<br />
ändern. Ich erkenne jetzt immer mehr, dass ich im Grunde meines<br />
Herzens ein Familienmensch bin. Guter Rat für junge Menschen<br />
ist schwer – für diesen Beruf muss man sich mit vollem Herzen<br />
entscheiden. Es braucht neben Talent viel Feingefühl, eine gute<br />
Ausbildung und Begeisterung für den Beruf. Dann wird der Alltag<br />
einem schon zeigen, wo der richtige Platz ist.<br />
<strong>2018</strong> / 2 | <strong>KACHEN</strong> | 93