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11. Symposium Brückenbau in Leipzig - zeitschrift-brueckenbau ...

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3 Vor- und Nachteile<br />

der <strong>in</strong>tegralen Bauweise<br />

Integrale Bauwerke und zum Teil mit<br />

E<strong>in</strong>schränkungen auch semi<strong>in</strong>tegrale<br />

Bauwerke bieten h<strong>in</strong>sichtlich der Gestal-<br />

tung, Wirtschaftlichkeit, Nutzung und<br />

Unterhaltung Vorteile gegenüber Brü-<br />

cken mit Lagern und Dilatationsfugen.<br />

Die wesentlichen Vorteile s<strong>in</strong>d nach<br />

[5] [6]:<br />

– der Entfall von Verschleißbauteilen<br />

(Fahrbahnübergänge, Lager) und<br />

damit die Verm<strong>in</strong>derung der Instandhaltungskosten,<br />

– e<strong>in</strong> höherer Fahrkomfort und die Reduzierung<br />

der Lärmemissionen durch<br />

den Entfall der Fahrbahnübergangskonstruktionen,<br />

– die Vermeidung von direktem Taumittelzutritt<br />

wegen des Verzichts auf<br />

Fugen,<br />

– schlanke und ästhetische Bauwerke<br />

wegen ger<strong>in</strong>gerer Bauteilabmes-<br />

sungen,<br />

– e<strong>in</strong>e größere Freiheit bei der Wahl der<br />

Stützweiten (auch kle<strong>in</strong>e Randfelder<br />

ohne abhebende Kräfte s<strong>in</strong>d möglich),<br />

– der Ansatz der aussteifenden Wirkung<br />

der Widerlagerh<strong>in</strong>terfüllung, zum<br />

Beispiel für die Lastfälle W<strong>in</strong>d und<br />

Bremsen,<br />

– größere Traglastreserven im Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit.<br />

Dem stehen folgende Nachteile gegen-<br />

über:<br />

– Es s<strong>in</strong>d erhöhte Anforderungen an das<br />

geotechnische Entwurfsgutachten zu<br />

stellen, da obere und untere Grenzwerte<br />

der Bodenkennwerte benötigt<br />

werden.<br />

– Die Berechnung ist aufwendiger, da<br />

die Interaktion von Bauwerk und<br />

Boden zu berücksichtigen ist.<br />

– Die realistische Erfassung der bemessungsrelevanten<br />

Parameter ist schwie-<br />

riger (Boden, Steifigkeiten, E-Modul).<br />

– Es s<strong>in</strong>d planmäßig Zwangskräfte vorhanden.<br />

– Der Baugrund muss setzungsunempf<strong>in</strong>dlich,<br />

zugleich aber horizontal<br />

nachgiebig se<strong>in</strong>.<br />

– Planungs- und Baufehler s<strong>in</strong>d nur sehr<br />

schwer zu korrigieren.<br />

– Zyklische Temperaturverformungen<br />

können Setzungen <strong>in</strong> der H<strong>in</strong>terfüllung<br />

hervorrufen.<br />

1 1 . SYM P O S I U M L E I PZ I G<br />

3 Aquädukt von Segovia<br />

© Manuel Gonzáles Olaechea y Franco/www.wikipedia.de<br />

4 Historie<br />

Vom Beg<strong>in</strong>n des Massivbrückenbaus im<br />

Altertum bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

war die fugenlose Bauweise<br />

die gängige Bauweise. Wie robust und<br />

dauerhaft solche Konstruktionen s<strong>in</strong>d,<br />

zeigen Zeugnisse aus der Römerzeit,<br />

wie unter anderem das Aquädukt von<br />

Segovia mit e<strong>in</strong>er Länge von 814 m, das<br />

heute noch als Wasserleitung dient.<br />

Aber auch aus den Gründerjahren des<br />

Eisenbahnbaues um 1850 und der ersten<br />

Zeit des Autobahnbaues um 1930 existieren<br />

Zeugnisse dieser langlebigen Bau-<br />

weise, wie zum Beispiel die 1851 fertiggestellte<br />

574 m lange Göltzschtalbrücke,<br />

die als größte Ziegelste<strong>in</strong>brücke der Welt<br />

bekannt ist.<br />

Doch nicht nur im Mauerwerksbau kam<br />

die <strong>in</strong>tegrale Bauweise zum E<strong>in</strong>satz,<br />

Stahlbeton- und Spannbetonbauwerke<br />

wurden zunächst ebenfalls weitgehend<br />

lager- und fugenlos errichtet. So gibt es<br />

zahlreiche Rahmenbauwerke und sogar<br />

größere Talbrücken, die <strong>in</strong>tegral bzw.<br />

semi<strong>in</strong>tegral ausgeführt wurden. Mit<br />

dem stetigen Anwachsen der Bauwerkslängen,<br />

dem Siegeszug des Spannbetons<br />

und der starken Verbreitung des Takt-<br />

schiebeverfahrens, das e<strong>in</strong>e monolithische<br />

Verb<strong>in</strong>dung quasi ausschließt,<br />

wurde die <strong>in</strong>tegrale bzw. semi<strong>in</strong>tegrale<br />

Bauweise zurückgedrängt. Zur sicheren<br />

Beherrschung der Zwängungen aus<br />

Vorspannung, Schw<strong>in</strong>den, Kriechen,<br />

Stützensenkung und vor allem Temperatur<br />

sowie zur Vermeidung von Rissen<br />

wurden zunehmend zwängungsarme<br />

bzw. -freie Systeme durch die gezielte<br />

Anordnung von Lagern und Fahrbahnübergängen<br />

gewählt. Lager und Fugen-<br />

übergangskonstruktionen entwickelten<br />

sich zu Standardelementen im Brücken-<br />

bau und waren selbstverständlicher<br />

Bestandteil jeder Brücke. Erste gegen-<br />

läufige Tendenzen waren <strong>in</strong> den 1980er<br />

Jahren bei der Umsetzung kle<strong>in</strong>erer Rah-<br />

menbrücken erkennbar. Bei längeren<br />

Talquerungen deutete sich durch die<br />

Konzeption von Festpfeilergruppen oder<br />

e<strong>in</strong>er »schwimmenden Lagerung« e<strong>in</strong>e<br />

Tendenz zur semi<strong>in</strong>tegralen Bauweise an.<br />

5 Besonderheiten<br />

der <strong>in</strong>tegralen Bauweise<br />

Bei <strong>in</strong>tegralen Bauwerken bilden die<br />

Widerlager und der Überbau e<strong>in</strong>e mono-<br />

lithische Struktur. Demzufolge ist der<br />

Baugrund nicht nur als E<strong>in</strong>wirkung auf<br />

das Tragwerk zu berücksichtigen, son-<br />

dern ist Systembestandteil und fließt<br />

mit se<strong>in</strong>en Baustoffeigenschaften als<br />

<strong>in</strong>tegraler Bestandteil <strong>in</strong> das statische<br />

Gesamtmodell e<strong>in</strong>.<br />

Aus Temperatur und damit verbundener<br />

Längenänderung entstehen Zwangs-<br />

beanspruchungen im Bauwerk. Die Ver-<br />

schiebungen und Verdrehungen wirken<br />

aber auch auf den Baugrund, <strong>in</strong> den die<br />

Brücke e<strong>in</strong>gebettet ist. Im Jahresverlauf<br />

mit Sommer- und W<strong>in</strong>terstellung treten<br />

zudem zahlreiche Zyklen mit kle<strong>in</strong>eren<br />

Temperaturschwankungen auf. [4]<br />

Die Zwangsschnittgrößen im Bauwerk<br />

s<strong>in</strong>d im Wesentlichen abhängig von der<br />

Steifigkeit des Bauwerks, des Baugrunds<br />

und der H<strong>in</strong>terfüllung. Der Erddruck<br />

h<strong>in</strong>ter der Widerlagerwand ist wiederum<br />

abhängig von der jeweiligen Wandverformung:<br />

Er kann rechnerisch zwischen<br />

dem halben aktiven und dem mobilisierten<br />

passiven Erddruck nach Vogt [7] [8]<br />

[9] variieren.<br />

1 . 2011 | BRÜCKENBAU<br />

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