11. Symposium Brückenbau in Leipzig - zeitschrift-brueckenbau ...
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<strong>11.</strong> SYMPOSI UM LEI PZIG<br />
Umstellung von Stahlverbund auf Spannbeton<br />
Neubau der Talbrücke Enzenstetten<br />
von Karl Goj<br />
Die im Dezember letzten Jahres<br />
endgültig fertiggestellte Talbrücke<br />
Enzenstetten zeichnet sich gleich<br />
durch mehre Besonderheiten aus: Sie<br />
ist Teil der längsten und im Abschnitt<br />
zwischen Füssen und Nesselwang<br />
zudem höchstgelegenen deutschen<br />
Autobahn. Darüber h<strong>in</strong>aus bedurfte<br />
sie e<strong>in</strong>er Umplanung, denn nach<br />
Abschluss der Gründungsarbeiten<br />
und E<strong>in</strong>richtung der Taktschiebeanlage<br />
musste von der ursprünglich<br />
vorgesehenen Stahlverbund- auf e<strong>in</strong>e<br />
Spannbetonbauweise »gewechselt«<br />
werden, was zusätzliche technische<br />
Herausforderungen mit sich brachte.<br />
1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />
1.1 Bundesautobahn A 7<br />
Die Autobahn A 7 von Flensburg bis zur<br />
Landesgrenze mit Österreich bei Füssen<br />
hält mehrere Rekorde: Sie ist mit 962 km<br />
die längste deutsche Autobahn. Im ge-<br />
genständlichen Bauabschnitt zwischen<br />
Nesselwang und Füssen ist sie mit e<strong>in</strong>er<br />
Höhe von 914 m über NN zugleich die<br />
höchstgelegene deutsche Autobahn.<br />
Zur Erlangung des Baurechts für diesen<br />
Abschnitt verg<strong>in</strong>gen vom Antrag auf<br />
Planfeststellung bis zur Abweisung der<br />
letzten Klage außerdem 21 Jahre.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Bauzeit von sieben Jahren<br />
konnte der 16,20 km lange und ca.<br />
185 Mio. x teure Abschnitt am 2. September<br />
2009 dem Verkehr übergeben<br />
werden. Allerd<strong>in</strong>gs war zu dem Zeitpunkt<br />
1 Letzter Bauabschnitt der Bundesautobahn A 7<br />
© Autobahndirektion Südbayern<br />
48 BRÜCKENBAU | 1 . 2011<br />
2 Enzenstettener Brunnenmoos<br />
© www.ulrichhaas.com<br />
nur e<strong>in</strong> Überbau der Talbrücke Enzenstetten<br />
errichtet, so dass hier noch zwei-<br />
spurig im Gegenverkehr gefahren wer-<br />
den musste. Seit dem 7. Dezember 2010<br />
ist nun auch jener Engpass beseitigt und<br />
die Talbrücke vierspurig befahrbar.<br />
1.2 Rechtsverfahren<br />
Im Laufe der langwierigen Rechtsgeschichte<br />
der BAB A 7 gewannen ökologische<br />
Aspekte immer mehr an Gewicht.<br />
Der Schutz des Enzenstettener Brunnenmooses,<br />
das von der Neubaustrecke<br />
zwischen Nesselwang und Füssen durch-<br />
schnitten wird, wurde zu e<strong>in</strong>em Knack-<br />
punkt im Planfeststellungsverfahren.<br />
Nachdem mit Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts<br />
vom 3. Dezember 2001<br />
der Trassenverlauf endgültig rechtskräftig<br />
war, bestand immer noch die Auflage,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren ergänzenden Plan-<br />
feststellungsverfahren neben den Aus-<br />
gleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie<br />
dem Lärmschutz auch die ökologische<br />
E<strong>in</strong>griffsm<strong>in</strong>imierung im Bereich des<br />
Enzenstettener Brunnenmooses zu<br />
prüfen.<br />
Um die Bee<strong>in</strong>trächtigungen für dieses<br />
wertvolle Moorgebiet mit se<strong>in</strong>em sel-<br />
tenen Artenvorkommen weitestgehend<br />
zu verr<strong>in</strong>gern, fiel die Entscheidung, e<strong>in</strong>e<br />
557,50 m lange Talbrücke zu errichten.<br />
Dabei musste das Kerngebiet des Brun-<br />
nenmooses mit e<strong>in</strong>er Ausdehnung von<br />
120 m <strong>in</strong> der Fahrbahnachse als Tabuzone<br />
von jeglicher Bautätigkeit freigehalten<br />
werden.<br />
2 Gestaltung der Talbrücke<br />
Die Gestaltung der Brücke ist das Ergeb-<br />
nis e<strong>in</strong>es Ideenwettbewerbs. Im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es vere<strong>in</strong>fachten Plangutachtens<br />
wurden vier Ingenieurbüros e<strong>in</strong>geladen,<br />
wobei jeweils e<strong>in</strong> Architekt zu beteiligen<br />
war. Insgesamt wurden sechs Vorschläge<br />
e<strong>in</strong>gereicht, aus denen das Preisgericht<br />
e<strong>in</strong>vernehmlich den jetzt realisierten<br />
Entwurf der Konstruktionsgruppe Bauen<br />
AG, Kempten, als die beste Lösung<br />
auswählte.<br />
Die Grundidee ist, durch die V-förmig<br />
gespreizten, aufgelösten Stahlstützen<br />
die Neigung der umliegenden Berge<br />
nachzuempf<strong>in</strong>den. Durch die Spreizung<br />
verr<strong>in</strong>gern sich außerdem die Stützweiten<br />
der Brückenfelder. Dies ermöglichte<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Konzeption e<strong>in</strong>es<br />
zweiteiligen Stahlverbundhohlkastenträgers<br />
e<strong>in</strong>e sehr schlanke Überbaukonstruktion.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Gestaltungselement<br />
ist die kont<strong>in</strong>uierliche Reduzierung<br />
der Stützweiten und der Überbauhöhen<br />
von West nach Ost <strong>in</strong> dem Maße, wie die<br />
Gradientenhöhe über Gelände abnimmt.<br />
Dadurch ergeben sich trotz der ger<strong>in</strong>gen<br />
Höhe der Talbrücke über Gelände von<br />
maximal 10 m e<strong>in</strong>e harmonische E<strong>in</strong>fügung<br />
<strong>in</strong> die Landschaft und der<br />
E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er »schwebenden« Optik<br />
des Überbaus.