Neu Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 60
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Kulinarische Nachlese Rubriken •
Schockiert von den sozialen und hygienischen Verhältnissen in
dessen Charlottenburger Betrieb, ergriff sie die Initiative, richtete
Brausebäder und einen Speisesaal für die Arbeiter ein, eröffnete
einen firmeneigenen Kindergarten, einen Hort für die Kinder der Belegschaft
sowie einen Spiel- und Turnplatz. Zudem war sie eine eifrige
Netzwerkerin, die schnell einen illustren Kreis um sich geschart hatte,
der ihre Ideen über die „Profilierung der Frau zur kompetent ihren
Haushalt führenden Gefährtin des Mannes“ und zur „Verbesserung
der hauswirtschaftlichen Bildung“ begeistert aufnahm.
Hedwig Heyl (um 1910).
Was Hedwig Heyls Leben und Wirken betrifft, bedarf es keiner aufwändigen
Spurensuche. Die hat schon die Berliner Autorin Birgit
Jochens erledigt – also empfehlen wir einfach ihr Buch: Zwischen
Ambition und Rebellion – Karrieren Berliner Kochbuchautorinnen,
erschienen 2021 im Verlag für Berlin-Brandenburg.
Hedwig Heyl also, 1850 als Tochter des reichen Reeders Eduard
Crüsemann in Bremen geboren, Mädchenpensionat in Neu-Watzum
bei Wolfenbüttel, 1869 Hochzeit mit dem Berliner Farbenfabrikanten
Georg Friedrich H. Heyl.
Berlin-Westend, Ulmenallee 30:
Hier wohnte Hedwig Heyl von 1919 bis 1925.
Als ihre frühere Lehrerin Henriette Breymann, eine Großnichte des
Reformpädagogen Friedrich Fröbel, nach Berlin kam und 1874 in
Schöneberg das Pestalozzi-Fröbelhaus als Ausbildungsstätte für
soziale Frauenberufe eröffnete, war Hedwig Heyl schnell an deren
Seite. Ihre Überzeugungskraft siegte, und der Einrichtung wurde eine
Koch- und Haushaltungsschule angegliedert. Für entsprechendes
Lehrmaterial sorgte Hedwig Heyl als Autorin selbst, der befreundete
Verleger (Netzwerk!) Carl Habel kümmerte sich um den Druck.
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