• Titel Fish Klub BerlinJohn Jones.John Jones – sein Markenzeichen sind Flatcape und Fünf-Tage-Bart –ist „Head of Fish“ im Berliner Fish Klub. Klubchefin Margaux Friocourtverpasste ihm diesen Titel nicht nur, weil jedes Kind einen Namenbraucht, sondern weil Jones wirklich ein Auskenner par excellenceist, wenn es um die Meere der Welt und ihre essbaren Bewohner geht.Beweise dafür liefert der Mann hinter der Fish Klub-Theke in derWILMA Markthalle täglich – etwa wenn Kunden nach Herkunft,Geschmack oder Verarbeitung von Fischen fragen, die sie bei derKonkurrenz noch nicht gesehen haben, Kleist oder Stint etwa. Dannerfahren sie, dass der Kleist aus dem Atlantik stammt, auch als Glattbuttbekannt ist und ganz zu Unrecht im Schatten seines sündhaftteuren Verwandten, des Steinbutts, steht. „Ihre geschmacklicheDifferenz“, so John Jones, „ist nicht so gewaltig, wie es der Preisunterschiedvermuten lässt.“ Oder sie hören ein Loblied auf den invielen europäischen Küstengewässern und Flussmündungen vorkommendenStint, dessen Geschmack an geschälte grüne Gurkenerinnert und der – paniert und frittiert – für Jones eine absoluteDelikatesse ist.Und als der Schülerpraktikant Lennart Staub, der ihm ein paarWochen zur Hand ging, wissen wollte, weshalb Fisch eigentlich sogesund sei, lief der „Head of Fish“ ganz und gar zu großer Form auf.„Das liegt“, erklärte er, „vor allem am kalten Meerwasser. Fischebrauchen Fettvorräte, die auch bei niedrigen Temperaturen nochflüssig sind und nicht zu einer festen Masse erstarren, etwa wie Butterim Kühlschrank. Deshalb besteht Fischfett hauptsächlich aus langen,gekrümmten Kohlenwasserstoffketten, den Omega-3-Fettsäuren, diebeispielsweise Immun- und Herz-Kreislauf-System stärken.“Wer nun glaubt, John Jones sei ein wenigstens diplomierter Fischwissenschaftler,irrt allerdings. Der 32-jährige Londoner studiertenach dem Schulabschluss Germanistik im nordenglischen Leeds,erwarb den Bachelor und kam 2013 mit dem Ziel nach Berlin, hier dasStudium fortzusetzen und mit dem Master of Arts abzuschließen.Doch aus dem Masterplan wurde nichts. John Jones lernte einejunge Deutsche aus dem Ostseebad Ahlbeck kennen – seine heutigeFrau – ihr erster Sohn wurde geboren, ein zweiter kam später zurWelt – und der Engländer musste sich einen Job suchen. Zugutekamen ihm dabei sein perfektes Deutsch und eine, wie er es nennt,„Fischverrücktheit von Kindesbeinen an“. Er heuerte in der Fischabteilungdes KaDeWe an, später beim Delikatessen-König DietmarRogacki und eröffnete 2017 im Pankower Flora-Kiez sogar eineneigenen Fischladen. Doch als nach knapp zwei Jahren der Investorabsprang, zog Jones die Reißleine und weiter ins Frischeparadies.Dort traf er Ende 2020 Margaux Friocourt und hörte von deren FishKlub-Konzept. „Das war absolut mein Ding“, sagt er rückblickend.18
Fish Klub Berlin Titel •19