Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2023

Weitere Magazine

Info

ALLE SOLLTEN ZU ZEHN STUNDEN HANDARBEIT PRO WOCHE VERPFLICHTET SEIN. ALLE! LUKAS BÄRFUSS IM GESPRÄCH MIT DEM LIBRETTISTEN VON DIE ERDFABRIK JEAN-CHRISTOPHE BAILLY ÜBER UNSER VERHÄLTNIS ZUR NATUR, GEBIETE DES VERGESSENEN UND VERLORENE ARCHIVE DIE NATUR DES MENSCHEN Literatur / Dialog ab 27. August 2023 Siehe S. 64 _______________ www.ruhr3.com/natur DIE ERDFABRIK Musiktheater ab 11. August 2023 Siehe S. 14 _______________ www.ruhr3.com/erdfabrik 145
Jean-Christophe Bailly Paris, 17. Februar 2023 Lukas Bärfuss Jean-Christophe Bailly, erlauben Sie mir zu Beginn eine persönliche Frage. Sie wurden kurz nach dem Krieg, 1949, geboren. In ihrer Lebenszeit haben Sie zwei parallele und widersprüchliche Entwicklungen erlebt. Auf der einen Seite eine Verbesserung der Lebensbedingungen, wie sie keine Generation zuvor erlebt hat. Und auf der anderen Seite eine ebenso beispiellose Zerstörung der Natur. Wie haben Sie diesen Widerspruch in Ihr Denken integriert? Jean-Christophe Bailly Das ist schwer zu beantworten, da man als Kind unterschiedliche Dinge erlebt. Ich war begeistert von der sogenannten Natur, den Tieren, den Wäldern, allem, was ich davon sehen und verstehen konnte, der sternenklaren Nacht, all das hat mich in Staunen versetzt. Erst spät wurde uns bewusst, dass wir mit der Industrie und der postindustriellen Welt alles, aber auch wirklich alles, zerstören. Und es waren vor allem die Tiere, durch die mir die Zerstörung bewusst wurde. Das hat mich immer erschreckt: die Zahl der Menschen. Als ich geboren wurde, waren wir etwa dreieinhalb Milliarden Menschen. Jetzt sind wir acht Milliarden. Und wenn wir umgekehrt die Tigerpopulation betrachten, dann gab es damals Zehntausende. Jetzt zählen wir sie in Hunderten, manchmal in einzelnen Tieren. Und wenn man diese beiden Linien sieht, die ständig ansteigende Linie der menschlichen Bevölkerung und die ständig abnehmende Linie des tierischen Lebens, dann ist das schrecklich. In Ihrem Essay La forme animal 1 verwenden Sie ein Zitat von Georges Canguilhem: »Zwischen dem Lebendigen und seinem Milieu entwickelt sich das Verhältnis als Debatte.« 2 Sind wir Menschen hier mitgemeint? Was wäre dann unser Milieu? Wir wurden doch aus dem Paradies, dem »umhegten Park, in dem wilde Tiere leben«, ausgeschlossen. Und können wir noch von einer Debatte sprechen? Eine Debatte erfordert Subjekte, die sich auf gleicher Ebene begegnen – ist aus diesem Verhältnis nicht mittlerweile ein Krieg geworden? Wo stehen wir in dieser Debatte? Canguilhem bezieht sich eher auf die Beziehung der Lebewesen im Allgemeinen. Ein bestimmtes Tier, eine bestimmte Pflanze, die Pflanze kann nicht leben, ohne in irgendeiner Weise mit der Umgebung zu diskutieren, das Leben hängt davon ab. Jedes Lebewesen bewertet die Welt auf diese Weise, berechnet seine Möglichkeiten. Es ist gezwungen, das zu berücksichtigen, was vor ihm, unter ihm, neben ihm, hinter ihm, über ihm ist. Auch die Menschen mussten so funktionieren, die Jäger und Sammlergemeinschaften existierten auf diese Weise, ihr Leben hing davon ab. Vom Moment an, als die Menschen eine Reihe von Dingen wie Privateigentum, Lagerung von Gütern und Waren erfanden, und mit der Entwicklung dessen, was die Geschichte, die Kriege, die Machtformen und so weiter hervorbrachten, entfernten sie sich immer mehr von dieser kontinuierlichen Beziehung, dem direkten Kontakt mit der Welt um sie herum. 146
Seite 3 und 4:
Liebe Festivalbesucher:innen! Der M
Seite 5 und 6:
Dear festival visitors! The human i
Seite 7 und 8:
PROGRAMM MAGAZIN Musiktheater 14 DI
Seite 9 und 10:
PROGRAMM MAGAZIN Installation 16 JE
Seite 11 und 12:
Maschinenhalle Zweckel Shuttlebus v
Seite 13 und 14:
EIN SOMMERNACHTSTRAUM WILLIAM SHAKE
Seite 15 und 16:
DIE ERDFABRIK GEORGES APERGHIS JEAN
Seite 17 und 18:
MY BODY IS NOT AN ISLAND EVA KOŤÁ
Seite 19 und 20:
WEGE ALJOSCHA BEGRICH Landschaftspa
Seite 21 und 22:
Jahrhunderthalle Bochum KGV Bergman
Seite 23 und 24:
FILMRETROSPEKTIVE LOEKENFRANKE Zu e
Seite 25 und 26:
SKATEPARK METTE INGVARTSEN Tanz Fü
Seite 27 und 28:
EXTRA LIFE GISÈLE VIENNE Schauspie
Seite 29 und 30:
SI C’ÉTAIT DE L’AMOUR PATRIC C
Seite 31 und 32:
MASCHINENHAUSMUSIK EVE RISSER // KE
Seite 33 und 34:
ABENDLOB UND MORGENGLANZ SERGEJ RAC
Seite 35 und 36:
ANNA CALVI Popkonzert 34
Seite 37 und 38:
JETZT & JETZT MATS STAUB Installati
Seite 39 und 40:
SCHLAGZEUG- MARATHON Konzerte Die F
Seite 41 und 42:
ETIENNE NILLESEN: SNARE DRUM SOLO E
Seite 43 und 44:
AUS EINEM TOTENHAUS LEOŠ JANÁČEK
Seite 45 und 46:
EXÓTICA AMANDA PIÑA Tanz Jenseits
Seite 47 und 48:
IM GARTEN DER POTINIERS / AU JARDIN
Seite 49 und 50:
LE JARDIN DES DÉLICES / DER GARTEN
Seite 51 und 52:
THE VISITORS CONSTANZA MACRAS DORKY
Seite 53 und 54:
LA POSIBILIDAD DE LA TERNURA / DIE
Seite 55 und 56:
MONUMENT 0.10: THE LIVING MONUMENT
Seite 57 und 58:
THE THIRD ROOM X FLORENTINA HOLZING
Seite 59 und 60:
AUFZEICHNUNGEN AUS DEM KELLERLOCH F
Seite 61 und 62:
PLAY BIG! BASEL SINFONIETTA NDR BIG
Seite 63 und 64:
QUID CHAOS HUELGAS ENSEMBLE PAUL VA
Seite 65 und 66:
DIE NATUR DES MENSCHEN LITERATUR, M
Seite 67 und 68:
NATUR UND TECHNIK JUTTA WEBER / ANN
Seite 69 und 70:
JUNGE TRIENNALE Die Junge Triennale
Seite 71 und 72:
PAPPELWALDKANTINE DEXTER RED Festiv
Seite 74:
FOTOGRAFIEN VON LOEKENFRANKE 73
Seite 132 und 133: In the years 2021 to 2023 we have c
Seite 134 und 135: 133MAGAZIN
Seite 136 und 137: Im Traum laufe ich immer durch die
Seite 138 und 139: Sowohl beim Filmkollektiv loekenfra
Seite 140 und 141: Trotzdem bleiben ja viele magische
Seite 142 und 143: EINE REISE INS INNERE ANDRI HARDMEI
Seite 144 und 145: Auch Ihr Instrumentarium zeugt von
Seite 148 und 149: Als Kind habe ich im Urlaub die Mil
Seite 150 und 151: sind erstaunlich. Natürlich ist da
Seite 152 und 153: Leoš Janáčeks Oper Aus einem Tot
Seite 154 und 155: Dostojewski konnte seine Aufzeichnu
Seite 156 und 157: Das ist auch deswegen bemerkenswert
Seite 158 und 159: AUFZEICHNUNGEN AUS DEM KELLERLOCH S
Seite 160 und 161: Ich sehe hier die kathartische Meth
Seite 162 und 163: Abschlußfoto der Workshopphase, Ja
Seite 164 und 165: Efraín Er heißt Moises. Moises ar
Seite 166 und 167: Gisèle Vienne 12. Februar 2023 Wie
Seite 168 und 169: Wand. Und wieder: Ohrfeige, Kappe,
Seite 170 und 171: »Im Gegensatz zum linearen Schub d
Seite 172 und 173: Das Eindringen »Weiße kommen nie
Seite 174 und 175: Amanda Piña widmet sich in Exótic
Seite 176 und 177: Leïla Bederkhan Leïla Bederkhan w
Seite 178 und 179: Andreas Karlaganis Bei Lektüre des
Seite 180 und 181: Welches Verhältnis hatte Shakespea
Seite 182 und 183: Hieronymus Bosch Garten der Lüste
Seite 184 und 185: Der dieses Jahr verstorbene deutsch
Seite 186 und 187: Nachtwache Bevor die Industrialisie
Seite 188 und 189: Zwischen schlafen und wachen Eszter
Seite 190 und 191: 189
Seite 192 und 193: Springen und Kicken mit dem eigenen
Seite 194 und 195: Musik als Kommunikationsmittel reic
Seite 196 und 197:
Insignien, mit denen er als Materia
Seite 198 und 199:
WENN DIE UNSCHULDIG GESTORBENE AKUL
Seite 200 und 201:
Als Zeitstempel bezeichnet man eine
Seite 202 und 203:
21/09/26 Es ist unser letzter Aufna
Seite 204 und 205:
203SERVICE
Seite 206 und 207:
Zeche Zollern, Dortmund Die Zeche Z
Seite 208 und 209:
Salzlager und Mischanlage, Welterbe
Seite 210 und 211:
TICKETS Online www.ruhrtriennale.de
Seite 212 und 213:
Discounts Children, school pupils a
Seite 214 und 215:
213
Seite 216 und 217:
DANK / THANKS Unser besonderer Dank
Seite 218 und 219:
VON HERZEN UND VON HIER. 217
Seite 220 und 221:
219
Seite 223:
IMPRESSUM / IMPRINT Herausgeberin K
Alle anzeigen

Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2023

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?