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Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2023

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Tief im Inneren <strong>der</strong> Erde ruht ihr Gedächtnis. Der Komponist Georges Aperghis und <strong>der</strong><br />

Schriftsteller Jean-Christophe Bailly suchen es auf. Es beginnt eine imaginäre Reise hinab<br />

durch die geschichtete Zeit. Ständiger Begleiter ist die nachtschwarze Dunkelheit,<br />

Urmutter <strong>der</strong> Angst und <strong>der</strong> Schlaflosigkeit, aber auch <strong>der</strong> ältesten Spiele und skurrilsten<br />

Fantasiegeburten. Im Zusammenspiel mit flüchtig-wandelbaren animierten Zeichnungen<br />

lassen fünf Musiker:innen die Szenerie durch Klang, Wort und Körper erstehen:<br />

Gemeinsam graben sie sich durch verschiedene Materialien hindurch ins Dunkel, tasten<br />

sich durch Hohlräume, begegnen kindlichen Angstfantasien und ergeben sich verzerrten<br />

Gedankenbil<strong>der</strong>n, die einen beim nächtlichen Wachliegen ereilen. Die Mine wird<br />

zu einem poetischen Ort, dessen Reichtum an Assoziationen Aperghis und Bailly zu<br />

Tage för<strong>der</strong>n. Je tiefer wir steigen, desto näher kommen wir dem Himmel. 300 Millionen<br />

Jahre tief treffen wir auf Kohle. Bailly, <strong>der</strong> mit Dichtung von Annette von Droste-<br />

Hülshoff und eigenen Gedichten <strong>der</strong> Erdfabrik Sprache verleiht, nennt sie ein »Kind des<br />

Lichts«; schließlich war <strong>der</strong> schwarze Stoff aus <strong>der</strong> Tiefe vor Urzeiten einmal lebendige<br />

Vegetation, die sich von Sonnenlicht ernährte. Dieses Licht des Himmels findet er<br />

im eigenartig kühlen Glanz <strong>der</strong> Kohle wie<strong>der</strong>. Dunkel und Licht, Ernst und Spiel, Mut<br />

und Angst, Großes und Kleines – <strong>der</strong> Verbund <strong>der</strong> extremen Pole, das Zusammenwirken<br />

innerer Wi<strong>der</strong>sprüche und universaler Gegensätze sind auch Motor von Aperghis’<br />

»théâtre musical«, seiner eigenen poetisch-abstrakten Form von Musiktheater, bei <strong>der</strong><br />

nicht Figuren Geschichten erzählen, son<strong>der</strong>n das Publikum mit den Produkten seiner<br />

eigenen Vorstellung selbst zur Geschichte wird. Mit <strong>der</strong> Erdfabrik hat Ernst von Siemens<br />

Musikpreisträger Georges Aperghis, ein Magier <strong>der</strong> minimalen Mittel, für die <strong>Ruhrtriennale</strong><br />

ein universal-intimes Kammermusiktheater <strong>der</strong> Sinne, Urgefühle und Gedanken<br />

geschaffen, eine spielerisch-ernste Hommage an die menschliche Imaginationskraft.<br />

Deep inside the earth lies its memory. The composer Georges Aperghis and the writer<br />

Jean-Christophe Bailly go in search of this, setting off on an imaginary journey down<br />

through the layers of time. Their constant companion is a darkness as black as night:<br />

the primordial mother of fear and insomnia as well as the oldest of games and the most<br />

outlandish fantasies. Through interplay with fleeting and mutating animated drawings, five<br />

musicians conjure up the scene with sounds, words and bodies: together they dig through<br />

various materials into the darkness, feel their way through cavities, encounter childlike<br />

fears and images that creep up while we lie awake at night. The mine becomes a poetic<br />

location whose wealth of associations are unearthed by Aperghis and Bailly. The deeper<br />

we go, the closer we get to the universe. 300 million years down, we hit coal. Bailly, who<br />

uses a poem of Annette von Droste-Hülshoff and his own writings to lend Die Erdfabrik<br />

a language, calls coal the »child of light«. After all, this black stuff from the depths of<br />

primeval time was once living vegetation that fed on sunlight. He rediscovers this heavenly<br />

light in the unique and cool glow of coal. Darkness and light, seriousness and play,<br />

courage and fear, vast expanses and tiny details – the combination of extreme opposites,<br />

the interaction of internal contradictions and universal oppositions are also the drivers of<br />

Aperghis’s »théâtre musical«, his own poetic and abstract form of music theatre in which<br />

characters do not tell stories, but the audience themselves become the story, along with<br />

the products of their own imagination. With his Die Erdfabrik, the Ernst von Siemens<br />

Music Prize-winner Georges Aperghis, a magician of minimalist means, has created for<br />

the <strong>Ruhrtriennale</strong> a universal and intimate chamber opera of the senses, primal emotions<br />

and ideas, a playful and serious homage to the power of human imagination.<br />

Komposition, Regie<br />

Georges Aperghis<br />

Text<br />

Jean-Christophe Bailly<br />

Koordination Künstlerische<br />

Produktion<br />

Émilie Morin<br />

Bühne, Requisite<br />

Nina Bonardi<br />

Kostüme<br />

Julie Scobeltzine<br />

Licht Design<br />

Daniel Lévy<br />

Sound Design<br />

Thomas Wegner<br />

Co-Sounddesign<br />

Sebastian Schottke<br />

Video Design, Animation<br />

Jeanne Apergis<br />

Video Installation, Technik<br />

Jérôme Tuncer<br />

Musikalische Studienleitung<br />

Uli Fussenegger<br />

Dramaturgie<br />

Andri Hardmeier<br />

Barbara Eckle<br />

Stimme<br />

Donatienne Michel-Dansac<br />

Perkussion<br />

Christian Dierstein<br />

Dirk Rothbrust<br />

Trompete<br />

Marco Blaauw<br />

Kontrabass<br />

Sophie Lücke<br />

Gebläsehalle, Landschaftspark<br />

Duisburg-Nord<br />

Uraufführung<br />

Fr 11. August ___________________ 19.00 Uhr<br />

Sa 12. August ___________________ 19.00 Uhr<br />

So 13. August ___________________ 18.00 Uhr<br />

Do 17. August ___________________ 19.00 Uhr<br />

Fr 18. August ___________________ 19.00 Uhr<br />

Sa 19. August ___________________ 19.00 Uhr<br />

So 20. August ___________________ 18.00 Uhr<br />

Tickets: 22 / 32 / 42 / 52 €,<br />

ermäßigt ab 12 €<br />

Deutsch mit deutschen und<br />

englischen Übertiteln<br />

Produziert von <strong>Ruhrtriennale</strong><br />

in Kooperation mit La Muse en<br />

Circuit Centre National de<br />

Création Musicale<br />

Aufführungsrechte Musik<br />

© Editions Durand, Paris<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

durch die RAG-Stiftung<br />

Kompositionsauftrag von<br />

<strong>Ruhrtriennale</strong>, finanziert durch die<br />

Ernst von Siemens Musikstiftung<br />

Dauer: ca. 70min<br />

www.ruhr3.com/erdfabrik<br />

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