Festivalkatalog der Ruhrtriennale 2023
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Bereits im Titel spiegelt sich die Praxis <strong>der</strong> Zuschreibung <strong>der</strong> als »fremd« gelesenen<br />
und sexuell aufgeladenen Kunstformen, die bis heute andauert. Um dieses Phänomen<br />
und seine gegenwärtigen Resonanzen sichtbar zu machen, reist Amanda Piña in ihrer<br />
neuen Tanzperformance mit ihrem Ensemble in die Vergangenheit und erweckt in einer<br />
Beschwörung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art die exotisierten und teils queeren Bühnenkünstler:innen<br />
La Sarabia, Nyota Inyoka, François »Féral« Benga und Leïla Be<strong>der</strong>khan, die in den<br />
1920er-Jahren mit großem Erfolg in Europa lebten und arbeiteten und weltweit tourten,<br />
wie<strong>der</strong> zum Leben. Dabei entlarvt sie nicht nur den exotisierenden White Gaze,<br />
<strong>der</strong> den künstlerischen Gestaltungsraum durch vorherrschende Vorstellungen dessen,<br />
was als orientalisch o<strong>der</strong> afrikanisch galt, eingrenzte. Amanda Piña zeigt zugleich, mit<br />
welcher Vehemenz die genannten Künstler:innen diesen limitierten Raum zu nutzen verstanden,<br />
um darin künstlerisch herausragende Choreografien zu kreieren, die anhand<br />
von Zeichnungen und Bilddokumenten teils noch heute zugänglich sind. Exótica widmet<br />
sich diesen Tänzen und versteht sich zugleich als Hommage an alle vergessenen<br />
Performer:innen of Colour, die keinen Platz im Kanon <strong>der</strong> Tanzgeschichte fanden und<br />
erst langsam wie<strong>der</strong>entdeckt werden. Denn obwohl die Archive mit zahlreichen Zeitungsartikeln<br />
bestückt sind, die von ihrer großen Popularität zeugen, verschwanden diese<br />
Tänzer:innen nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend von den Bühnen Europas und<br />
aus dem kulturellen Gedächtnis. Amanda Piña, die im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Ruhrtriennale</strong> bereits<br />
2021 ihre Arbeit Danza y Frontera zeigte, widmet sich diesem Akt des Vergessens und<br />
fragt, welchen Gesetzmäßigkeiten er unterliegt.<br />
The title reflects the practice of categorising art forms that are sexually charged and<br />
read as »foreign« which still goes on today. In or<strong>der</strong> to make this phenomenon and<br />
its contemporary resonances visible, Amanda Piña and her ensemble travel back into<br />
the past in her new dance performance, where she revives the eroticised and, in some<br />
cases, queer stage artists La Sarabia, Nyota Inyoka, François »Féral« Benga and Leila<br />
Be<strong>der</strong>khan, who toured Europe with great success in the 1920s, in a very special form<br />
of séance. Here she not only reveals the exoticising white gaze whose prevailing preconceptions<br />
about what was »Oriental enough« or »African enough« restricted artists’<br />
room for manoeuvre. At the same time, Amanda Piña demonstrates the force with<br />
which the artists named were able to use this limited space to create choreographies<br />
of outstanding artistic quality that can still be viewed now in the form of drawings<br />
and visual documentation. Exótica is dedicated to these dances and sees itself as<br />
a homage to all those forgotten performers of colour, who did not find a place in the<br />
canon of dance history and are only now slowly being rediscovered. For, even though<br />
the archives contain numerous newspaper articles attesting to their great popularity,<br />
after the Second World War these dancers increasingly disappeared from European<br />
stages and popular memory. Amanda Piña, who previously presented her work Danza<br />
y Frontera at the <strong>Ruhrtriennale</strong> in 2021, addresses this act of forgetting and questions<br />
the rules on which it is based.<br />
Künstlerische Leitung<br />
Amanda Piña<br />
Performance von und mit<br />
Ángela Muñoz Martínez<br />
Kabangu Bakambay André<br />
Juan Carlos Palma<br />
Venuri Perera<br />
Amanda Piña<br />
iSaAc Espinoza Hidrobo<br />
Dramaturgie<br />
Nicole Haitzinger<br />
Integral Design<br />
Michiel Jimenez<br />
Bühne, Szenografie<br />
Forêt Asiatique (1921) von Albert<br />
Dubosq, reproduziert von<br />
Decoratelier Jozef Wouters als<br />
Teil von Infini #18 (2022)<br />
Technische Leitung<br />
Santiago Doljanin<br />
Musik<br />
Ángela Muñoz Martínez, Zevra<br />
Sound Design<br />
Dominik Traun<br />
Kostüme<br />
Fe<strong>der</strong>ico Protto<br />
Regieassistenz<br />
Pierre-Louis Kerbart<br />
Produktion, Distribution<br />
neon lobster / Giulia Messia<br />
Katharina Wallisch<br />
PACT Zollverein, Essen<br />
Deutsche Erstaufführung<br />
Fr 1. September_______ 20.00 Uhr<br />
Sa 2. September_______ 20.00 Uhr<br />
So 3. September_________ 18.00 Uhr<br />
Dauer: ca. 90 min<br />
Tickets: 17 / 27 €,<br />
ermäßigt ab 12 €<br />
Sprache: Englisch<br />
Veranstaltet von PACT Zollverein<br />
für die <strong>Ruhrtriennale</strong><br />
Produktion:<br />
Amanda Piña/Fortuna<br />
Koproduktion:<br />
Kunstenfestivaldesarts, Holland<br />
Festival, Festival d’Automne,<br />
Tanzquartier Wien, PACT<br />
Zollverein, DDD – Festival Dias<br />
da Dança, La Bâtie-Festival de<br />
Genève, NEXT Festival<br />
Amanda Piña/Fortuna wird<br />
geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Stadt Wien,<br />
Abteilung Kunst und Kultur<br />
des Bundeskanzleramtes<br />
Österreich<br />
www.ruhr3.com/exotica<br />
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