Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

Video 4, Beginn 1:31:46, Ende 1:43:05
Länge: 11’19’’
Gruppe 11120705FB
A männlich
B weiblich
Legende:
Großbuchstaben: für Namen der Sprecher (A/B) oder andere Personen (C …)
xxx: akustisch nicht verständlich
?: Unsicherheit über den transkribierten Begriff
Sprechakt Sprecher Äußerung
Nr.
1. A Am Anfang ging’s ja darum ja 3.oktober 2003 ist tag der offenen
Moschee ja wo die Leute alle zur Moschee kommen und sich freuen
um mal sozusagen richtig live dabei zu sein das hat mich dann richtig
verwirrt denn dann ging’s eigentlich nur noch um den Kopftuchstreit
ums Kopftuch und dann nur so Beiträge so gegensätzliche
2. B Na ja das war halt da das ding gewesen das alle diskutiert haben und
auf jeden fall fand ich’s bezeichnend wie es dargestellt war also dass
hat eigentlich alle Argumente widergespiegelt die so in dem
Zusammenhang geäußert werden also Leute halt die das total
verbrochen haben das kein Kopftuch getragen werden sollte das
verboten werden sollte oder eben das Gegenteil dass es als
Diskriminierung wahrgenommen wird wenn du es den Leuten
verbietest
3. A Ja aber die Leute die sozusagen auch sozusagen den job opfern
würden für das Kopftuch das waren irgendwie
4. B Ja das waren die betroffenen selber die Frauen die Kopftuch tragen
5. A Die die da sich so aggressiv dagegen geäußert hatten war mehr so
die eine schwäbische Frau diese Besucher halt
6. B xxx gegen das Kopftuch
7. A na ja die waren schon der eine Kommentar so ich weiß nicht mehr
genau von wem der aber der eine Mensch hat schon gesagt so
kopftuch sofort verboten in der schule in öffentlichen räumen
8. B auf jeden fall finde ich es schwierig da das selber zu bewerten weil es
da so viel verschiedene Argumente gibt und man das als
Diskriminierung ansehen kann oder sich die betroffenen halt
diskriminiert fühlen wenn sie das Kopftuch halt nicht tragen dürfen in
öffentlichen räumen und man aber genauso von Diskriminierung
sprechen kann wenn Frauen das Kopftuch in öffentlichen räumen
tragen weil das Zeichen eigentlich eher für die Unterdrückung der
Frau also insofern ist das ja Diskriminierung in jedem fall egal was
man macht
9. A ist ne Diskriminierung
10. B in jeden fall ob man’s halt verbietet oder ob man’s zulässt muss man
halt abwägen welche Diskriminierung weniger hoch ist also insofern
finde ich ist das schon ein schwieriges unterfangen
11. A aber das kann dann doch keine Diskriminierung sein weil es doch
fester Bestandteil der Religion ist
12. B ist aber kein fester Bestandteil der Religion ist ist ne Tradition es ist
nicht in der Religion enthalten es ist nicht im Koran also
1
13. A sagen wir fester Bestandteil der Kultur wenn die Frauen das
sozusagen auch sozusagen so fest verankert sind mit wenn sie aber
dann das Kopftuch nicht tragen dürfen finden die es vielleicht auch
diskriminierend
14. B #es gibt aber auch Frauen die Kopftuch tragen eben es gibt aber auch
Frauen die es nicht tragen möchten aber es dann tragen müssen und
für die ist es dann genauso ne Diskriminierung wenn sie es tragen
müssen das ist das Problem
15. A wie kam noch mal der Kopftuchstreit zustande eigentlich was war der
Auslöser
16. B na der kam zustande dass die also eine Lehrerin ich glaub ihrer stelle
wegen beklagt hat dass sie irgendwie nicht eingestellt oder irgendwie
benachteiligt wurde weil sie das Kopftuch eben in der schule als
Lehrerin nicht tragen durfte und hat eben geklagt dass es halt jede
Religion gleiches recht hat
17. A #aber war das nicht bis dahin erlaubt Kopftücher zu tragen aber davor
war es doch erlaubt wieso durfte jetzt plötzlich in der schule
18. B na es gab keine es gab keine eindeutige Regelung dazu vorher
19. A ach so aber es gab viele Lehrerinnen die mit Kopftuch unterrichtet
haben
20. B keine Ahnung
21. A aber es gab zumindest eine die darauf bestanden
22. B ja
23. A dann haben wir jetzt den fall dass sozusagen
24. B das Bundesverfassungsgericht das jetzt den fall entschieden hat so
entschieden dass es eben keine nationale Festlegung gibt sondern
dass das Ländern überlassen ist und dann es eben nur dann verboten
werden kann wenn es nationale Gesetzgebung gibt
25. A und jetzt wann wurde das urteil gesprochen
26. B o Gott da bin nicht ganz sicher ein Jahr vielleicht so ein Jahr also
2003 war ja schon
27. A 3. Oktober ne
28. B die Diskussion aber wann das urteil war weiß ich nicht mehr genau
aber ich denke so ein Jahr vielleicht
29. A aber das war jetzt ne Frau die hat darauf bestanden das Kopftuch zu
tragen
30. B die wollte das tragen das wurde ihr nicht erlaubt genau
31. A und hat das vielleicht ja als Beschneidung ihrer Freiheit ihrer
Ausübung empfunden
32. B ihrer Religionsfreiheit genau genau sie hat geklagt auf dass sie
verletzt sei in ihrem recht auf Religionsausübung
33. A das kann ich mir auch gut vorstellen dass man sich dann sozusagen
dass man sich dann in seiner Freiheit auf Religionsausübung
irgendwie beschnitten vorkommt wenn man das Kopftuch auf einmal
absetzen muss
34. B allerdings ist es
35. A oder sonst den job aufgeben muss
36. B allerdings ja ist die Religion nicht nur das positive also dass man
Sachen dürfen darf sondern auch die nicht negative dass man
Sachen nicht machen muss und wenn es zum Beispiel Frauen gibt
die das nicht tragen wollen aber aufgrund der ziemlich patriarchalen
Kultur sag ich mal jetzt die Männer oder die Oberhäupte der Familie
die Mädchen also dazu zwingen das Kopftuch zu tragen das heißt für
die ist da keine Debatte darüber ob sie es wollen oder nicht wenn die
dann gezwungen werden und das dann als Religionsfreiheit verkauft
2