Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

mit unseren Bräuchen ankommen würden. Und gerade beim Islam
denke ich eigentlich, also ich will denen das jetzt nicht unterstellen,
aber …
40 B # Ich weiß, was Du meinst … (nickt zustimmend)
41 A … beim Islam denk’ ich vielleicht, dass die da auch, eben weil sie so
auf ihre äh Religion eingefahren sind, vielleicht auch nicht so tolerant
sein würden.
42 B Stimmt. Die würden uns dann vielleicht das Kopftuch aufzwingen. Wir
gerade als Blonde. (beide lachen) Stimmt schon. Aber ich mein, im
Endeffekt ist es halt nur ein Kopftuch.
43 A Hm.
44 B Obwohl ich glaub’ ich auch … also ich weiß nicht, ich würd’ auch
hingucken, weil es halt ungewohnt ist.
45 A Und ähm, ich denk’ mal, das hat auch ziemlich viel mit
Persönlichkeitsstärke zu tun. Weil, wenn Du als Lehrerin, oder vor
allen Dingen auch als junge Lehrerin neu an ne Schule kommst, und
Du merkst ja dann, dass alle äh Schüler über Dich reden und dass
Debatten über Dich geführt werden und ich weiß nicht also, dann hat
es wirklich, also einerseits mit religiöser Überzeugung, aber auch was
mit Persönlichkeit zu tun, zu sagen, ich trage das trotzdem. Ne?
46 B Hm.
47 A Also, ganz allein schon, wenn das einfach nur, also in … in der Rede
ist, ob man das nun, im Gespräch ist, ob man das nun verbietet oder
nicht. Dann ist es ja schon irgendwie …
48 B Ja, ich weiß auch nicht, wie das durchgesetzt werden soll.
49 A Hm.
50 B Also, (lacht). Gucken die dann und “runter damit”? Also, das ist ja …
eigentlich ist es albern, glaub’ ich.
51 A Weißt Du eigentlich, von wem das … wer die Klage da eingereicht
hat?
52 B Ich hab’ mich damit … also ich weiß nicht, ist jetzt nicht gerade mein
Thema.
53 A Tja, ich hab’s schonmal gehört, aber wie das nun genau abgelaufen
ist, weiß ich auch nicht (lacht).
54 B Wir sind so unbedarft!
55 A Ja.
56 B Ja. Naja …
57 A Ok, was könnte uns, was fällt uns noch dazu ein?
58 B Hm … ging’s da nur um die Kopftuchfrage oder wirklich da drum, dass
jetzt zu bestimmten Zeiten halt gebetet wird?
59 A Nee, es ging glaub’ ich wirklich nur um das Kopftuch, das bei diesem
Tag da auch Thema war. Also, ich weiß nicht, Kopftuch zu tragen
heißt ja auch immer irgendwo, na ja, das ist ja nicht nur das Kopftuch,
sondern das ist ja ein Symbol eigentlich auch gleichzeitig.
Andererseits denke ich dann auch immer, obwohl ich zwar so der
Meinung bin, dass so ne Annäherung auf beiden Seiten irgendwie zu
erfolgen hätte, dass es dann so aussieht, als würde man halt die
Religion nicht achten. Wenn das nun mal denen ihre Art ist und ein
wichtiges … ne wichtige Klausel im Koran eben Kopftuch zu tragen …
60 B Es geht ja da drum, nicht die Haare zu zeigen, oder?
61 A Hm.
62 B Weil, das ist doch speziell, dass die Frauen die Männer nicht damit …
durcheinander bringen oder wie auch immer (beide lachen) Aber …
und ich weiß ja nicht, was Du denen antust praktisch, wenn die das
dann zeigen müssen, oder.
3
63 A Hier in dem Film „Nicht ohne meine Tochter“, hast Du den gesehen?
64 B Ich glaub’ … nee, ich weiß es nicht.
65 A Ja, das ist, ähm, wo die Amerikanerin da mit nem … ich weiß jetzt gar
nicht genau, aber auf jeden Fall nem Muslim verheiratet ist und äh die
haben beide ne Tochter, und solange sie in den USA leben, ist noch
alles wunderbar. Und dann lässt sie sich aber überreden, zu seiner
Familie zu fahren und da sind sie dann halt in nem muslimischen
Land und da entpuppt er sich halt, ja als richtig fanatisch.
66 B Hm.
67 A Und ähm, er nimmt halt ne ganz andere Rolle ein dort in dem Land.
Und ähm, also ich kann mich noch an eine Szene erinnern, da läuft
sie äh mit ihrer Tochter da durch die Stadt, Menschenmengen, und
ähm, man sieht halt bei ihr, ihr Kopftuch ist nur so leicht, also man
sieht den Haaransatz. Und auf einmal gehen Sirenen los. Und da
fährt die Polizei, oder was auch immer, fahren dahin mit Tatü Tata,
um die da zu verwarnen oder von der Straße zu holen.
68 B Wegen dem Kopftuch?
69 A Ja. Weil das eben anrüchig ist. Wenn Du dann so was siehst, ja, dann
kannst Du Dir schon vorstellen, dass die was dagegen haben.
70 B Das ist schon krass.
71 A Aber, ja …
72 B Naja, aber meinste, die, die jetzt ähm hier sind und da drauf
bestehen, ihr Kopftuch zu tragen, die machen das, weil sie müssen
oder die machen’s dann wirklich, weil sie wollen? Also, ich weiß ja
nicht, ob die dann hier, na ja, gut, wenn die mit ihrer ganzen Familie in
Deutschland sind …
73 A Hm.
74 B … das sind ja dann auch … die ziemlich die …
75 A Naja, ich denk’ mal, also wenn’s um so … solche Sachen geht wie in
dem speziellen Fall, wo es halt richtig vor Gericht ging, dann denke
ich schon, dass Überzeugung dahinter steht.
76 B Genau. Ja stimmt. Das ist ja albern, wenn … von der einen Seite wirst
Du gezwungen das zu tragen von Deiner Familie und von der
anderen will’s Dir jemand verbieten oder so. Dann kannst Du es ja nur
falsch machen.
77 A Das ist auch so ein zweischneidiges Schwert, also ich wüsste jetzt
nicht, wenn ich jetzt ähm Richter wär, wie ich da drüber entscheiden
würde.
78 B Das kommt ja bestimmt auch auf den Typ dann an. Ich hab’ mal in der
elften oder zwölften Klasse einen Vortrag über die Frau im Islam
gemacht. In Ethik. Ich weiß gar nicht mehr, was ich da erzählt hab’.
(lacht) Ja, dass das Kopftuch ein Zeichen ist.
79 A Hm.
80 B Aber es gibt ja auch … also ich glaub, es ist ja schon ein Unterschied,
ob Du nur ein Kopftuch trägst und ganz normale Kleidung oder ein
Kopftuch und so’n Gewand nur und so Schleier.
81 A Ja. Also, man sieht ja auch öfter moderne muslimische Frauen, die
zwar so ganz normal angezogen sind, aber halt nur mit ihrem
Kopftuch.
82 B In Talkshows öfter. (lacht)
83 A Naja, gut. Wenn das jetzt keine … keine Ausmaße annimmt, dann
würd’ ich’s eigentlich schon okay finden, denk’ ich mir jetzt mal so.
84 B Ja.
85 A Eben weil’s … so lange es jetzt keinen Einfluss … weil das sicherlich
auch vielleicht irgendwie den Dialog fördern könnte zwischen den
4