Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

30 B Genau. Es geht halt nur um diesen Verbieten … das Verbietenwollen,
diesen Charakter, den das hat. Und da kann ich vielleicht auch Eltern
verstehen, wenn … wenn unsere Eltern jetzt … ach Quatsch … wenn
wir Kinder hätten …
31 A Hm.
32 B …, die in die Schule gehen würde, vierte Klasse und die Lehrerin
wäre, äh, Moslem und müsste Kopftuch tragen. Was würdest Du denn
empfinden? Es ist schwierig, also, ich finde jetzt, ich könnte nicht
sofort sagen, juhu, Gott sei Dank jemand einer anderen Religion,
abgesehen davon, dass ich religionsfrei bin.
33 A Das käme drauf an, ich weiß nicht, ich … ich könnte es jetzt nicht von
… von vornherein sagen, ich würde mich jetzt gut dabei fühlen oder
ich würde jetzt mich nicht komisch dabei fühlen, aber ich denk’ ähm,
wenn das irgendwie so gelöst wird, dass Du wirklich jetzt ähm, was
weiß ich über Elternabende oder so halt einfach die Person kennen
lernst und halt ähm, meinetwegen jetzt siehst dass die letztendlich
ihre Arbeit macht und ähm …
34 B ### xxx
35 A … ja, anderen Menschen xxx ist, weißte, dann ist das was ganz
anderes als wenn ich jetzt irgendwie, zum Beispiel, ich würd’s halt …
ich würd’s absonderlich finden, wenn sie halt irgendwie jetzt
Religionsunterricht geben würde oder ...
36 B # Ja, das ist es ja, weißte, das kam ja nicht raus, was sie macht.
37 A Oder über … über irgendwelche christlichen Religionen halt ähm
erzählen soll, aber das ist … ich mein, die Chance ist ja relativ gering,
sag’ ich mal. Und ähm, ansonsten, wenn die jetzt Biologie unterrichtet
oder Deutsch unterrichtet oder weiß ich nicht …
38 B # Ja, so lange sie nicht erzählt, dass da irgendwie Gott das erschaffen
hat …
39 A # Ja, es gibt doch … es gibt doch so viele, guck’ mal, überleg doch
mal … von … weiß ich nicht, von irgendwelchen Türken, die halt in
den fünfziger Jahren oder so nach Deutschland gekommen sind, es
gibt doch so viel, die wirklich Kinder ähm … von diesen ähm, na ja,
von den ganzen Gastarbeitern und so, die wirklich in Deutschland
aufgewachsen sind, die halt vielleicht die Religion haben, aber die
wirklich so geprägt sind auch von … von … von der deutschen Kultur,
ganz einfach, weil sie hier aufgewachsen sind …
40 B Ja.
41 A Ich denke, das kannst Du generell nicht so sagen. Ok, ich … ich find’s
auch vollkommen ok, wenn jemand sagt, ähm, ich steh zu meiner
Religion, ich möchte’ das auch ähm ausleben und so und ähm so
lang’s halt nicht in irgendwelche ext …
42 B # Extrem?
43 A … in irgendwelchen Extremismus ausartet, weißte, dann … dann
leben und leben lassen, weißte.
44 B Und die … die Kreuze in Hotelzimmern? Unsere christlichen
Symbole? Das nervt mich ganz genauso, also. Wenn ich in ein Hotel
komme, und da ist ne Bibel im Nachttisch und äh ein Kreuz über’m
Badezimmer …
45 A Ne Bibel im Nachttisch stört mich nicht. Ähm, ich denk’, das … das
muss man äh irgendwo ein Stück weit …
46 B Na, dann musst Du ja genauso das Kopftuch akzeptieren.
47 A Ja, na sicherlich. Ähm, ich akzeptiere das ja auch. Ich kann für mich
sagen, dass mich … ich muss Dir ehrlich sagen, dass das, zum
Beispiel jetzt wenn ich irgendwo nach Bayern oder sonst wohin
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komm, dass mich da ein Kruzifix über’m Bett vielmehr stört, als wenn
ich irgendein Kopftuch in der Schule sehe bei nem Mädchen oder ner
Lehrerin.
48 B Richtig, genau.
49 A Und ähm … Weiß ich nicht, vielleicht bin ich einfach Antichrist, keine
Ahnung. (lacht)
50 B Du bist DER Antichrist.
51 A Ich bin DER Antichrist.
52 B Das ist angeboren schon, ja, hm.
53 A Ähm … Nee, aber, ich weiß nicht, mich stört das halt, aber da geh ich
ja jetzt auch nicht zur Rezeption und sage, machen sie’s runter oder
hängen sie’s ab. Ich denke dann halt jedes Mal wieder, mein Gott, wie
… wie … wie die Bayern doch sind, aber es ist jetzt nichts, was mich
so stören würde, dass ich echt so’n Hals kriege oder so …
54 B Na die jetzt hier, die … die … die Frauen, die sie interviewt haben, da
hat ja die eine gesagt, das ist mir doch egal, was die machen, das ist
deren Religion, die andere hat gesagt, scheiße, das müssen wir
unbedingt verbieten.
55 A Genau.
56 B Also, es waren ja jetzt wirklich krass vier Meinungen, oder? Dann war
der Mann, der gesagt hat, wir haben andere Probleme als so was …
57 A Hm, hm.
58 B … und dann war noch jemand glaub’ ich, ich weiß es gar nicht mehr.
59 A Ich glaub es waren drei Frauen und ein Mann …
60 B Na, na, das war ja schon krass mit diesen Meinungen, also, es waren
zwei verhärtete und einer hat gesagt pff (mach eine Geste, als sei ihr
etwas egal) …
61 A Weißte was mir einfach … mal was ganz anderes … ein bisschen
komisch vorkam? Ist einfach … das war ja dieser … dieser Tag der
offenen Moschee oder irgend sowas, keine Ahnung. Und ähm, ich
fand das irgendwie absonderlich, dass da halt wirklich … weiß ich
nicht, dass da die Moscheen die Türen öffnen, so als wäre es
irgendwie was … was wie’n Zoo oder so was, weißte. Ich fand das
irgendwie absonderlich.
62 B Vielleicht ne Reaktion da drauf, dass mehr Kontakt und Interaktion
zwischen den Religionen stattfinden sollte, dass da gelernt wird
voneinander.
63 A Aber ich find’s auch ehrlich gesagt, ich find’s äh … ich find’s dann
komisch … also, ich find das dreist, wenn dann da … da Leute
hingehen und den Leuten dort erzählen, ähm: „Ich find’ das
beschissen, wenn Eure Lehrerinnen in der Schule ein Kopftuch
tragen“. Ich find’ das irgendwie, das ist … das würde ich mir nicht
erdreisten dahin zu gehen …
64 B # Das ist als wenn Du hier die Kerzen auspusten würdest.
65 A Ja, genau, genau. So ähnlich. Wie als würdest Du in die Kirche gehen
und würdest dem Pfarrer sagen „Ich finde das nicht gut, dass sie
Kinder taufen, in Wasser titschen.“ Keene Ahnung.
66 B (Beugt sich nach unten, schaut unter den Tisch.)
67 A Was? Suchst Du ein Mikrofon? Wanzen? (lacht)
68 B (Nickt.)
69 A Nee, aber … wann war das denn? Dritter Oktober, ne?
70 B Aber 2003, oder?
71 A 2003? xxx
72 B # Ich hab’s nicht xxx
73 A Ähm, Kopftuchstreit in Deutschland. Ich denk …ach … kann sein,
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