Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

55 A Ähm … ja, das ist ja nun … ja, ob das nun … politisch ist das ja eher
nicht so …
56 B Ja …
57 A Naja, gut, da hatten sie andererseits natürlich wieder recht. Leute, die
in dieses Land wandern … einwandern …
58 B # Na, ich glaub’ …
59 A # … ähm müssen sich auch bewusst sein, dass hier andere äh
Lebensweisen vorherrschen, so …
60 B Deswegen, wenn ich mir jetzt vorstelle, äh, ich käme in ein
muslimisches Land und würde kein Kopftuch tragen, da würd’ ich
glaub’ ich … Werd’ ich gleich erschossen oder komm’ ich erst noch in
den Knast? Ich weeß es nicht. (beide lachen)
61 A Naja, das weiß ich ja nicht, ich meine …
62 B Ah, keine Ahnung also, ist schon … wir sind ja eher tolerant in
Deutschland.
63 A Ja. Das auf jeden Fall. Das find’ ich auch gar nicht so schlimm, dass
das … Deswegen, wenn sie die sozusagen reinlassen, dass sie
denen da … die können denen doch nicht alles wegnehmen, was sie
noch haben, weißte? (beide lachen)
64 B Wo? Oh nee, aber … Ich hab’ was viel Interessanteres gehört, aber
das sind jetzt nicht Themen, die … ich schweife da wieder ab.
65 A Nicht abschweifen!
66 B Oh, das war aber … nee. Aber das ist jetzt schon wieder so lange her.
Ich weeß auch nicht, wann war denn das?
67 A # Ja, das ist lange her.
68 B Naja, ist best … ist doch schon fast wieder ein Jahr her.
69 A Über ein Jahr bestimmt.
70 B Das ist bei mir schon wieder total (macht eine Geste, als würde sie
sich über sie Stirn wischen)… Weil jetzt ewig nichts darüber kam, ich
weiß schon gar nicht mehr, warum ...
71 A Na ja, danach ist ja die Diskussion auch abgeklungen.
72 B Hm.
73 A Kam ja auch gar nichts mehr. Das war dann so …
74 B # Ja, sobald nichts mehr im Fernsehen kommt oder in der Zeitung
steht, ist es weg.
75 A … dann interessiert es kein Schwein mehr.
76 B Hätten die das jetzt nicht noch mal gezeigt, ich … (schüttelt den Kopf)
77 A Ja. Ich hab … ja …
78 B Es wär mir vielleicht mal aufgefallen, wenn ich …. Ich geh ja nicht
mehr in die Schule.
79 A Ja, trotzdem, aber, äh, man setzt sich ja trotzdem damit auseinander.
Zumindest auch wenn’s bloß ein Gespräch von fünf Minuten ist oder
so. Wo man mal … mal seine Meinung äußert.
80 B Na, jetzt haben wir ja zu einander halten … uns zu unterhalten. Ich
weiß nicht, ob wir das zu Hause auch gemacht hätten.
81 A Na … ja …
82 B Da wäre es ungefähr in einer Minute erledigt gewesen.
83 A Ja, da haben wir ja noch nicht zusammen gewohnt, also …
84 B Ja, gut.
85 A Ja. Sonst hätte man sich bestimmt, sicherlich drüber unterhalten. Wir
sollten jetzt uns über’s Thema mal unterhalten.
86 B Ja, stimmt … äh … jetzt habe ich den Faden verloren … ähm …
Waren wir pro oder waren wir contra? Wir waren … wir waren pro und
contra. Du warst contra.
87 A Eigentlich für’s, also … mir war’s eigentlich … weeßte … eigentlich
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egal. Ob die nun ihr Kopftuch tragen oder nicht. Aber wenn die jetzt
nun ihren Glauben haben … das sage ich jetzt vielleicht schon zum
zehnten Mal oder so, dann sollen sie es auch machen.
88 B Dann ist es so.
89 A Dann ist es so.
90 B Ja, ich weeß auch nicht.
91 A # Das ist irgendwie an den Haaren herbei gezogen.
92 B Was gibt’s da noch groß zu erläutern?
93 A Keine Ahnung.
94 B Genau. Das war das Treffende.
95 A Naja, ähm, mit diesem Kopftuch, das ist ja bestimmt durch irgend so
ne Mutter oder nen Vater oder irgend so was, dass die sich bestimmt
darüber beschwert haben, oder? Kann das sein? Dass da ne Lehrerin
…
96 B # Das kann sein, dass das die Vorgeschichte war …
97 A Hm.
98 B … dass sich da Eltern belästigt gefühlt haben. Aber, ich weeß gar
nicht, wo war das überhaupt?
99 A Da denkste immer, Deutschland ist offen, aber bei solchen Themen,
dann zeigt sich das immer, dass sie doch nicht so
100 B Na nee, aber jetzt mal ehrlich, Deutschland ist so tolerant, das habe
ich noch nie erlebt. Wenn Du irgendwo anders hinkommst, das ist
wirklich so krass, wie … wie Du immer schief angeguckt wirst, wenn
Du irgendwas machst, also. Ooch … ooch in katholischen Ländern,
weeßte, wenn Du da irgendwie ein bisschen aufreizender bist, dann
… bist Du auch gleich ne Schlampe. Na, ich weeß nicht, also, da es
mich jetzt nicht direkt betrifft …
101 A # Ja, ist ja auch …
102 B … habe ich mich nicht wirklich auseinander gesetzt.
103 A Ja, man sieht ja manchmal im Alltag so Frauen rumlaufen mit äh
Kopftüchern …
104 B Naja, ich … die Kopftücher finde ich ja gar nicht schlimm. Was ich ja
immer irgendwie entwürdigend finde aber was die ja in ihrer Religion
so mit … sich aufnehmen müssen, ist diese Vollverschleierung,
weißte? Wo nur noch die Augen rausgucken, so Sehschlitze.
105 A Ja, aber das ist ja hier jetzt nicht so.
106 B Nee, das ist ja nicht so, nee.
107 A Aber das ist natürlich schon extrem. Das finde ich auch entwürdigend
eigentlich.
108 B Na, ich weeß nicht, aber die empfinden das ja scheinbar nicht so.
109 A Da wird die Frau so unterdrückt da, das ist …
110 B # Du siehst überhaupt … Du siehst kein Gesicht, Du siehst keine
Mimik, Du siehst …
111 A # Und da müssen die da so’n Sack anziehen …
112 B Wenn die nicht … wenn Du die Stimme nicht hörst, merkst Du gar
nicht, dass sie überhaupt da ist.
113 A Ja, hm.
114 B Naja, aber wir schweifen schon wieder ab …
115 A Ja.
116 B Ja, ähm …
117 A Na, wenn Du hier siehst, dann … dann, ja gut, erkennst Du halt sofort,
ist ganz klar.
118 B Ja.
119 A Aber ich denk’ mir da auch nichts weiter bei.
120 B Ja, ist ja auch so gedacht.
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