Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

aus?
54 B Hm. Hm.
55 A Weil, wenn ich die Sprache nicht versteh, dann kann ich nicht mit
ihnen reden.
56 B Ja.
57 A Und wenn die nur in ihrer Gruppe sind, dann habe ich auch gar keine
Möglichkeit ranzugehen. Also man müsste sie auch wirklich trennen,
dass ich irgendwo dann sage, äh dass da Gruppen sind, wo … wo
halt ganz viele Moslems, na ja, nicht viele, aber wo zum Beispiel mehr
als drei oder vier Moslems oder so, und jetzt nicht nur Moslems, auch
andere … andere Stämme da mit drin sind, die bleiben immer in ihrer
Gruppe, die haben es richtig schwer, sich dann irgendwie zu
integrieren. Das müsste auseinander … ne normale Gruppe, müsste
was weiß ich, einer von jeweils den Ländern drin sein …
58 B Na, es gibt ja so direkt Schulklassen, wo Du dann fast nur Ausländer
drin sitzen hast. Und nur einen Deutschen oder so.
59 A Ja.
60 B Weil das ist dann … da ist die Integration ja kaum gegeben, ne.
61 A Das hatt’ ich in der Berufsschule hatt’ ich das hier übrigens gehabt.
Da hatt’ ich ne … ne Freundin gehabt, die hatte auch ne Klasse, wo
haufenweise Russen drin gewesen sind.
62 B Hm.
63 A Die haben ihr eigenes Ding gemacht, ihr eigenes Süppchen.
64 B Hm.
65 A Die hatten sogar eigene Anforderungen gehabt bei den Prüfungen.
Also die wurden anders bewertet als … als zum Beispiel die Freundin
von mir.
66 B Hm. Wobei das wird … im Studium ist es auch so. Also …
67 A # Werden die anders bewertet?
68 B Also, ich weiß es von … von den Juristen, dass die ähm das nicht so
ausführlich machen müssen bei der Prüfung. Das hat mal ein Kollege
erzählt.
69 A Warum?
70 B Ja, wegen Sprache oder so.
71 A Ja, warum? Die wollen doch … die wollen doch den deutschen
Abschluss haben, oder?
72 B Ja, aber da sind wahrscheinlich für Ausländer die Anforderungen
dann auch anders.
73 A Versteh’ ich nicht. Die Frage wär, wenn ich jetzt ins Ausland gehen
würde, wenn ich dort studieren würde, wär’s genauso oder müsste ich
dieselben Anforderungen bringen?
74 B Weiß ich nicht. Ich weiß nicht, wie das geregelt ist. Aber ich mein,
noch mal zu dem Kopftuchstreit, also ich find’ schon, dass … dass es
nicht nebensächlich ist, so was ähm auch mal politisch zu tangieren,
weil es ja schon ein … ein, also ich mein, da prallen ja die Kulturen
aufeinander, deshalb ist es ja schon gut, wenn man da mal ne Lösung
schafft, oder?
75 A Was, politisch gesehen?
76 B Ja, also ich mein, dass … dass sich Politik da einschaltet, ob die
Lehrerin da jetzt ein Kopftuch tragen darf oder nicht. Weil ja generell
in der Schule ja religiöse Symbole oder so sowieso …
77 A # Verboten sind.
78 B … verboten.
79 A Außer … außer in Bayern.
80 B Achso?
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81 A Ja. Weil da haben sie noch ihren Kruzifix.
82 B Ach, hängt das Kruzifix noch?
83 A Ja, da hängt das noch da. Na ja, wie gesagt, es ist so, wenn Du …
wenn Du den Staat von der Religion trennst, und das ist ja in
Deutschland irgendwie so mit Martin Luther und Napoleon, der die
Kirche zurück getrieben hat.
84 B Ja.
85 A Ähm, dann ist es so, dass ein komplettes Bildungssystem auch nicht
auf die Kirche aufgebaut sein darf. Sondern es soll, was weiß ich,
einen Teil geben, der sich dann Religionsunterricht … und der Rest
soll halt wirklich alles staatlich sein.
86 B Ja.
87 A Und da gehört halt dieses Kopftuch als Zeichen dann … müsste auch
verboten werden.
88 B Hm. Hm.
89 A Es ist aber unverständlich. Wenn Du die Wahl hast zwischen
Kopftuch tragen und Arbeitsplatz äh aufgeben. Dass die sich äh für
den Arbeitsplatz aufgeben eher entscheiden würden als das Kopftuch
abzusetzen.
90 B Hm.
91 A Und obwohl das … das ist ja auch, wie der gesagt hat, das ist ja noch
nicht mal im Koran vorgeschrieben. Es ist nicht im Koran
vorgeschrieben, dass die Frauen ein Kopftuch tragen müssen.
92 B Achso, das habe ich gar nicht richtig mitgekriegt.
93 A Ja. Ja, das ist eine Ehrerbietung zu Allah und allen Möglichen und zu
den Propheten, dass die das Kopftuch aufhaben.
94 B Ich mein, die können’s ja im Alltag tragen oder so, wenn sie jetzt nicht
in der Schule sind oder so. Und es bedeutet ja auch nicht, dass sie
ihrer Religion absagen müssen oder so. Das heißt ja nur, dass sie es
eben dort nicht öffentlich machen sollen an der Stelle.
95 A Obwohl, was mir jetzt gerade wieder einfällt ist, wie ist denn das, es
gab’ doch früher mal, als ich groß gezogen worden bin, die Sitte,
wenn man in nen Raum reingeht, hat man die Mütze abzusetzen.
96 B In der Schule sowieso.
97 A Na, Ja. Na ja, in der Schule sowieso.
98 B Ja.
99 A Jetzt erinnere Dich mal zurück, wie viele haben denn das bei Dir aus
der Klasse gemacht? Solche eingebürgerten Mützenträger?
100 B Das wurde bei uns ziemlich straff durchgezogen.
101 A Ja? Bei mir nicht mehr.
102 B Nee? Also …
103 A # Also ich hab jetzt keine Mütze aufgehabt, aber …
104 B # Also, auf dem Gymnasium wurde da eigentlich immer drauf
hingewiesen, dass man Kopfbedeckungen abnehmen soll.
105 A Na, dass man doch halt die Unterscheidung nicht macht, sondern
dass man das auch regelrecht dann durchzieht.
106 B Ja, andererseits ist es ja auch so, auch schon, da wir ja doch von
unserer Kultur her ein christlich verwurzeltes Land sind …
107 A Hm.
108 B … dass man da auch schon denk’ ich, drauf äh Wert legen sollte.
Einfach dass wir unsere Identität als Kultur bewahren.
109 A Hm, haben wir das noch?
110 B Na, das wird immer weniger, habe ich den Eindruck manchmal.
111 A Aber ist es denn gut? Ist es ne gute Entwicklung oder ne schlechte
Entwicklung?
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