Dissertationsschrift Denise Sommer „Nachrichten im Gespräch. Eine ...

dann wär’s wirklich was anderes. Ich meine, ist klar, dann hast Du ja
die … die Kinder aus dem Kulturkreis. Da kannst Du das auch
machen.
44 B Das fänd’ ich aber schon wieder total elitär, genauso wie diese
katholischen Schulen, weil die nur so unter diesem Vorsatz der
bestimmten Glaubensrichtung dort hingehen könntest, du kannst doch
als Nicht-Katholik nicht auf so ne katholische Schule gehen.
45 A Das würdest Du Dir ja freiwillig auch nicht antun. Ich meine …
46 B # Ja, ich mein nur aber …
47 A # Was haben die da … was haben die das Besseres als ... als …
48 B # Ja gar nichts, deshalb sollten sie ja auch nicht erlaubt werden.
49 A # Warum ist es dann elitär?
50 B # Nein, nein, weil weil jemandem … also ich mein …
51 A # Elite ist doch was … was Besseres.
52 B Ja.
53 A Dann ist es doch nicht elitär, es ist doch bloß … anders.
54 B # Ja, Du kommst doch aber gar nicht drauf. Also, die haben doch den
Anspruch jetzt Du bist …
55 A # Ja, ja schon, aber ich meine, das muss man ja auch nicht.
56 B Nee, deswegen ja … (lacht)
57 A So lange das nicht, also … warum … warum soll man denn da hin
wollen? Wenn dann muss es ja irgend nen Grund geben und das liegt
ja dann nicht an der Religion, sondern also …
58 B # Ja.
59 A … na, dann schon an der Religion, aber dann müsste es ja eigentlich
irgendwas sein, wo die irgendwie besser sind oder irgendein
Auszeichnungsmerkmal haben …
60 B (Zeigt mit dem Stift Richtung Fernseher) # Was ich in dem Vortrag ja
überhaupt geil fand, war, dass die ja lieber arbeitslos als Kopftuch
abnehmen! (lacht) Das können die auch nur deshalb sagen, weil
Papa Achmed sowieso schon die dreifache Sozialhilfe kassiert. (beide
lachen)
61 A (lacht) Du bist echt fies!
62 B Ja, aber das finde ich voll …
63 A # Ja …
64 B … also das ist ne Einstellung, die ist ja auch total …
65 A # Ja, aber die sind vielleicht ein bisschen … für die ist das was
anderes. Ich mein, Du und ich wir sind ohne … ohne Religion
aufgewachsen, für die ist das was anderes, die können ohne dieses
… ohne ihre … ohne den Ausdruck ihrer Religion vielleicht auch nicht
leben oder wollen ohne das nicht leben. Für uns ist das vielleicht nicht
nachvollziehbar, aber … deswegen ist es ja so ein Problem. Das sieht
ja nun mal nicht jeder so wie wir. (Lacht)
66 B Ja, ich find’s trotzdem … also ich find’s in der Hinsicht halt ne
Schweinerei, also ich mein, Du sagst ja, gerade jetzt heutzutage sagst
Du ja, jeder zumutbare Job soll angenommen werden, ja?
67 A Ja.
68 B Dann, meiner Meinung nach wär’s dann für ne … ähm … muslimische
Frau durchaus zumutbar, für die Dauer ihres Jobs, die in nem
geschlossenen Raum, mit Kindern wie gesagt, abgehalten wird, ihr
Kopftuch abzunehmen. Es geht da nicht um irgendwelche komischen
Blicke von irgendwelchen anderen Männern oder irgendwelche
unkeuschen Gedanken durch andere Männer, sondern es geht um
Kinder, denen sie gegenübersteht als sowieso Respektsperson. Also
von wegen dieses Argument, ja ich muss mich verhüllen, damit mich
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keiner irgendwie falsch anguckt oder so gilt doch gar nicht!
69 A Ja, ja. Ich weiß bloß nicht, ob das wirklich das einzige Argument ist für
das Kopftuch.
70 B Ja welches soll’s denn sonst sein? Tradition?
71 A Auch. Nee, aber ich glaub’ nicht, nicht, nicht, dass es nur wegen …
wegen der äh, Blicke von anderen Männern ist. Ich glaub’ das hat
noch nen anderen Grund, frag’ mich jetzt nicht welchen …
72 B (lacht)
73 A … das weiß ich selbst nicht mehr, das hatte ich früher mal vor was
weiß ich wie vielen Jahren im Religionsunterricht. Aber ich glaub’ das
hat noch nen anderen Zweck. Also mit den Blicken das glaub ich
nicht.
74 B Aber ich find’s halt ne Sauerei, mit der Einstellung ranzugehen, also
eher arbeitslos und Arbeitslosengeld kassieren als zu sagen ich trag’
eben … also ich trag das Kopftuch nicht. Für die Dauer meines Jobs!
Also, ich bin der Meinung, im Job ist jeder Angestellter. Klar, ist er
natürlich ein Individuum, aber in dem … im Job ist niemand ein … ein
Moslem oder ein Christ, sondern jeder ist gleich … gleichwertiger
Angestellter.
75 A Ja. Es ist ja auch so, dass man sich gerade im Beruf schon
anzupassen hat. Ich meine, das merkt ja jeder. Das merkt man ja
nicht nur mit der Religion, sondern zum Beispiel Punks oder …
76 B # Ja. Die werden gar nicht eingestellt, ja.
77 A … Grufts oder was weiß ich. Die müssen sich auch irgendwie anders
anziehen …
78 B # Ja.
79 A … sonst kriegen sie gar keine Chance, weil sie aussehen wie der
letzte Penner von der Straße.
80 B Ja. Ich weiß auch nicht wie ist das denn zum Beispiel in solchen
Nahrungsmittelbetrieben oder so, wo es um Hygiene geht, wo die
zum Beispiel jetzt so’n Plastikkopfnetz tragen müssen.
81 A Hm.
82 B Wenn da der Betrieb drauf besteht, dass die die Hand … äh die
Kopftücher auch runter nehmen müssen, da können die doch auch
nicht sagen, nee machen wir nicht, Scheiß auf die Hygiene oder was?
Versteh ich dann nicht.
83 A Ich weiß nicht, wie das da ist, keine Ahnung.
84 B Also ich find’ …
85 A # Also, es kann schon sein, dass die dann … das steht sogar dann
wahrscheinlich direkt im Arbeitsvertrag. Und da geht’s ja drum, dass
es erst neu geregelt wird. Und dass man sich da erstmal dagegen
wehrt und gucken, ob man’s vielleicht schafft, ist doch logisch (lacht).
86 B Ja.
87 A Wenn’s dann durch ist, werden es ja dann doch wieder die meisten
machen. Also dass sie es dann abnehmen.
88 B Ja.
89 A Da gibt’s jetzt Protest, beziehungsweise vor zwei Jahren oder wie alt
der Beitrag ist, und dann machen es doch die meisten.
90 B # Ich glaub’ …
91 A # Erstmal aufregen …
92 B # Ich glaub’, die da damals geklagt hat, die hat gekündigt dann
aufgrund dessen, weil die das abmachen sollte.
93 A # Ja, für die ist es ja auch ein bisschen blöd, weil die nun mal die
Vorreiterin war von dem Ganzen.
94 B Aber …aber ich frag’ mich auch, was … was solche Leute drauf
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