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Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

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oder sowohl-als-auch verstehen und dies auf unterschiedliche Weise ausdrücken, mit<br />

und ohne Körperveränderungen. 32 Weitere Alternativen zu zweigeschlechtlichen Konstrukten,<br />

oft aus dem englischen Sprachraum, finden gelegentlich Verwendung in hiesigen<br />

Trans*Kontexten, z. B. genderqueer, polygender, gender bender, pangender, no gender,<br />

gender variant, gender non-conforming, cross-gender.<br />

1.2 Forschungsstand zu Trans*<br />

1.2.1 Transgender Studies<br />

Eine breite wissenschaftliche Thematisierung <strong>von</strong> Antidiskr<strong>im</strong>inierungs- und Menschenrechtsfragen<br />

in Bezug auf <strong>Trans*Personen</strong> geht aus einem interdisziplinären akademischen<br />

Feld hervor, das sich seit den frühen 1990er-Jahren zunächst in den USA (Feinberg 1992;<br />

Stryker/Whittle 2006), ca. zehn Jahre später auch in Deutschland (polymorph 2002; Genschel<br />

2001) 33 als Transgender Studies etabliert hat. Forschung erfolgt hier an den Schnittstellen<br />

<strong>von</strong> akademischen Kontexten und sozialen Bewegungen: nicht als Forschung über<br />

die Identitäten, Lebens- und Verhaltensweisen <strong>von</strong> Trans*Menschen als „Normabweichungen“,<br />

sondern als Wissenschaft <strong>von</strong>, für und mit Subjekten, deren Ausdrucksweisen <strong>von</strong><br />

Geschlecht die Zwei-Geschlechter-Norm herausfordern. Beiträge kommen nicht nur aus<br />

den Gebieten der feministischen, queeren und Geschlechterforschung, sondern auch aus<br />

Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaft, Soziologie, Ethnologie, Gesundheitsforschung<br />

und anderen Bereichen (vgl. Koch-Rein 2009; Wentling et al. 2008).<br />

Bis dahin wurden Transgeschlechtlichkeiten hauptsächlich <strong>von</strong> Seiten der Medizin und<br />

Psychologie als „psychische Störungen“ beforscht, als erklärungsbedürftige Abweichungen<br />

<strong>von</strong> einer als naturgegeben vorausgesetzten Zwei-Geschlechter-Norm (z. B. Stoller 1968;<br />

Bradley et al. 1978; Meyenburg 1992). Im Rahmen <strong>von</strong> Transgender Studies agieren<br />

Trans*Menschen selbst als forschende und Auskunft gebende Expert_innen.<br />

Die Verschränkung des medizinisch-psychologischen Blicks auf trans* Identitäten und<br />

Körper mit gesellschaftlichen Geschlechter- und Sexualitätsnormen und die Position <strong>von</strong><br />

Medizin und Psychologie als normierende Instanzen werden in den Transgender Studies<br />

sichtbar gemacht. 34 Diese Analysen verbinden sich mit Forderungen <strong>von</strong> Trans*Aktivist_innen<br />

nach Entpathologisierung ihrer Identitäten, nach Selbstbest<strong>im</strong>mung und nach uneingeschränktem<br />

Zugang zu Diskr<strong>im</strong>inierungsschutz und Persönlichkeitsrechten. Dazu<br />

zählen Forschungsarbeiten zu den vielfältigen Selbstdefinitionen und Lebensentwürfen<br />

32 In Berlin besteht seit 2006 die Gruppe weder*noch*, http://www.transinterqueer.org/index.php/gruppen/<br />

weder-noch.html; der Berliner Träger ABqueer e. V. bietet unter dem Stichwort „inbetween“ verschiedene<br />

Angebote für Trans*Jugendliche an, http://www.abqueer.de/projekte/inbetween.html; die Kölner Jugendgruppe<br />

Trans*Aktion wendet sich u. a. an „Gender-queers … und alle anderen Jugendlichen unter 25, die<br />

sich mit dem zugeschriebenen Geschlecht nicht oder unzureichend beschrieben fühlen“, vgl.<br />

http://www.dgti.org/shg/g5.htm.<br />

33 Für einen Überblick vgl. Koch-Rein 2009; vgl. auch Schirmer 2010 sowie „L<strong>im</strong>inalis – Zeitschrift für<br />

geschlechtliche Emanzipation und Widerstand“: http://www.l<strong>im</strong>inalis.de/. Theoretische Bezüge bilden u. a.<br />

Beiträge aus dem deutschen Kontext feministischer Queer Studien u. a. <strong>von</strong> Corinna Genschel (1998), Sabine<br />

Hark (2001) und Antke Engel (1997).<br />

34 Damit überschneiden sich in vielen Bereichen Transgender Studies und die unten besprochene sozialwissenschaftliche<br />

und Geschlechterforschung. Kennzeichnend für Transgender Studies ist ihre Anbindung an<br />

soziale Bewegungen aus dem Trans*Kontext und die Bezugnahme auf Trans*Erfahrungen als Expert_innenwissen.<br />

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