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Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

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an. 192 In Forderungen nach der Möglichkeit eines anderen Geschlechtseintrags als „männ-<br />

lich“ oder „weiblich“ überschneiden sich Anliegen <strong>von</strong> Intersex- und Trans*Bewegungen<br />

(vgl. 1-0-1 intersex et al. 2005; Tolmein 2001, 2005).<br />

Die österreichische Erhebung <strong>von</strong> Frketic/Baumgartinger (2008) ergab, dass zwischengeschlechtliche<br />

Trans*Menschen sich seltener am Arbeitsplatz outeten und häufiger selbstständig<br />

erwerbstätig waren. In der niederländischen Studie (Vennix 2010) erwarteten 43 %<br />

derjenigen FzM-Personen, die sich zwischengeschlechtlich definierten, auf ein diesbezügliches<br />

Outing negative Reaktionen <strong>von</strong> Kolleg_innen. 193<br />

In Deutschland dokumentiert Schirmer (2010) Erfahrungen <strong>von</strong> Interviewpartner_innen<br />

mit strikt zweigeschlechtlich strukturierten Arbeitskontexten, in denen Sicht- und Lebbarkeit<br />

zwischengeschlechtlicher Identitäten nicht möglich sei bzw. beruflichen Aufstieg<br />

verhindere. 194 Explizit zwischengeschlechtlich bzw. gender-transgressorisch auftretende<br />

Trans*Menschen, die durch ihre Erscheinungsweisen <strong>im</strong> „Konflikt mit beruflichen geschlechtlichen<br />

Anforderungen“ stehen, „nehmen berufliche Nachteile, besondere Anstrengungen<br />

und Abwertungen in Kauf“. 195<br />

1.4.9 Sexarbeit<br />

Laut einer Untersuchung <strong>von</strong> Weinberg et al. (1999) unterliegen trans* Sexarbeiter_innen<br />

einem höheren Risiko, Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt ausgesetzt zu sein, als andere Angehörige<br />

der Trans*Community. Dieser frühe Befund wird <strong>von</strong> aktuellen Studien gestützt (Sausa<br />

et al. 2007; HRW 2008b). Insbesondere für Transfrauen stelle Prostitution eine wichtige,<br />

manchmal (besonders, wenn sie illegalisiert seien) die einzig mögliche Einnahmequelle<br />

dar (Chapot et al. 2009). Laut US-amerikanischen Untersuchungen nannten Transfrauen<br />

Arbeitsdiskr<strong>im</strong>inierung als Hauptgrund dafür, dass sie aus ökonomischen Gründen Sexarbeit<br />

ausüben. 196 Die multiple Marginalisierung <strong>von</strong> trans* Sexarbeiter_innen trage dazu<br />

bei, dass sie bei ihrer Arbeit eher bereit seien, Drogen zu konsumieren und sich höheren<br />

Gesundheitsrisiken (sexuell übertragbare Krankheiten) durch Einforderung unsicherer<br />

sexueller Praktiken und das Arbeiten an unsicheren Arbeitsorten auszusetzen (Chapot et<br />

al. 2009; Hwahng/Nuttbrock 2007). 197 Auch ihre Gesundheitsversorgung sei durch ihr<br />

Trans*Sein, ihre Arbeit als Prostituierte sowie z. T. durch Illegalisierung mehrd<strong>im</strong>ensional<br />

eingeschränkt. 198<br />

In Deutschland scheint sich die Legalisierung der Prostitution auf die Lebensrealitäten <strong>von</strong><br />

trans* Sexarbeiter_innen kaum positiv ausgewirkt zu haben (BMFSFJ 2005).<br />

192 „Gemäß § 21 Abs. 1 Nr. 3 des Personenstandsgesetzes (PStG) ist das Geschlecht eines Kindes in das Geburtenbuch<br />

einzutragen. Ein Kind darf dabei nur als Knabe oder Mädchen bezeichnet werden“ (BT-Drs. 14/5627,<br />

S. 13 f.). Vgl. auch Plett 2002, S. 36.<br />

193 Vennix 2010, S. 132.<br />

194 Schirmer 2010, S. 354 ff., S. 369.<br />

195 Ebd., S. 370.<br />

196 Vgl. Mizock/Lewis 2008, S. 338, S. 346; vgl. auch Baldacchino et al. 2008, S. 42.<br />

197 Die Autor_innen der Schweizer Fondation Agnodice-Studie rechnen das Ausmaß des individuellen Gesundheitsrisikos<br />

bei ungeschütztem Sexualverkehr vor: Die ca. 50 aktiven Trans*Sexarbeiter_innen in und um<br />

Lausanne hätten <strong>im</strong> Schnitt drei Kunden pro Nacht, was sich bei rund 200 Arbeitsnächten pro Jahr auf<br />

ca. 30.000 Sexualkontakte hochrechne (vgl. Chapot et al. 2009, S. 22).<br />

198 Vgl. Chapot et al. 2009, S. 23.<br />

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