Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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REChT<br />
Transsexuellengesetz<br />
(TSG)<br />
§ 1 Vornamensänderung<br />
(sog. „kleine Lösung“)<br />
Begutachtungsverfahren<br />
durch zwei vom Gericht bestellte<br />
sexualwiss. Gutachter_innen<br />
§ 8 Personenstandsänderung<br />
(sog. „große Lösung“)<br />
Fortpflanzungsunfähigkeit,<br />
operativer geschlechtsverändernder<br />
Eingriff<br />
Differentialdiagnostik zur Feststellung<br />
des transsexuellen Geschlechtszugehörigkeitsempfindens<br />
& dessen<br />
Dauerhaftigkeit<br />
Standards der Behandlung<br />
und Begutachtung<br />
<strong>von</strong> Transsexuellen<br />
Ärztl. Indikation<br />
zur hormonbehandlung<br />
Voraussetzung Psychotherapie &<br />
Alltagstest (Leben in neuer Rolle)<br />
mind. 1 Jahr<br />
Ärztl. Indikation zur<br />
Transformationsoperation<br />
Voraussetzung<br />
mind. 1 1 / 2 Jahre Alltagstest &<br />
mind. 1 / 2 Jahr Hormonbehandlung<br />
Schaubild: Trans* <strong>im</strong> Verhandlungsraum zwischen Recht und Medizin<br />
Diskussionen um Entpathologisierung<br />
Sowohl <strong>im</strong> englischsprachigen als auch <strong>im</strong> deutschsprachigen Kontext wird seit einigen<br />
Jahren der Transgender-Begriff in medizinisch-psychologischen Diskussionen aufgegriffen,<br />
der ursprünglich in Abgrenzung zum medizinischen Störungsvokabular geprägt<br />
wurde. Dies geschieht z. T. als Referenz auf Selbstbezeichnungen und ein breiteres Spektrum<br />
an Trans*Lebensweisen sowie <strong>im</strong> Bemühen, Transgeschlechtlichkeit zu entpathologisieren.<br />
60 Teilweise steht in der Medizin „Transgender“ jedoch synonym für Diagnosen wie<br />
„nicht näher spezifizierte Störungen der Geschlechtsidentität“ (Bockting 2009; HBIGDA<br />
2001) oder wird für eine Unterscheidung zwischen „Problemen mit der Geschlechtsrolle<br />
(Transgender)“ und „Problemen mit der Geschlechtsidentität (Transidentität)“ verwendet. 61<br />
Nach lang anhaltender Kritik sozialer Bewegungen an der Pathologisierung <strong>von</strong> Trans*-<br />
Menschen (Prince 1997; GID Reform Advocates o. J.; de Silva 2005; Bauer 2009) 62 wird in<br />
medizinisch-psychologischen Diskussionen die Frage aufgegriffen, ob Transsexualität<br />
überhaupt eine psychische Störung sei (Senf/Strauß 2009; Becker 2009). 63 Zusammenhänge<br />
60 Dies signalisiert etwa die Umbenennung der Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association in<br />
World Professional Association for Transgender Health, deren Ende der 1990er-Jahre begründete Publikation<br />
den Namen International Journal of Transgender (IJT) trägt. Vgl. auch Vance et al. 2010, Fußnote 1: „This article<br />
employs the word transgender as an umbrella term to refer to individuals whose gender identification, gender<br />
role, and/or gender expression do not align with those traditionally ascribed to their assigned sex. Individuals<br />
with gender identity disorder and transsexuals are included in this group.“<br />
61 Pichlo 2008, S. 212; MDS 2009, S. 7. Unklar bleibt, ob die unter Transgender gefassten Phänomene in den<br />
Augen der Autor_innen eine Indikation für medizinische Körperveränderungen darstellen können.<br />
62 Vgl. auch die internationale Kampagne „Stop Trans Pathologization 2012“, http://www.stp2012.info/old/de,<br />
sowie die Broschüre des Berliner Vereins TransInterQueer e. V.: „TrIQ informiert zum Thema Transgeschlechtlichkeit.<br />
Hinweise für Ärzt_innen, Psycholog_innen und andere medizinische Berufsgruppen“,<br />
http://www.transinterqueer.org/docs/info_med_berufe.pdf.<br />
63 Hier wird oft auf die Entpathologisierung <strong>von</strong> Homosexualität Bezug genommen (diese wurde bis in die<br />
1970er-Jahre hinein als psychiatrische Diagnose geführt) sowie z. T. auf die Ähnlichkeit der Verschränkung<br />
gesellschaftlicher Normen mit medizinisch-psychologischen Störungskategorien. Ein wesentlicher Unterschied<br />
besteht darin, dass viele Trans*Menschen auf medizinische Unterstützung angewiesen sind, deren<br />
Gewährleistung ein zentraler Aspekt der Diskussion um die Entpathologisierung <strong>von</strong> Trans*Identitäten und<br />
-Lebensweisen ist (vgl. Bockting/Ehrbar 2005).<br />
18<br />
MEDIZIn<br />
Diagnose Krankenkassen<br />
Kostenübernahme durch<br />
gesetzl. Krankenkassen<br />
Leidensdruck = Krankheitswert<br />
Begutachtungsrichtlinien<br />
Geschlechtsangleichende<br />
Maßnahmen<br />
bei Transsexualität<br />
Kostenübernahme für<br />
Therapie vor Einleitung<br />
somatischer Maßnahmen<br />
(= Hormonbehandlung)<br />
Kostenübernahme für<br />
Operation psychiatrisch-psychotherapeutischerBehandlungsbericht,<br />
unterstützt <strong>von</strong> fachärztlichen<br />
Befunden & gerichtsmed.<br />
Gutachten (TSG § 1)