Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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Eine bei Mobbing häufig ungleiche Machtverteilung 283 wird bei Trans*Arbeitnehmer_in-<br />
nen begünstigt durch die gesellschaftliche Unsichtbarkeit und fehlende Akzeptanz <strong>von</strong><br />
trans* Lebensweisen, die eine Abhängigkeit der Trans*Person vom Wohlwollen der Kolleg_<br />
innen für „abweichende“ Geschlechtsdarstellungen bewirken. Viele <strong>Trans*Personen</strong> sind<br />
darüber hinaus besonders vulnerabel, wenn sie nicht über rechtliche Absicherung durch<br />
dem gelebten Geschlecht entsprechende Personaldokumente verfügen. Nach Haller/Auer<br />
(2004) sind Trans*Arbeitnehmer_innen in der Transitionsphase besonders gefährdet für<br />
Mobbing. 284<br />
Mit der Feststellung „Mobbing bricht aus, weil es geschehen darf“ verortet Leymann Mobbing<br />
in einem sozialen Kontext, der Mobbinghandlungen ermögliche. 285 Ähnlich stellen<br />
Lombardi et al. (2002) in Bezug auf Transphobie fest, dass eine Gesellschaft, die he<strong>im</strong>lich<br />
oder sogar offen „Bestrafungen“ <strong>von</strong> Überschreitungen der Geschlechternormen toleriere,<br />
Gewalt gegen <strong>Trans*Personen</strong> begünstige. 286<br />
Vor diesem Hintergrund erscheint uns Forschung zu Mobbingerfahrungen <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong>,<br />
deren Häufigkeit und <strong>insbesondere</strong> zur Prävention notwendig.<br />
1.6.3 Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt<br />
Mehrere Autor_innen bemängeln fehlende Forschung zu häuslicher Gewalt an Trans*-<br />
Menschen, die notwendig sei, um diese besser versorgen und Präventionsarbeit leisten zu<br />
können (z. B. Browne/L<strong>im</strong> 2008; STA 2008287 ), sowie zur Entwicklung adäquater therapeutischer<br />
Angebote für die Behandlung <strong>von</strong> Traumata, die aus transphober Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
und Gewalt resultieren (Mizock/Lewis 2008).<br />
Mizock/Lewis weisen auch auf den Forschungsbedarf zu Transphobie und zu damit einhergehender<br />
physischer und sexueller Gewalt in den Familien gender-varianter Kinder und<br />
Jugendlicher hin. 288<br />
Einzelne, hauptsächlich US-amerikanische, Studien weisen auf die Auswirkungen <strong>von</strong><br />
Diskr<strong>im</strong>inierung und Gewalt auf die physische und psychische Gesundheit <strong>von</strong> Trans*Menschen<br />
hin. 289 Für Deutschland gibt es dazu keine Daten.<br />
1.6.4 Intersektionale Perspektiven<br />
Als weitere Forschungslücken nennen vorliegende Studien die Situation <strong>von</strong> Trans*Menschen<br />
mit Behinderung; auch die Lage <strong>von</strong> jungen bzw. jugendlichen Trans*Menschen sei<br />
283 Vgl. Teuschel 2010, S. 15.<br />
284 Vgl. Haller/Auer 2004, S. 18.<br />
285 Leymann 1993, zitiert nach Teuschel 2010, S. 79.<br />
286 Vgl. Lombardi et al. 2002, S. 91.<br />
287 Seit Kurzem liegt eine Studie zu Erfahrungen <strong>von</strong> häuslicher Gewalt/Gewalt in Beziehungen <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong><br />
in Schottland vor (STA et al. 2010).<br />
288 Vgl. Mizock/Lewis 2008, S. 338.<br />
289 Vgl. z. B. Clements-Nolle et al. 2006; Mizock/Lewis 2008. Browne/L<strong>im</strong> (2008) verweisen darauf, dass viele<br />
Trans-Menschen die Kategorisierung <strong>von</strong> Trans* als psychische Störung entschieden ablehnen: Dies führe<br />
zu weiterer Stigmatisierung sowie zu einem schematischen Bild <strong>von</strong> Trans*, das der Vielfalt der Trans*-<br />
Lebensweisen nicht gerecht werde: vgl. ebd., S. vi.<br />
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