Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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fenden Personen die Gelegenheit des Kennenlernens und der gegenseitigen Wertschät-<br />
zung hätten. 258<br />
Die einzige deutsche Studie, die u. a. die Wahrnehmung <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong> <strong>im</strong> Zusam-<br />
menhang mit Antidiskr<strong>im</strong>inierungsthemen behandelt, stammt <strong>von</strong> Sinus Sociovision (<strong>im</strong><br />
Auftrag der Antidiskr<strong>im</strong>inierungsstelle des Bundes 2008). 259 Die Erhebung konzentrierte<br />
sich auf eine Bilanz der Schutzwürdigkeit der <strong>im</strong> AGG aufgelisteten Gruppen, und damit<br />
auch zum ersten Mal <strong>von</strong> „Transsexuellen (Geschlechtsumwandlung)“ 260 aus Sicht der<br />
deutschen Durchschnittsbevölkerung. Trans*Menschen wurde dabei die zweitgeringste<br />
Schutzwürdigkeit zuerkannt. Nur 5 % der Befragten waren der Ansicht, für Transsexuelle<br />
müsse viel mehr getan werden, 27 % hingegen meinten, es solle weniger getan werden, 44 %<br />
gaben gar an, es solle nichts für Transsexuelle getan werden. 261 Dies korrespondiert mit der<br />
Einschätzung <strong>von</strong> 49 % der Befragten, dass Transsexuelle in der Gesellschaft nicht diskr<strong>im</strong>iniert<br />
würden; nur insgesamt 18 % waren der Ansicht, dass sie stark bzw. sehr stark diskr<strong>im</strong>iniert<br />
würden.<br />
Bei der Frage nach der <strong>Benachteiligung</strong> aufgrund des Geschlechtes wurde das Thema<br />
„Transsexualität“ nach Ansicht <strong>von</strong> Sinus Sociovision „<strong>von</strong> den Befragten spontan nicht<br />
angesprochen, weil man solchen Menschen <strong>im</strong> Alltag nur sehr selten begegnet“. 262 Diese<br />
Befunde der Wahrnehmung <strong>von</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung sind in sich widersprüchlich: So seien<br />
Transsexuelle Menschen, denen man nicht begegne, dennoch sah sich die Hälfte der Befragten<br />
in der Lage auszusagen, dass sie nicht <strong>von</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung betroffen seien.<br />
Dabei weist das hohe Ausmaß der Ablehnung gegenüber Trans*Lebensweisen auf die Vulnerabilität<br />
<strong>von</strong> Trans*Menschen für Diskr<strong>im</strong>inierung hin: Insgesamt 45 % der Befragten<br />
(50 % der Männer, 40 % der Frauen) st<strong>im</strong>mten folgender Aussage zu: „Für Transsexuelle, das<br />
heißt, für Menschen, die ihr Geschlecht umgewandelt haben oder die es umwandeln wollen,<br />
habe ich kein Verständnis“. 263<br />
1.5.11 (Psycho-)soziale und gesundheitliche Auswirkungen <strong>von</strong><br />
Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
Da die Diskr<strong>im</strong>inierungslage <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong> <strong>im</strong> <strong>Arbeitsleben</strong> bislang und überwiegend<br />
explorativ untersucht ist, liegen kaum Daten zu Auswirkungen <strong>von</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung vor.<br />
Berater_innen aus der Antidiskr<strong>im</strong>inierungsarbeit weisen darauf hin, dass am Arbeitsplatz<br />
Mobbing eine verbreitete Diskr<strong>im</strong>inierungsform sei, 264 wie dies auch einige der ausgewerteten<br />
Studien nahelegen. Nach Teuschel (2010) zieht Mobbing ohne Intervention <strong>im</strong>mer<br />
258 Vgl. Harvey 2002.<br />
259 Datenbasis: qualitativ: sechs Pilot-Kreativ-Workshops mit 48 Teilnehmenden, 20 Kreativ-Workshops mit<br />
157 Teilnehmenden, 40 Tiefeninterviews; quantitativ: persönlich-mündliche Befragung <strong>von</strong> 2.610 Personen<br />
über 18 Jahre (saturiertes Sample).<br />
260 Im Gegensatz zu den anderen fünf Merkmalen galt Transsexualität bei der Befragung offenbar als durch<br />
einen Zusatz erklärungsbedürftig. Andere Formen des Trans*Seins wurden nicht thematisiert.<br />
261 Vgl. Sinus Sociovision 2008, S. 50.<br />
262 Sinus Sociovision 2008, S. 61, Fußnote 10. Die Übersichtsauswertung der Studie übernahm diesen Bias, indem<br />
sie zwar nach Transsexualität fragte, aber weder bei Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund des Geschlechts (verstanden<br />
als Männer und Frauen) noch bei Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund der sexuellen Identität (verstanden als sexuelle<br />
Orientierung) die auf Transsexuelle bezogenen Ergebnisse einbezog.<br />
263 Sinus Sociovision 2008, S. 65 ff.<br />
264 Vgl. Chicote (o. J.), S. 41.<br />
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