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Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

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Armut, 73 % verfügten nur über ein geringes Einkommen. Dabei hatten 88 % der Befragten<br />

einen Highschool- oder vergleichbaren Abschluss, 28 % einen Hochschulabschluss.<br />

Weitere US-amerikanische Quellen (Fassinger 2009), die sich auf Gallup-Umfragen be-<br />

ziehen, wiesen in den USA für 22–64 % der Trans*Menschen ein Jahreseinkommen unter<br />

25.000 US-Dollar aus 158 , während Männer <strong>im</strong> Durchschnitt über mehr als 46.000 US-Dollar<br />

und Frauen über ca. 35.000 US-Dollar verfügten. 159<br />

Lombardi et al. (2002) verweisen in einer US-amerikanischen Studie zu Gewalt gegen Trans*-<br />

Menschen auf Zusammenhänge zwischen ökonomischer Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong><br />

und einem erhöhten Risiko, transphobe Gewalt zu erfahren. 160<br />

1.4.4 Trans*Coming Out am Arbeitsplatz<br />

Für Trans*Arbeitnehmer_innen, die einen Geschlechtswechsel anstreben, lässt sich ein<br />

„Coming Out“ 161 am Arbeitsplatz nicht vermeiden, 162 es sei denn, sie geben ihre Arbeit auf<br />

und suchen erst nach vollzogener Transition eine neue Stelle. Dass dies aus Angst vor Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

nicht wenige Trans*Menschen tun, belegen u. a. Whittle et al. (2007); Motmans<br />

et al. (2010); Frketic/Baumgartinger (2008). 163<br />

Andererseits kann ein Coming Out am Arbeitsplatz jedoch auch wichtig für <strong>Trans*Personen</strong><br />

sein, um dort „sie selbst sein“ bzw. ohne Angst vor Entdeckung leben zu können. 164<br />

50 % der <strong>von</strong> Frketic/Baumgartinger (2008) in Österreich Befragten lebten ihr gewähltes<br />

Geschlecht nicht <strong>im</strong>mer, 46 % da<strong>von</strong> aus beruflichen Gründen. Eine große Rolle bei der<br />

Entscheidung gegen ein Coming Out am Arbeitsplatz spielten Angst vor <strong>Benachteiligung</strong><br />

und Diskr<strong>im</strong>inierung sowie Sorge um den Arbeitsplatz (Whittle et al. 2007; Vennix 2010).<br />

Weitere Autor_innen belegen, dass eine große Zahl <strong>von</strong> Trans*Arbeitnehmer_innen ihre<br />

Identität bzw. ihren Ausdruck <strong>von</strong> Geschlecht am Arbeitsplatz gehe<strong>im</strong> hält: Bei Motmans et<br />

al. (2010) war dies ca. die Hälfte der Befragten; weiterhin berichtete nur gut die Hälfte derjenigen,<br />

die sich am Arbeitsplatz geoutet hatten, über positive bzw. akzeptierende Reaktionen<br />

<strong>von</strong> Kolleg_innen (53 %) sowie <strong>von</strong> Vorgesetzten (51 %). Unter den finnischen Befragten<br />

(Lehtonen/Mustola 2004) verbargen 77 % ihren Ausdruck <strong>von</strong> Geschlecht vor den Arbeit-<br />

158 Vgl. Fassinger 2009, S. 27.<br />

159 Vgl. DeNavas-Walt et al. 2009, S. 5. Vgl. U.S. Census Bureau Webseite, http://www.census.gov/prod/2009pubs<br />

/p60-236.pdf.<br />

160 Vgl. Lombardi et al. 2002, S. 98; vgl. auch Baldacchino et al. 2008, S. 42.<br />

161 Der Begriff „Coming Out“ stammt aus der schwul-lesbischen US-Emanzipationsbewegung. Er bezeichnet<br />

in der Regel den individuellen Prozess, sich der eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst<br />

zu werden und dies nach außen mitzuteilen, um mit Selbstbewusstsein in einer stigmatisierten Identität<br />

zu leben. Seine Übertragbarkeit auf den Trans*Kontext ist umstritten, u. a. da das Sich-Outen, wie hier für<br />

Arbeitskontexte beschrieben, für <strong>Trans*Personen</strong> oft nicht selbst gewählt ist, u. a. <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

dem „Alltagstest“ oder aufgrund <strong>von</strong> Personaldokumenten, die nicht mit dem gelebten Geschlecht übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Jedoch wird der Begriff auch häufig <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong> in einem emanzipatorischen Sinn und in<br />

Selbsterzählungen verwendet (vgl. Henkin 2008).<br />

162 Dies nicht nur aufgrund körperlicher Veränderungen, sondern <strong>insbesondere</strong> weil der dafür vorgesehene<br />

sogenannte Alltagstest die „Erprobung“ des Lebens <strong>im</strong> Wunschgeschlecht am Arbeitsplatz umfasst (vgl.<br />

Vennix 2010, S. 45). Lehtonen/Mustola (2004) thematisieren, dass manche Trans*Menschen, <strong>insbesondere</strong><br />

während der Transition, z. T. auch danach, keine Wahl haben, ob sie sich outen oder nicht, da ihre<br />

Geschlechtsveränderung offensichtlich ist bzw. sie (noch) nicht <strong>im</strong> gewählten Geschlecht „passen“.<br />

163 Vgl. auch Insight 2010. Nach Schirmer (2010) wechseln <strong>Trans*Personen</strong> in der Phase der Transition oftmals<br />

den Arbeitsplatz bzw. das Arbeitsfeld, um sich „voyeuristischer Aufmerksamkeit“ und Erklärungsnot zu<br />

entziehen (ebd., S. 353).<br />

164 Vgl. Vennix 2010, S. 49, S. 66.<br />

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