Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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Deutsche Trans*Organisationen kritisieren die langwierigen und kostenintensiven Ver-<br />
fahren der Vornamens- und Personenstandsänderung nach TSG. So ziehe sich eine Vor-<br />
namensänderung über ca. ein Jahr bis zu zwei Jahren hin. Dies setze <strong>Trans*Personen</strong> der<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung aus. Dazu trage weiterhin die Begutachtungspraxis bei sowie die Einschränkung<br />
der Zielgruppe, die viele <strong>Trans*Personen</strong> am Zugang zu rechtlicher Absicherung<br />
hindere. 147<br />
Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitslosigkeit<br />
Mehrere Untersuchungen ergeben geringe Zahlen <strong>von</strong> Trans*Menschen, die einer Vollzeitbeschäftigung<br />
nachgehen: 31 % in der europaweiten Erhebung <strong>von</strong> Whittle et al. (2008),<br />
da<strong>von</strong> 27 % der Transfrauen und 33 % der Transmänner; in der europäischen nicht trans*<br />
Vergleichsbevölkerung waren es 57 % der Frauen und 72 % der Männer. Browne/L<strong>im</strong> (2008)<br />
nennen 26 %, Esteva et al. (2001) 35 %.<br />
Unter den <strong>von</strong> Whittle et al. (2007) befragten <strong>Trans*Personen</strong> arbeiteten zwar überdurchschnittlich<br />
viele in leitenden Positionen. Andererseits verzichteten 42 % derjenigen, die<br />
nicht (dauernd) in ihrem gewählten Geschlecht lebten, aus Angst um ihren Arbeitsplatz<br />
auf den Geschlechtswechsel bzw. das Zeigen ihres Trans*Seins.<br />
Die vorliegenden Studien weisen z. T. auf hohe Arbeitslosigkeitsraten unter <strong>Trans*Personen</strong><br />
hin:<br />
I 9 % UK (Browne/L<strong>im</strong> 2008) arbeitslos und Arbeit suchend (<strong>im</strong> Vergleich zu 5 % der Gesamtbevölkerung)<br />
sowie 29 % arbeitslos, nicht Arbeit suchend und arbeitsunfähig (<strong>im</strong> Vergleich<br />
zu 21 % der Gesamtbevölkerung)<br />
I 37 % UK (STA 2008) (dabei gaben 8 % an, wegen ihres Trans*Seins entlassen worden zu sein)<br />
I 54 % Spanien (Esteva et al. 2001)<br />
I 8 % Finnland (Lehtonen/Mustola 2004) (<strong>im</strong> Vergleich zu 3 % der LSB-Teilnehmer_innen) 148<br />
Unter den <strong>von</strong> Vennix (2010) in den Niederlanden Befragten, die am Arbeitsplatz offen mit<br />
ihrem Trans*Sein umgehen, erlebten 8 % Kündigungen bzw. Kündigungsdrohungen. Vennix<br />
stellt fest, dass Transfrauen, <strong>insbesondere</strong> nach der Transition, häufiger arbeitslos sind<br />
als Transmänner. Ein für andere nicht überzeugendes Passing vergrößere die Gefahr <strong>von</strong><br />
Arbeitslosigkeit. 149<br />
Viele <strong>Trans*Personen</strong> geben aufgrund <strong>von</strong> bzw. aus Angst vor Diskr<strong>im</strong>inierung selbst ihren<br />
Arbeitsplatz auf:<br />
I 13 % UK (STA 2008)<br />
I 23 % UK (Whittle et al. 2007)<br />
147 Vgl. Presseerklärung <strong>von</strong> TransInterQueer e. V., http://www.transinterqueer.org/uploads/PM_TrIQ_TSG.<br />
pdf; Eckpunktepapier zur Reform des TSG <strong>von</strong> Transgender-Netzwerk Berlin (TGNB) und TransInterQueer<br />
(TrIQ) e. V. (2009), http://www.transinterqueer.org/uploads/Eckpunkte_TSG_April_09.pdf (unterzeichnet<br />
<strong>von</strong> elf weiteren Organisationen); vgl. auch Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Transidentität<br />
und Intersexualität (dgti) (2009), http://www.transinterqueer.org/uploads/dgti_tsg_positionspapier.pdf.<br />
148 Die große Bandbreite der Zahlen ergibt sich aus den Unterschieden der jeweiligen Samples, etwa in den<br />
zugrunde gelegten Definitionen <strong>von</strong> Trans* (so bestand das Sample der finnischen Studie zur Hälfte aus<br />
Menschen, die sich als Transvestiten definierten und am Arbeitsplatz ihr Trans*Sein nicht zeigten, während<br />
andere Untersuchungen zu einem großen Teil Personen berücksichtigten, die medizinische Körperveränderungen<br />
anstrebten und/oder die sich am Arbeitsplatz geoutet hatten bzw. den Alltagstest absolvierten, z. B.<br />
Whittle 2000; Vennix 2010; wieder andere schlossen eine Reihe <strong>von</strong> zwischengeschlechtlich lebenden Menschen<br />
ein, z. B. Frketic/Baumgartinger 2008), dem Kontext der Befragungen (so befragten Esteva et al. 2001<br />
ausschließlich Patient_innen einer Gender-Klinik) und weiteren Faktoren.<br />
149 Vgl. Vennix 2010, S. 29 f.<br />
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