Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben
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zwischen dem Label einer psychischen Störung und sozialem Stigma sowie Diskr<strong>im</strong>inie-<br />
rung werden diskutiert (Bockting/Ehrbar 2005), zum Teil mit Bezug auf Argumente <strong>von</strong><br />
Trans*Bewegungen (WPATH 2010).<br />
Eine Reihe <strong>von</strong> Autor_innen verlagert das Augenmerk der Diagnostik <strong>von</strong> der Kategorie<br />
der „Identitätsstörung“ zur „Geschlechtsdysphorie“ 64 (Gender Dysphoria) (Bockting/Ehrbar<br />
2005; Bockting 2009; DeCuypere et al. 2010; WPATH 2010) in dem Bemühen, nicht die Identität<br />
der betreffenden Menschen zu pathologisieren, sondern die Inkongruenz zwischen<br />
Selbstbild und Geschlechtszuschreibung zu thematisieren. Vorgeschlagen wird die zukünftige<br />
Umbenennung der entsprechenden Diagnose in „Gender Incongruence“ (Geschlechtsinkongruenz)<br />
(APA 2010). Eine Arbeitsgruppe der WPATH problematisiert, dass „Gender<br />
Incongruence“ wiederum die Kongruenz <strong>von</strong> zugewiesenem und Identitätsgeschlecht als<br />
Norm voraussetze, und plädiert für den diagnostischen Begriff „Gender Dysphporia“<br />
(WPATH 2010).<br />
Rauchfleisch (2009) distanziert sich vom Pathologiekonzept und verwendet statt „Transsexualität“<br />
den Begriff „Transidentität“, die er als Normvariante geschlechtlicher Identität<br />
beschreibt. 65<br />
Die weitestgehende Möglichkeit der Entpathologisierung <strong>von</strong> Transgeschlechtlichkeit in<br />
Form der Streichung der entsprechenden Diagnosen wird meist <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
der Frage des Zugangs zu medizinischer Versorgung diskutiert (z. B. Bockting/Ehrbar 2005).<br />
Dies ist <strong>insbesondere</strong> <strong>im</strong> deutschen Kontext mit der geregelten Kostenübernahme der<br />
Krankenkassen für geschlechtsangleichende Maßnahmen ein zentrales Thema.<br />
Deutsche Trans*Organisationen fordern unabhängig <strong>von</strong> ihrer Haltung zur Entpathologisierung<br />
übereinst<strong>im</strong>mend die Beibehaltung der Kostenübernahme, da für viele Trans*-<br />
Menschen medizinische Körperveränderungen <strong>von</strong> zentraler Bedeutung für den Ausdruck<br />
ihrer Persönlichkeit, ihre Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe sind. 66<br />
Medizinische normativität<br />
Aktuelle deutschsprachige medizinische Beiträge zeigen ausgeprägte Diskrepanzen zwischen<br />
dem Bestreben, Transgeschlechtlichkeit zu entpathologisieren, und der Aufrechterhaltung<br />
der etablierten medizinisch-psychologischen Gatekeeper-Funktion sowie der<br />
Wirkmächtigkeit sozialer Geschlechternormen. So schreibt Sophinette Becker, die an den<br />
deutschen Behandlungsstandards mitgewirkt hat: „Es besteht heute Konsens darüber, dass<br />
Transsexualität keine Krankheitsentität ist, sondern dass der transsexuelle Wunsch sich (…)<br />
<strong>im</strong> Verlauf ganz unterschiedlicher psychischer Entwicklungen organisiert.“ 67 Jedoch sind<br />
64 „Dysphorie“ meint <strong>im</strong> medizinisch-psychologischen Sprachgebrauch eine negative Färbung des emotionalen<br />
Erlebens, Missst<strong>im</strong>mung oder Gereiztheit; in diesem Zusammenhang wird damit das anhaltende Unbehagen<br />
mit dem Geburtsgeschlecht bezeichnet.<br />
65 Vgl. Rauchfleisch 2009, S. 23 ff.; vgl. auch Sigusch 1995a.<br />
66 Dies unterstützen u. a. die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) e. V.,<br />
http://www.dgti.org, TransInterQueer (TrIQ) e. V., http://www.transinterqueer.org/, das Transgender Netzwerk<br />
Berlin, http://www.tgnb.de/, sowie alle Unterzeichnerorganisationen des bundesweiten Eckpunktepapiers<br />
zur Reform des Transsexuellengesetzes (TGNB/TRIQ 2009): ABqueer e. V. Berlin, G-Institut, Kingz of<br />
Berlin, LSVD e. V., Queer Christ Berlin, SHG Chemnitz, Sonntags-Club e. V., Switch Hamburg, TransGender-<br />
Town (Rosalinde Leipzig e. V.), Transvita Karlsruhe, Viva TS e. V. München, http://www.transinterqueer.org/<br />
uploads/Eckpunkte_TSG_April_09.pdf. Im Augenblick liegt eine Anfrage an das Europäische Parlament zur<br />
Entpathologisierung <strong>von</strong> Geschlechtsidentitätsstörungen vor (EP et al. 2010).<br />
67 Becker 2009, S. 12.<br />
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