12.01.2013 Aufrufe

Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nach Mizock/Lewis erhöht Diskr<strong>im</strong>inierung am Arbeitsplatz die Belastung <strong>von</strong> Trans*Per-<br />

sonen, die auch außerhalb des <strong>Arbeitsleben</strong>s Diskr<strong>im</strong>inierungen erfahren. Die Bewälti-<br />

gung der Erfahrungen werde erschwert, dies auch durch ökonomische Unsicherheit durch<br />

Bedrohung bzw. Verlust des Arbeitsplatzes. 273<br />

Haller/Auer (2004) beschreiben als Bewältigungsstrategie <strong>von</strong> LSBT-Arbeitnehmer_innen<br />

gegen Erfahrungen <strong>von</strong> bzw. aus Angst vor Diskr<strong>im</strong>inierung das Bestreben, sich unersetzlich<br />

zu machen, was einen hohen Leistungsdruck mit sich bringe. 274<br />

1.6 Forschungslücken<br />

Die ausgewerteten Studien legen unterschiedliche Trans*Begriffe zugrunde und befassen<br />

sich mit sehr verschiedenen Ausschnitten <strong>von</strong> Lebensrealitäten und Identitäten <strong>von</strong> Trans*-<br />

Personen. Die Daten sind deshalb nur eingeschränkt vergleichbar. Zum Teil werden kleine<br />

Stichproben mit quantitativen Methoden ausgewertet, was zu Verzerrungen führt. Handelt<br />

es sich um Studien zu LSBT-Untersuchungsgruppen allgemein, weisen diese die einzelnen<br />

Anteile der lesbischen, schwulen, bisexuellen oder trans* Befragten nicht aus, sondern<br />

fassen sie in Gesamtstatistiken zusammen. Trans*Teilnehmer_innen machen meist einen<br />

sehr geringen Teil der Befragten aus. Da sich die Lebensrealitäten und Diskr<strong>im</strong>inierungserfahrungen<br />

in Bezug auf sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche Identität z. T. erheblich<br />

unterscheiden, 275 ist die interne Validität nicht gegeben.<br />

1.6.1 Empirie zu Trans*<br />

Es gibt keine offiziellen Zahlen für die in Deutschland lebenden <strong>Trans*Personen</strong>. Die Deutsche<br />

Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) e. V. spricht <strong>von</strong> 60.000 bis<br />

100.000 Personen. 276 Verschiedene Schätzungen variieren zwischen 2.000 und 100.000 Personen277<br />

, die große Varianz erklärt sich durch die Unterschiedlichkeit der zugrunde gelegten<br />

Trans*Definitionen. 278 Medizinische und juristische Quellen erfassen meist nur Personen,<br />

die als transsexuell diagnostiziert wurden und Schritte des Geschlechtswechsels<br />

vornehmen. Trans*Organisationen beziehen in ihre Schätzungen meist auch Menschen<br />

ein, die ihre Körper nicht medizinisch verändern bzw. sich nicht dem offiziellen Begutach-<br />

273 Vgl. ebd., S. 345 f. Clements-Nolle et al. (2006) weisen auf eine signifikant höhere Zahl an Suizidversuchen<br />

unter arbeitslosen <strong>Trans*Personen</strong> hin, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit weiteren Faktoren wie Strafvollzug,<br />

Depression, sexuelle Gewalt, Drogenkonsum zu sehen sei: vgl. ebd., S. 59. Nach Lombardi et al. (2002) erhöht<br />

ökonomische Diskr<strong>im</strong>inierung das Risiko <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong>, Opfer <strong>von</strong> Gewalt zu werden: vgl. ebd., S. 90, 94.<br />

274 Vgl. Haller/Auer 2004, S. 27.<br />

275 Vgl. Weiss 2001, S. 126, S. 131.<br />

276 Vgl. Çınar/Strähle 2010, S. 21; Website der dgti, Artikel <strong>von</strong> Alex Regh (2008): „Zahlenspiele, oder: Wo sind sie<br />

denn hin?“, http://www.dgti.org/texte/Zahlenspiele.htm.<br />

277 Vgl. Çınar/Strähle 2010, S. 21, Fußnote 45, in der eine E-Mail der Antidiskr<strong>im</strong>inierungsstelle des Bundes vom<br />

13.08.2009 zitiert wird: „Im Rahmen einer Recherche zu Ihrer Frage möchten wir Ihnen jedoch folgende<br />

Einschätzung abgeben: Konkrete Zahlen liegen nicht vor. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass<br />

es keine zuverlässigen statistischen Erhebungen hierzu gibt. Verschiedene Quellen gaben Schätzungen an,<br />

deren Höhen <strong>von</strong> 7.000 bis hin zu 100.000 variieren.“ Auch das statistische Bundesamt verfügt nicht über<br />

Daten zur Zahl <strong>von</strong> <strong>Trans*Personen</strong> in Deutschland, und bezieht sich auf Schätzungen zwischen 7.000 und<br />

100.000 (vgl. ebd., Fußnote 45).<br />

278 Auch ist wenig über die Verteilungsraten zwischen Transfrauen und Transmännern bekannt. Rhodes (2009)<br />

spricht für das Vereinigte Königreich <strong>von</strong> einer Rate <strong>von</strong> 1,25 Transfrauen <strong>im</strong> Vergleich zu Transmännern<br />

(vgl. ebd., S. 32). Viele Quellen gehen jedoch <strong>von</strong> einer ähnlichen Gender-Parität wie in der Gesamtbevölkerung<br />

aus (was zwischengeschlechtliche Trans*Lebensweisen außer Acht lässt), in Deutschland sogar <strong>von</strong><br />

einem leichten Transmann-Überhang (53 %) (vgl. Whittle et al. 2008; Rhodes 2009, S. 34). Gesicherte Zahlen<br />

liegen nicht vor.<br />

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!